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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande
Autoren: Birgit Otten
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mit derjenigen, in der du zuletzt leben musstest, durch verschlungene Pfade und Wege, die gut gehütet werden, damit kein Unheil eindringen kann. Doch manchmal entsteht das Unheil auch innerhalb der Grenzen, die wir zum Schutz errichtet haben.“ Er legte seinen Arm um mich und streichelte mein Haar, als wäre das ebenso selbstverständlich zwischen uns wie Gestaltwandeln und seltsame Ahnungen. „Iwa, du bist ein Waldwesen, so wie ich, so wie Bocca. Wir alle verfügen über Magie, Baummagie, Pflanzenmagie, die Magie der Wandlungen. Wir sind sehr, sehr langlebig, aber unsterblich sind wir nicht. Die Frauen sind meist an einen bestimmten Baum gebunden, dessen Schicksal eng mit ihrem verknüpft ist. So war es auch bei dir, Iwa. Die Menschen nennen das eine Dryade.“
    Ich genoss seine Hand in meinen Haaren. Mein Denken funktionierte nicht mehr, nur noch das Fühlen und der Instinkt.
    „Und du?“, fragte ich. „Und wer ist Bocca?“
    „Die Magie der Männer bei uns ist eine andere, und wir bewegen uns frei im Wald. Wir sind uns dort begegnet, Iwa, vor langer, langer Zeit einmal – und dann immer wieder.“ Er schmunzelte und drückte mir einen Kuss ins Haar, der mich leicht erzittern ließ. „Wir haben uns geliebt, damals. Wir wollten zusammenbleiben.“
    „Was ist geschehen?“, flüsterte ich.
    „Bocca und ich haben uns nie verstanden, und natürlich gefiel es ihm nicht, dass du dich für mich entschieden hast. Er wollte dich ebenfalls für sich, schon allein aus dem Grund, weil er dich mir nicht gönnte. Er hat versucht, uns auseinander zu bringen. Er hat Dinge getan, die ein Waldwesen niemals tun sollte – und als sein Hass immer größer wurde, geschah das Unvorstellbare. Er hat Hand an deinen Baum gelegt, um ihn zu zerstören. Er wollte dich töten, Iwa. Und er will es immer noch.“
    „Aber... ich lebe noch“, murmelte ich.
    „Alle Waldwesen haben ihre Magie vereint und dich in diese Welt geschickt, um dich zu retten, um dich so lange am Leben zu erhalten, bis wir einen Weg gefunden hätten, damit du wieder bei uns leben kannst. Hier warst du ein Mensch unter anderen, diese Gestalt haben wir dir mit auf den Weg gegeben, und niemand konnte sie mehr ändern. Wir haben dir eine neue Erinnerung geschenkt, damit du überleben konntest.“
    „Und... Bocca?“
    „Er wurde verbannt, doch es ist ihm selbst dort gelungen, hinter unser Geheimnis zu kommen. Er ist dir gefolgt und hat versucht, hier sein Werk an dir zu vollenden. Nun – es ist ihm bisher nicht gelungen.“ Er schmunzelte wieder. „Woran ich nicht ganz unbeteiligt war.“
    „Du...?“
    „Ich bin dir ebenfalls gefolgt, um über dich zu wachen und dich zu beschützen. Du hast mich nicht gesehen, denn niemand achtet auf eine Katze, die in der Nacht mit der Dunkelheit verschmilzt. Nur heute ist es knapp geworden – das war so nicht eingeplant. Es ist hier zu gefährlich geworden, und wir müssen deine Rückkehr riskieren.“
    Ich drehte mein Gesicht zu ihm hin, konnte noch immer nicht glauben, was ich da alles hörte. „Das Auto heute“, fragte ich. „Was ist da passiert?“
    „Das war Bocca“, erklärte er, und seine Stirn wurde plötzlich düster. „Ich sah ihn mit dem Auto auf dich zu rasen, und mir blieb nichts anderes übrig, als aus der Deckung auf seine Windschutzscheibe zu springen, ihn so zu irritieren, dass er das Lenkrad herumreißen würde. Das ist mir dann auch gelungen, es ging aber nicht ohne Blessuren ab – ich wurde auf den Bordstein geschleudert, wo du mich dann gefunden hast.“
    „Du warst verletzt!“, stellte ich fest. „Das hatte ich doch richtig gesehen!“
    „Ja, doch wir sind magische Wesen, und unsere Wunden heilen sehr schnell. Das ist auch bei dir nicht anders. Wie oft bist du bei einem Arzt gewesen...? Siehst du, das wusste ich doch.“
    „Du hast mir das Leben gerettet“, wiederholte ich langsam. „Immer und immer wieder?“
    Er nickte zufrieden. „Ja, und das meiste davon hast du nicht einmal mitbekommen. Es wird hier immer gefährlicher für dich, und irgendwann werde auch ich dir nicht mehr rechtzeitig helfen können. Wir müssen dich hier wegbringen.“
    Mein Kopf fühlte sich an wie aus Watte. „Aber wenn mein Leben doch an diesen Baum... Also, wenn das stimmt und der Baum zerstört ist... wie könnte ich dann...“
    Asc nahm mein Gesicht in beide Hände. „Es ist uns gelungen, einen Samen aus dem sterbenden Baum zu retten. Mit Hilfe unserer Lebensmagie ist er schon zu einem Schößling
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