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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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Unangreifbarkeit“, wie es in den Lilienpapieren hieß. Ein Zustand, den Gerald mittlerweile für einige Stunden aufrechterhalten konnte.
    Unsichtbarkeit strengte ihn normalerweise nicht an. Doch eine Unsichtbarkeit, die ihn unverletzlich machte, war für Gerald eine ganz andere Herausforderung. Wenn er sich nicht ununterbrochen auf diesen Zustand konzentrierte, konnte es passieren, dass er ihn verließ. Das aber würde in dieser Welt sein Ende bedeuten. Ein Moment der Unaufmerksamkeit – und sein Leben wäre verwirkt.
    In dieser Hinsicht war es beruhigend, dass Geralds Name immer noch auf einem Stück Mondpapier stand. Zwar gehörte das Mondpapier einer bösen Cruda, der nicht zu trauen war, doch es würde immerhin dafür sorgen, dass Gerald eine zweite Chance bekäme, wenn er unbedacht sein Leben verlöre. So wirkte nämlich das Mondpapier: Starb die Person, die ihren Namen auf das Papier geschrieben hatte, entstand sie dort, wo sich das Papier befand, ein zweites Mal. Grohann versicherte, dass diese zweite Person mit der verstorbenen Person identisch war. Sie war wieder vorhanden, als wäre sie nie weg gewesen, mit all ihren Gedanken, Erinnerungen und Eigenheiten. Er wusste das, denn er hatte es selbst ausprobiert, bevor er Geralds Leben einem Stück Papier anvertraute.
    Gerald besaß also so eine Art Lebensversicherung. Einmal durfte es schiefgehen mit der toten Welt, doch Gerald wollte es nicht darauf ankommen lassen. Es machte sicher keinen Spaß zu sterben. Außerdem – wer wusste schon, wozu er sein wertvolles Ersatzleben noch brauchen würde? Ihm und Amuylett standen schließlich schwierige Zeiten bevor.
     
    Heute war die Zeit, die Gerald zur Erforschung der toten Welt zur Verfügung stand, schon fast abgelaufen. Und wie all die Male zuvor hatte er überhaupt nichts gefunden. Es war eigentlich kein Wunder. Diese Welt war groß – so groß wie jede Welt. Wie sollte er da zu Fuß etwas finden, wovon er nicht wusste, wie es aussah und wo es sich befand? Wie immer, wenn er nicht weiterwusste, schwirrten die wichtigsten Zeilen der Lilienpapiere durch Geralds Kopf, ohne dass es ihn klüger machte:
     
    Das erste Erdenkind besitzt das Talent für Türen und Tore. Es erschafft die Tür zu einer Toten Welt.
     
    Das zweite Erdenkind wird unsichtbar bis zur Unangreifbarkeit. Es betritt die Tote Welt und verschließt ihre Wunde.
     
    Das dritte Erdenkind tritt als Fee in die neue Welt. Es erfüllt Erde, Wasser und Luft mit Leben.
     
    Das vierte Erdenkind bevölkert die Welt mit alten und neuen Wesen. Es schließt die Tür zur Toten Herkunft.
     
    Das fünfte Erdenkind aber darf die neue Welt nicht betreten. Denn sein Talent ist der Tod und nur der Tod und niemand kann es töten.
     
    So weit das Vermächtnis der fünf Erdenkinder, die einst Amuylett besiedelt hatten, genau auf diese Weise. Erdenkinder – das waren Menschen, die aus einer Welt ohne Magikalie stammten. Sie entwickelten die Talente in der Reihenfolge, wie sie in den Lilienpapieren beschrieben war, um in einer Welt voller Magikalie zu überleben. Ein sechstes Erdenkind wäre der Magikalie nicht mehr gewachsen und würde sterben.
    Geralds unkörperliche Existenz erleichterte sich in einem erdachten Seufzer. Hätten die Erdenkinder nicht etwas deutlicher werden können? Ein paar Hinweise zu der Wunde, die es zu verschließen galt, das wäre wirklich nett gewesen. Doch sie hatten sich der Geheimniskrämerei verschrieben, die Erdenkinder des Anbeginns, da es sich bei diesen Zeilen angeblich um gefährliches Wissen handelte. Zu dumm, dass jetzt keiner mehr verstand, was zu tun war …
    Ein letztes Gebäude wollte Gerald noch betreten, bevor er seine Suche für heute aufgab. Es war ein riesiges Gebäude mit vergitterten Fenstern und fest verschlossenen Metalltüren. Doch Gerald war ja unsichtbar bis zur Unangreifbarkeit und konnte auf diese Weise durch die dicken Metalltüren hindurchspazieren. Der Nachteil dieses Zustands war, dass Gerald nichts anfassen konnte. In Amuylett konnte er einfach in den Zustand der „normalen“ Unsichtbarkeit wechseln und Dinge in seine Hände nehmen, öffnen, schließen und durchblättern. Hier nicht. Hier musste er von Anfang bis Ende unangreifbar bleiben.
    In diesem Gebäude, das Gerald gerade betrat, war das ein besonders großer Nachteil. Denn Gerald war in einer riesigen Bibliothek gelandet. Hier steckten Abertausende von Büchern in den Regalen, doch es gab für Gerald keinen Weg, sie herauszuziehen und darin zu
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