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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Der spanische Festkalender ist ziemlich dicht gedrängt. Als Besucher haben Sie dabei nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie lassen sich mitreißen oder Sie meiden den Ort des Geschehens. Dazwischen gibt es nicht viel.
    Die bota , der Weinschlauch, aus dem Lena getrunken hat, ist bei Straßenfesten besonders beliebt, weil mit seiner Hilfe viele aus einer »Flasche« trinken können, ohne dass sie den Ausguss mit dem Mund berühren müssen. Die feinere Variante ist der porrón , eine Glaskaraffe mit zwei Öffnungen. Was beide gemeinsam haben: Man muss schon einige Zeit üben, bis man ohne Zwischenfälle daraus Rotwein oder Sangría trinken kann. Wie man das anstellt? Den Kopf in den Nacken legen, bota oder porrón über Kopfhöhe heben und Richtung Mund neigen. Der Wein schießt jetzt in einem dünnen Strahl aus dem Trinkrohr und wird direkt mit dem Mund aufgenommen. Die Schwierigkeit besteht darin, die Mundöffnung genau zu treffen und die Flüssigkeit zu schlucken, ohne dabei den Mund zu schließen.

    Diego startet noch einen Versuch, Lenas Laune wieder aufzubessern.
    »Kennst du eigentlich die Geschichte von Boabdil, dem letzten Emir von Granada, der auch el chico , das Kind, genannt wurde oder el Zogoibi , der Unglückliche, weil er der war, der von den Christen besiegt wurde?«
    Lena schüttelt den Kopf.
    »Sein Vater war übrigens Abu l-Hasan Ali, genannt Muley Hacén. Nach ihm wurde unser höchster Berg in der Sierra Nevada, der Mulhacén, benannt, weil er sich gewünscht hatte, auf seinem Gipfel begraben zu werden. Der Sage nach liegt er auch dort oben und hat so seine geliebte Alhambra immer im Blick. Wusstest du das?«
    »Nein, keine Ahnung. Hört sich aber interessant an. Wie hoch ist denn dieser Berg?«
    »3.482 Meter. Also pass auf, es geht noch weiter mit der Geschichte. Als Boabdil, der Sohn des Muley Hacén, nach seiner Niederlage gegen die Christen aus Spanien fliehen musste – er wollte nach Fes in Marokko –, kam er auf einer Passhöhe an eine Stelle, von der er einen letzten Blick auf die wunderbare Stadt Granada werfen konnte. Dieser Ort heißt heute El suspiro del moro – Der Seufzer des Mauren ►. Boabdil setzte sich dort nieder und seufzte nicht nur, er weinte sogar wie ein Schlosshund. Worauf ihn seine Mutter, die wohl eine rechte Furie war, anblaffte, er solle nicht wie ein Weib beweinen, was er zuvor nicht wie ein Mann habe verteidigen können. Damit meinte sie Granada, die Wunderbare, mit der roten Burg, die auf Arabisch Alhambra heißt.«
    Diego sieht in Lenas friedliches Gesicht.
    »Na, ist das nicht eine schöne Geschichte?«
    »Ach ja«, seufzt Lena. »Wie weit ist es eigentlich von hier nach Granada?«
    »350 Kilometer. In ein paar Stunden wären wir da. Sollen wir? ¿Vamos? «
    » ¡Pues sí, vamos! – Na dann los!«

    El suspiro del moro – Der Seufzer des Mauren
    Salman Rushdie hat diesen »letzten Seufzer« literarisch verarbeitet. Sein Roman »Des Mauren letzter Seufzer« (1996) beschreibt die Geschichte einer reichen christlichen Gewürzhändlerdynastie aus dem indischen Kerala durch das 20. Jahrhundert aus der Sicht ihres letzten Vertreters, Maroes Zogoiby.

32. ¡Feliz Navidad!
    oder: Santa Claus, Niño Jesús, Reyes Magos & Co.
    »Tom, hast du schon Lose für den Sorteo de Navidad gekauft?«, ruft Javi quer durchs ganze Großraumbüro.
    »Weihnachtslotterie? In Deutschland hab ich noch nie was gewonnen, Spielen ist doch nur was für Doofe, die nicht rechnen können«, winkt Tom ab.
    »Ja vielleicht bei euch in Deutschland, bei uns in Spanien ist das anders. Hier kennt jeder mindestens einen, der schon einmal ganz viel Geld gewonnen hat und hier gibt es keinen einzigen Menschen, der keine Lose für die Weihnachtslotterie kauft. Du musst auch mitmachen, denn wenn du kein Los hast, dann langweilst du dich doch während der Ziehung des Gordo nur.«
    » Gordo ?«, fragt Tom. »Der Dicke?«
    »Ja, der dicke, fette Hauptgewinn der Lotterie.«
    »Wann wird er denn gezogen?«
    »Am 22. Dezember und dann sitzen wir alle drei Stunden lang wie die Bekloppten vor dem Kasten und bibbern vor Aufregung.«
    »Sogar ihr coolen Typen hier aus der Firma?«
    »Natürlich, was denkst du denn?«
    Die Verkäufer an den Straßenecken rufen ihre Losnummern in letzter Zeit fast ohne Pausen aus, das hat Tom auch schon gemerkt. Beim Mittagessen erklärt ihm Javi, dass man mehrere Zehntellose ( décimos [ de thimos]) kauft. Ein ganzes Los kostet immerhin stolze 200 Euro. Die Spanier scheinen alle
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