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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz
Autoren: Aufbau
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vielleicht wegen seines ungestümen Begehrens, vielleicht, weil sie sich selbst an die Göttin verloren geglaubt hatte.
    Er wusste, ihnen blieb keine Zeit mehr. Vorsichtig berührte er ihr Gesicht und strich mit dem Finger über ihre Wange. Noch immer war sie angenehm kühl, aber es war wieder die Lin, die er kannte. »Engil ist gerettet.
Er
kann nichts tun, wenn du gehst.« Flehend sah er sie an. »Komm mit mir zurück!«
    Lin sah sich um, erblickte die brennenden Throne am Horizont und war noch immer unentschlossen. Zu oft war sie enttäuscht worden und vertraute ihm nicht mehr; Degan spürte es und verfluchte sich selbst dafür. Er sprang auf, nahm ihre Hand und zog sie einfach mit sich. »Er hat deine Eltern getötet!«
    »Ich liebe dich«, grollte der Gott über den Horizont hinweg zur Antwort. »Der Halbgreif hat dich nie geliebt.«
    Vor ihnen begann die Luft zu flirren und sich zu einem festen Bild – einem Mann – zu formen. Lin blieb wie angewurzelt stehen und starrte vom Bild des Mannes zu Degan und wieder zurück. Es war nur eine Illusion, die der Gott ihr sandte, um sie zu verwirren, doch sie brachte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht. Selbst Degan war irritiert. Der andere sah aus wie er selbst und streckte auffordernd den Arm nach Lin aus. »Ich kann er sein … doch viel besser … so, wie du ihn dir immer erträumt hast … Ich biete dir ewige Liebe, denn nur die Liebe der Götter ist ewig; ein Teil von dir ist göttlich … Du wirst ihn auf ewig unglücklich lieben, wenn er dich wieder verlässt … Lin. Er liebt dich nicht … Seine Küsse und Umarmungen sind Lügen, um dich von mir fortzulocken.«
    Lin stand wie erstarrt, während Degan ihre Hand nicht losließ. »Hör nicht auf ihn, Lin! Er ist derjenige, der dich getäuscht hat!«
    Plötzlich löste sich ihre Anspannung. Die Unentschlossenheit fiel von ihr ab. Sie sah auf ihre Füße und flüsterte resigniert: »Vielleicht täuscht ihr mich ja beide – wer vermag das zu sagen? Doch Liebe lässt sich nicht täuschen.« Sie wandte sich vom falschen Degan ab und flüsterte: »Was immer du mir zu geben vermagst … mein Herz würde doch immer wissen, dass du nicht
er
bist.«

Ein neuer Weg
    Lin schlug die Augen auf und atmete milde Luft, die nach getrockneten Kräutern und Getreide duftete. Sofort schüttelte sie ein trockener Husten, da ihre Kehle wie ausgedörrt war. Jemand hielt ihr eine Schale mit Wasser an die Lippen, die sie gierig austrank. Langsam klärte sich der Schleier vor ihren Augen. Sie blinzelte, um sich an das Sonnenlicht zu gewöhnen. Lin wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie lag auf einem einfachen Lager mit Holzrahmen in einem engilianischen Lehmhaus. Um sich herum und über sie gebeugt waren erwartungsvolle Gesichter, die sie anstarrten wie ein fleischgewordenes Wunder – ein kleiner Junge, mehrere Mädchen, ein alter Mann … und Jevana! Endlich ein vertrautes Gesicht!
    Als sie sich aufzusetzen versuchte, begann sich in ihrem Kopf alles zu drehen, so dass Jevana sie zurück auf das Lager drückte. Der Alte reichte ihr eine zweite Schale mit herrlich frischem Wasser, das sie dieses Mal in kleinen Schlucken trank. Kurz darauf ließ das Brennen ihrer Kehle nach. Lin bedankte sich mit krächzender Stimme bei dem Alten. Leider starrten noch immer alle sie an, als trüge sie ein Kleid aus silbernen Federn.
    Jevana setzte sich zu ihr auf das Lager und tätschelte ihre Hand. »Du bist in Engil, im Haus meiner Sippe. Wir haben dich aus dem Tempel hierher gebracht, nachdem Degan dich aus dem Reich des Gottes zurückgeholt hatte.«
    Lin nickte, denn das Sprechen fiel ihr schwer. Doch die erwartungsvollleuchtenden Gesichter ließen vermuten, dass man irgendetwas von ihr erwartete. Fragend sah sie Jevana an, die etwas nervös zu sein schien. Eine unangenehme Stille entstand, in der Lin das Gefühl bekam, in einem Käfig zu sitzen.
    »Göttin!«, platzte plötzlich der Alte heraus und fiel vor ihrem Lager auf die Knie. Sofort folgten alle bis auf Jevana seinem Beispiel. Lin fiel ein, dass der alte Mann Jevanas Vater war und die anderen ihre Brüder und Schwestern und Basen. Mit einer Stimme murmelten sie: »Göttin … Sala … wir sind geehrt, dass du Gast in unserem Haus bist.«
    Lin lief rot an, während sie auf die sie anbetenden Menschen hinabsah, und gab Jevana ein flehendes Zeichen mit den Augen, sie fortzuschicken. Jevana tat ihr den Gefallen, und ihre kleine Empfangsgesellschaft zog sich enttäuscht in einen
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