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Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Titel: Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Autoren: Sharon Page
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sehr ernst an. Sie trat so dicht neben Grace, dass ihre Freundin sie trotz der romantischen Walzerklänge gut verstehen konnte. „Mein Bruder ist ein Wüstling.“
    Paare wirbelten vorbei, elegant und im Licht der tausend Kerzen strahlend. Die Hände der Gentlemen ruhten auf den schlanken Rücken ihrer Partnerinnen; die behandschuhten Finger der Damen verschlangen sich mit denen der Herren. Röcke schwangen um anmutige Knöchel, und Frackschöße flogen hoch und gaben den Blick frei auf muskulöse, in dunklen Hosen steckende, männliche Hinterteile.
    Grace seufzte. „Sind nicht die meisten Männer tief in ihren Herzen Wüstlinge? Genau das macht sie doch so interessant. Aber kein Gentleman würde es sich herausnehmen, sich mir gegenüber tatsächlich wie ein Wüstling zu benehmen.“
    „Wofür du unendlich dankbar sein solltest.“ Sie waren gleichaltrig, beide achtzehn, doch Lady Prudence sah plötzlich weise und erwachsen aus. „Du bist so außergewöhnlich schön, Grace, du wirst dich unglaublich gut verheiraten.“
    „Tatsächlich?“ Die Zeit wurde knapp. In ein oder zwei Wochen würde es in London vor eleganten Männern und Frauen nur so wimmeln. Ihre ältere Schwester Venetia war bereits in London, lebte in einem gemieteten Stadthaus und malte erotische Kunstwerke, um Geld für die Familie zu verdienen, während ihre Mutter krank vor Sorge war.
    Und Grace konnte sie alle retten, indem sie einfach nur einen reichen Mann heiratete.
    Sie bohrte die Spitze ihres Schuhs in den glänzenden Parkettboden und packte ihren Fächer so fest, dass sie die splitternden Holzstäbe durch ihren Handschuh spürte. Indem sie einen Mann aus adliger Familie eroberte, wäre es ihr möglich, ihre Familie vor dem Armenhaus zu bewahren. Auf diese Weise konnte sie ihrer Mutter wieder Zutritt zu der Welt verschaffen, die sie vor vielen Jahren verstoßen hatte.
    An ihrem dreizehnten Geburtstag hatte Grace einen schlichten und einfachen Plan gefasst. Durch eine entsprechende Heirat würde sie sich einen Titel verschaffen. Dann wäre sie in der Lage, die Dinge wieder geradezurücken. Jeder bestätigte ihr, dass sie hübsch war, dass sie zu einer echten Schönheit heranwachsen würde. Sie hatte die vertraulichen Gespräche belauscht, in denen alte Damen ihrer Mutter zu erklären pflegten, wie wertvoll ihre Schönheit eines Tages für sie werden könnte.
    „Das ist mein Ernst, Grace.“ Lady Prudence packte sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht. Die Seide von Grace’ Kleid – es war eigentlich eines von Lady Prudence, das sie gekauft, später aber nicht mehr gemocht hatte – strich um ihre Beine. „Glaub kein Wort von dem, was mein Bruder sagt“, warnte die Freundin sie. „Es gibt keine einzige junge Frau auf seinem Anwesen, die er nicht … mit der er keine Intimitäten ausgetauscht hat.“
    „Ich weiß.“ Und so war es. Sie wusste, dass es sehr dumm von ihr war zu glauben, dass Lord Wesley, ein reicher Erbe und dabei ein unglaublich gut aussehender Mann, eine so unbedeutende Person wie sie heiraten würde. Aber andererseits wusste sie auch, nach nur einer Woche, dass sie es nicht ertragen konnte, sich mit weniger zu begnügen. Es war nicht sein Titel, den sie wollte – es ging um ihn. Um den Mann.
    Grace tippte sich mit ihrem zerrissenen Fächer gegen die Lippen. Sie wollte alles. Warum sollte sie sich nicht gut verheiraten und gleichzeitig mit einem Mann zusammen sein, den sie liebte und begehrte? Oder erhoffte sie sich einfach zu viel, obwohl doch gleichzeitig die Absicherung ihrer Familie auf dem Spiel stand?
    Prudence zeigte eine mütterlich-besorgte Miene. „Eine Menge Gentlemen sind schon völlig vernarrt in dich, Grace. Lord Ornsbrook, immerhin Viscount und noch dazu sehr wohlhabend, ist ein wirklich guter Fang. Und Pelworth hängt dir praktisch bei jedem Wort an den Lippen, und er ist ein Earl.“
    Grace schluckte mühsam. Beide Männer schienen perfekt zu sein: jung, einigermaßen attraktiv und unfähig, in ihrer Gegenwart auch nur ein vernünftiges Wort herauszubringen, was als gutes Zeichen zu werten war.
    Mit ihrem Fächer deutete Prudence auf einen schlaksigen blonden Mann, der ununterbrochen lachte, während er sich über die Tanzfläche bewegte. „Sogar Sir Randolph Thomas dort drüben! Er besitzt ein Vermögen! Ja, er ist ein grauenhafter Tänzer, aber seien wir doch mal ehrlich, eine Frau tanzt niemals mit ihrem Ehemann.“
    „Prudence, nein …“
    „Oder Lord Wynsome. Abgesehen von seinem
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