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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony
Autoren: Mord auf der Klappe
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Fall dabei haben willst, muss ich jeden Betroffenen befragen dürfen. Ob du ihn nun für schwul hältst oder nicht.“
    „Ach, ja?“ Er stieß einen tiefen Macho- Crunzer aus. „Und was, glaubst du, werden diese Hartgesottenen einer feingliedrigen Elfe wie dir anvertrauen?“
    „Genauso viel jedenfalls, wie sie einem drahthaarigen Türsteher-Affen wie dir erzählen würden.“
    „Ist in Ordnung. Komm mir nur nicht in die Quere. Außerhalb des Viertels hast du keine Polizei-Kompetenzen mehr. Verstanden?“
    Nachdem New Orleans' Antwort auf Virgil Tibbs sich endlich verabschiedet hatte, schloss ich die Bürotür und schnappte mir Robin für ein Gespräch von Mann zu Blödmann.
    „Hast du mir was zu erzählen? Irgendetwas Persönliches, Heikles vielleicht?“
    Er klimperte mit seinen Markisen-Wimpern. „Was denn, Matty! Ich doch nicht! Nein, natürlich nicht.“
    „Wenn du nichts zu verbergen hast, warum habe ich mich dann eben an die Polizei verkauft?“
    Er wand sich wie ein tuntiger Wurm am Haken. „Also gut. Es gab letztes Jahr in Los Angeles ein kleines Problem.“
    „Wie klein?“
    Es war groß genug, um ihn rot werden zu lassen. „So 'ne Art ... Herumlungern ... irgendwie.“
    „Vorsätzlich? „
    „Wie können die wissen, was ich vorhatte? Können die von der Sitte Gedanken lesen oder was?“
    „Du hast so eine Art, deine Absichten ziemlich deutlich zu machen, Liebes. Wie du die Hüften schwenkst und Uniformierten Küsschen zuwirfst.“
    „Aus schierer Freundlichkeit. Wenn's nur um mich ginge, hätte ich ja gar nichts dagegen gehabt. Das hätte ich schon absitzen können. Aber wenn die zu Hause das rausfänden, vor allem mein Vater, das wäre absolut furchtbar.“
    „Er weiß nicht, dass du einen, äh ... etwas unkonventionellen Lebensstil pflegst?“
    „Du spinnst wohl. Wenn Dad auch nur ahnte, dass ich schwul bin, würde er mich umbringen. Du solltest meinen Vater mal sehen. Er ist groß und stark und muy macho . Er wollte immer Baseball mit mir spielen, als ich klein war.“ Robin schüttelte seine Locken. „Ich war eine große Enttäuschung, ich hab's noch nicht mal bis zur Juniorenmannschaft gebracht.“
    „Mach dir nichts draus. Junioren habe ich auch erst sehr viel später schätzen gelernt.“
    Fromm faltete der kleine Delinquent die Hände. „Also habe ich meine Gitarre verkauft, um die Kaution bezahlen zu können, und bin abgehauen. Hättest du das nicht getan?“
    „Kommt auf die Stadt an. Und die Gitarre.“ Ich schraubte meinen Füller auf. „Wann bist du festgenommen worden, wie hieß der Beamte, der dich festnahm, was war das Aktenzeichen, und was gibt es sonst noch, was von Belang wäre?“
    „Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern. Es war alles so ekelig und traumatisch, dass ich versucht habe, es zu verdrängen. Wozu willst du es wissen?“
    „Ich habe einen alten Freund bei den Juristen, der jetzt in L. A. arbeitet. Vielleicht kann er die Sache einstellen lassen. Manchmal braucht man eben nur Geld. Oder einen schwulen Richter. Hast du sonst keine Vorstrafen?“
    „Zählt verschärftes Go-Go-Tanzen auch?“
    „Gott!“

ZWEITES KAPITEL
    SAMSTAGABEND
     
    Robin und ich wohnen im Erdgeschoß eines Hauses im Queen-Anne-Stil aus dem 19. Jahrhundert an der Esplanade Avenue; an der nördlichen Grenze des Viertels. 1974, als es noch Hypotheken zu acht Prozent gab, habe ich das Haus gekauft, und ein paar Freunde, die tuntiger als ich sind, haben es vom Keller bis zum Boden hergerichtet. Wir haben oben drei Wohnungen zu vermieten und eine Warteliste. Bei der Auswahl meiner Mieter bin ich höchst anspruchsvoll und nehme nur solche, die keinen abstoßenden Anblick bieten, wenn man ihnen nach einer ausgedehnten Weinprobe morgens im Hof begegnet.
    Als ich an diesem Samstagabend um sechs die Tür aufschloss, begrüßte mich Nuit Blanche auf die einzige Art, die sie kennt: Sie warf sich wie ein stumpfes Geschoß gegen meine Brust und prallte mit der ganzen Kraft ihrer 60 Pfund auf mich. Nuit Blanche ist mein Freund und Hund. Wir sind uns sehr nahe, weil wir beide Außenseiter sind. Ich bin ein Schwuler, und sie ist Ausschuss. Blanche (Kurzform) ist ein weißer Boxer. Boxer, so hat jemand mal entschieden, dürfen nicht weiß sein, und deshalb ertränken Züchter weiße Welpen gleich nach der Geburt. Deswegen sieht man selten einen.
    Meine Cousine Arnie brachte mir das Hündchen, als es sechs
    Wochen alt war, und flehte mich an, niemandem zu erzählen, wo ich es herhatte. Beide
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