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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo
Autoren: Carola Clasen
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Kai.
    Kai steckte das zerlegte Gewehr zusammen, schraubte den Restlichtverstärker und das Zielfernrohr auf und sagte bewundernd: »Eine Meisterarbeit.«
    »Wie lange dauert es, herauszufinden, ob die drei Patronen, die ich dir gebracht habe, zu diesem Gewehr gehören?«
    »So lange, wie es dauert, einen weiteren Schuss abzugeben und die Kratzspuren auf den Patronen unter dem Mikroskop miteinander zu vergleichen.«
    »Hoffentlich ist überhaupt noch eine Patrone drin. Ich habe nicht nachgesehen.«
    Kai zog das Magazin heraus. Es war leer.
    »Mist«, fluchte Muschalik.
    »Warte«, Kai steckte den kleinen Finger ins Patronenlager, »eine ist noch da.«
    »Dann beeil dich. Ich bin oben im Sekretariat. Ruf mich an«, sagte Muschalik und war schon wieder auf dem Weg.
    »Theo hat die Ergebnisse der Blutuntersuchung«, rief Kai hinter ihm her, »das Blut, das vor und in der Bärenanlage gefunden worden war, war Jartmanns Blut.«
    Muschalik wurde mulmig zumute. Um ein Haar hätte Theo sein Blut untersuchen müssen.
    Als er wieder im Sekretariat erschien, war auch Lise Becker zurück. »Der Ausweis ist in Ordnung«, sagte sie.
    Muschalik konnte es nicht glauben. »Sind die Kollegen sicher?«
    »Ja.«
    »Das kann nicht sein«, rief er und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Er war noch nie so sicher gewesen, den Richtigen zu haben. Alles hatte gepasst. »Das glaub ich einfach nicht.« Berger musste Schneider sein. Er wurde fast wahnsinnig vor Wut und Enttäuschung und lief im Büro ungeduldig auf und ab. Endlich ließ er sich schnaubend auf einen Bürostuhl fallen und sank in sich zusammen.
    »Pech«, sagte Kraft und holte tief Luft.
    Berger grinste wieder.
    »Dann legen Sie mal los. Wir sind ganz Ohr.«
    »Warte noch. Kai muss jeden Moment anrufen«, sagte Muschalik und atmete schwer.
    Kraft nickte.
    Minutenlang war es still im Sekretariat.
    »In welchem Krankenhaus liegt eigentlich Frau Heimbach?«, fragte Kraft plötzlich, und alle zuckten zusammen.
    »In der Uni-Klinik«, sagte Berger.
    »Welche Station?«
    »Geriatrie.«
    »Lise, würdest du dort inzwischen anrufen und nach Frau Heimbach fragen? Dann können wir das schon mal abklären.«
    Lise suchte die Telefonnummer heraus, während Muschalik und Kraft Berger nicht aus den Augen ließen. Langsam begann er sich unwohl zu fühlen, trat von einem Bein aufs andere und wusste nicht, wohin mit den Händen.
    »Den Anruf können Sie sich sparen«, sagte Berger schließlich und Lise klappte das Telefonbuch zu, »sie ist vor einer Woche gestorben. Sie war überfällig.«
    Angewidert bemerkte Muschalik den verächtlichen Ausdruck überfällig und sagte: Als ich sie, warten Sie mal, am … ja, am 27. Juli besucht habe, ging es ihr aber recht gut.«
    »Das geht manchmal schnell, von einem Tag auf den anderen.«
    »Haben Sie nachgeholfen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wäre doch immerhin möglich. Lise, ruf bitte trotzdem an und lass es dir bestätigen. Und frag nach, ob an Frau Heimbachs Gesundheitszustand irgendetwas Auffälliges war.«
    Lise griff wieder zum Telefonbuch, als es klingelte. Kraft nahm ab und schaltete den Lautsprecher ein. Es war Kai.
    »Lorenz, bist du da? Es handelt sich hier um insgesamt vier NATO-Patronen vom gleichen Kaliber, 7,62 mm mal 51 mm. Sie haben alle die gleiche Art Kratzspuren, das heißt, sie stammen alle aus dem G 3, das du mir gebracht hat. Definitiv. Habt Ihr den Täter da oben sitzen? Ich hätte da eine Frage …«
    »Keine Zeit.« Kraft legte einfach den Hörer auf und wandte sich wieder Berger zu, der unbeeindruckt schien.
    »Sie haben also Ben Krämer, Thomas Jartmann und beinahe einen Polizisten erschossen. Warum?«
    Berger wand sich, suchte nach einer Antwort und sagte dann zögernd: »Ich hatte einen Auftrag.«
    »Von Albert Schneider?«, fragte Muschalik.
    »Okay. Wenn ich sitzen muss, dann er auch. Ja, dieses Mal haben Sie Recht. Von Albert Schneider. Aber fragen Sie mich nicht, warum.«
    »Was sollten Sie tun?«
    »Jeden Mann, der ihr zu nahe kam, erschießen.«
    »Jeden?«
    »Nein, natürlich nicht, aber mir kam es fast so vor. Er hat mir vorher Personenbeschreibungen gegeben.«
    »Also sind Sie ein angeheuerter Mörder?«
    »Das hört sich ja gefährlich an«, lächelte Berger, »Sie übertreiben. Ich war ihm einen Gefallen schuldig.«
    »Einen Gefallen? Zwei Morde nennen sie einen Gefallen?«
    »Ja.«
    »Wofür?«
    »Das geht Sie nun wirklich nichts an.«
    »Und ob.«
    Berger scharrte mit den Füßen auf dem Boden. »Er hat
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