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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Autoren: Alissa Sterne
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geworfen. Ein einfacher rostiger Nagel hatte ihr das Leben gekostet. Sie hatte es geliebt, im Garten zu arbeiten und zu werkeln und hatte sich an einem wunderbaren Sommertag an besagtem Nagel verletzt. Der Finger hatte sich entzündet, anfangs nur leicht. Da sie beruflich viel mit Ärzten zu tun gehabt hatte – sie war in der Firma für die Kontaktpflege zu möglichen Abnehmern zuständig gewesen – hatte sie privat vehement vermieden, medizinischen Rat in Anspruch zu nehmen. Erst als sie nach drei Tagen die komplette Hand nicht mehr hatte bewegen können und sie auf das fünffache angeschwollen war, hatte sie sich von ihm ins Krankenhaus bringen lassen. Zu spät. Nach zwei Tagen auf der Intensivstation war sie an multiplem Organversagen gestorben, ausgelöst durch eine Blutvergiftung.

Anfangs hatte er sich für den Tod seiner Frau verantwortlich gefühlt. Schließlich hatte er die Entzündung komplett unterschätzt. Hätte er sie einen Tag früher in die Klinik gebracht, wäre sie mit hoher Wahrscheinlichkeit heute noch am Leben.

Tessa hatte ihn wieder aufgebaut. Über eine eindeutig zweideutige Zeitungsanzeige war er bei ihr gelandet. Anfangs redeten sie nur. Sie war eine ausgesprochen gute Zuhörerin. Schließlich nahm er auch ihre weiteren Dienstleistungen in Anspruch. Sie verstand ihr Handwerk. Er wusste, dass er sie nicht exklusiv für sich hatte. Das störte ihn. Aber er bezahlte sie ausgesprochen gut und so gab sie ihm das Gefühl, fast ausschließlich für ihn da zu sein. Das reichte ihm.  

2. Kapitel
     

    Seit ihrem 17. Lebensjahr litt sie an einer Art von Verfolgungswahn. Damals war in ihrem Elternhaus eingebrochen worden. Sie war mit ihren Eltern gerade im Urlaub auf Sardinien gewesen. Die Haushälterin hatte die aufgebrochene Terrassentür entdeckt und die Polizei alarmiert. Für die Beamten war es ein Einbruch wie viele andere auch gewesen. Sämtliche Schubladen und Schränke waren aufgerissen und durchwühlt worden. Teure elektronische Geräte, Schmuck und Bargeld hatten sie mitgehen lassen. In welcher Höhe hatte sie nie erfahren. Ihre Eltern hatten versucht, die Ereignisse so weit wie möglich von ihr fern zu halten, um sie nicht noch mehr zu belasten. Keiner wusste, wie sehr sie dieses Erlebnis aber dennoch traumatisiert hatte. Ihre Ängste teilte sie mit niemandem. Sie wollte den Tätern nicht noch mehr Raum geben, indem sie über sie sprach. Ihr Urvertrauen war verloren gegangen. Immer wieder hatte sie sich vorgestellt, wie die Einbrecher durch das Haus geschlichen waren, wie sie die gleiche Luft geatmet und ihre persönlichsten Gegenstände mit ihren dreckigen Händen beschmutzt hatten.

Mit 18 war sie in ihre erste eigene Wohnung gezogen, einer fast unbezahlbaren, traumhaft schönen 3-Zimmer-Penthousewohnung mit einem fantastischen Blick über die
Elbe
– und einem einbruchsicheren Schließzylinder, samt Zugangskontrolle mit PIN und Fingerabdruckleser.

In ihren eigenen vier Wänden fühlte sie sich wieder sicherer. Mit dem Umzug kehrte langsam ein Stück Normalität zurück in ihr Leben.

Dennoch begleitete sie seitdem sowohl bei größeren Menschenansammlungen als auch auf menschenleeren Wegen ein unbehagliches Gefühl - in letzter Zeit verstärkt. Obwohl die Geschehnisse zehn Jahre zurück lagen, beschleunigte sich ihr Herzschlag neuerdings wieder öfters, weil sie sich aus dem Nichts heraus plötzlich beobachtet und verfolgt fühlte.

Wenn es in zwei Wochen nicht wieder besser werden würde, werde sie doch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, nahm sie sich fest vor. Erst vor Kurzem hatte sie gelesen, dass traumatische Erlebnisse auch nach vielen Jahren plötzlich wieder die Oberhand gewinnen konnten, vor allem, wenn sie nur unterdrückt, aber nie behandelt worden waren.  

3. Kapitel - Montag, 08.09.
     

    Wenn der Abend gehalten hätte, was der Morgen versprochen hatte, dann wäre der 8. September ein fantastischer Tag gewesen.

Frühmorgens war sie mit dem Sonnenaufgang um 6:44 Uhr aufgestanden und gleich nach dem Zähneputzen joggen gegangen – ihre übliche Strecke auf dem Deich entlang Richtung
Hetlingen
. Das traumhafte Wetter hatte förmlich dazu eingeladen.
Obwohl schon September war, hatte der Sommer längst noch nicht aufgegeben, sich gegen den drohenden Einzug des Herbstes erfolgreich zur Wehr zu setzen. Aber die ersten Vorboten zeigten, dass der Herbst nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, und er sich demnächst mit aller Macht gegen den Sommer durchsetzen
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