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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf
Autoren: Alexander Zeram
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das doch gar nicht sehen." wirft Zeramov ein. "Noch dazu bei einem Bärtigen!"
    "Behalten Sie doch Ihre Gedanken für sich, Zeramov!" faucht Baldwin seinen Drehbuchautor an. "Weiter, mein Gutester ... was geschah dann?"
    "Mir hoben zu winken und zu rufen begonnen. Aber der Alte hot sich nicht geriehrt. Pletzlich effnet sich a zweites Fenster im Turm und wie aus dem Nichts kommt a ganzer Schwall siedend heißes Ehl ieber uns. Se kennen sich wohl vorstellen, wie mir sein geflichtet. A paar von uns konnten entkommen, die andren sind verkohlt in an wilden Feuerbrand, der sich hot bald ausgebreitet ieber den ganzen Burghof."
    "Entsetzlich!" Baldwin gibt sich erschüttert.
    "Ja! Viele von uns sind nicht mehr übrig." bemerkt Zeramov, der mit wachsender Begeisterung in seinen Notizblock kritzelt.
    "Was machen Sie eigentlich, Alexej?" damit wendet sich Baldwin jetzt an ihn.
    "Ich notiere mir ein paar Stichpunkte zum Traum des Doktors. Vielleicht kann man das später einmal umschreiben und einen Film draus machen." erklärt der Drehbuchschreiber.
    "Aaah ... diese Realisten. Alles werten sie sofort aus!" jammert Baldwin und breitet die Arme aus, so als wollte er alle Irrealisten brüderlich umarmen. "Egal... weiter, mein Lieber: Was haben Sie anschließend unternommen?"
    "Am liebsten hätt' mir uns alle selbst umgebracht. Aber nirgends lag was herum, womit ma sich hätt' a schnelles Ende bereiten kennen."
    "Und? - Daher habt Ihr Euch wofür entschieden?"
    "Herr Zeramov, pletzlich hom mir wieder Mut gehobt wie tapfere Helden. Mir hom beschlossen den alten Mann und seine besen Mächte zu bekämpfen. Und da hot sich mit an Schlag olles verändert. Mit Schrecken stellt' mir uns fest, doss unsre Kleider in Ristungen war'n verwandelt und auf dem Boden hom ieberall Leichen und Waffen herumgelegen. Das war'n die Leit, die wo vor uns in der Schlacht ihr Leb'n hom missen lassen. Und noch amal stirmen mir auf die Tier los und da gibt se ganz leicht nach. Ieber a steile Wendeltreppe sind mir gestiegen ... bis donn pletzlich olles hot gewackelt und die Trepp' einfach in a grausliche Dunkelheit is' versunken."
    "Unglaublich!" entfährt es Baldwin.
    "Aber wann ich's doch sog. Ich hob es selbst getreimt!" beteuert Dr. Glücklich, dem der Schweiß in großen Perlen übers hochrote Gesicht rinnt.
    "Und was wurde aus euch?" erkundigt sich nun Zeramov.
    "Wie? – Ach, so ... no, ich bin aufgewacht!" antwortet der Doktor verstört.
    "Immer wenn's spannend wird, erwachen die Leute ... so ein Unsinn!"
    Baldwin und der Erzähler werfen Zeramov wütende Blicke zu. Der aber achtet nicht darauf, steckt den Notizblock weg und lacht vergnügt in sich hinein.
    "Tja, mein lieber Doktor ... das war natürlich ein aufreibender Traum." Baldwin versucht sich zu beruhigen. "Aber was könnte er zu bedeuten haben?"
    "No, das ist ganz leicht, Herr Baldwin."
    "So?"
    "Herr Hieller hat uns gestern Abend a paar Kleinigkeiten verroten, von denen Sie uns noch nicht amol a Andeutung hom gegeben. Oder kennen Sie den 'Feieraugen-Orden' nicht?"
    Baldwin sieht betreten zu Boden.
    "Herr Baldwin ... mir erwarten a Erklärung."
    Im Plan des Signore war vorgesehen, dass Dr. Glücklich an dieser Stelle zurück zum Ford kommen würde. Nicht vorgesehen in diesem Plan war jedoch die ganze Traumerzählung, denn von seinem Traum hat der Arzt noch nicht einmal eine Andeutung gemacht. Da nun alles so lang gedauert hat, haben die anderen unterdessen den Entschluss gefasst, dem Doktor beizustehen.
    Baldwin will eben mit ein paar Entschuldigungen beginnen, da erscheinen Signore Musselino, Ricci, Marlène und Michel hinter dem Arzt. Keiner von ihnen sieht aus, als wolle er irgendwelche Träume erzählen. Baldwin weiß, warum sie sich hier vor seinem Wagen formieren. Auch Zeramov weiß es und vielleicht lacht er deshalb so unverschämt.
    "Sehen sie, Chef - Sie hätten nichts verschweigen sollen." höhnt er und muss sich auch schon vor einem Fußtrittversuch in Sicherheit bringen.
    "Sparen Sie sich ihre idiotischen Bemerkungen, Zeramov!" schreit Baldwin dem Flüchtenden nach.
    Große Überlegungen kann er jetzt nicht mehr ausarbeiten, denn sofort wird er von den Hintergangenen mit Fragen und Vorwürfen überfallen.
    "Baldwin, Sie haben uns schwer enttäuscht. Dio, erklären sie uns, was diese Geheimnistuerei soll!" mit diesen Worten fasst der Signore ihrer aller Ärger zusammen.
    Baldwin weiß, wie gut der Signore die Deutsche Sprache beherrscht und gerade deshalb fühlt er sofort die
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