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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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Balzacs rauhe Zunge an seinem Ohr. Als er ins Freie trat, wunderte er sich am meisten darüber, dass es noch hell war. Die Wolken, die blauen Flecken am Himmel und das Sonnenlicht wirkten nach den Stunden unter Tage unglaublich frisch. Er blickte in lauter strahlende Gesichter. Seine Freunde und Nachbarn jubelten ihm zu, und auf dem Weg zum Auto des Barons musste er zahllose Hände schütteln und Wangenküsse verteilen. Als er an Florence vorbeikam, ging er in die Hocke und gab ihren Zwillingen einen Kuss, dann auch der Mutter, die ihn für den nächsten Abend zum Essen einlud.
    Er wollte gerade in den alten Citroën DS des Barons einsteigen, als er seinen Namen rufen hörte. Es war Ahmed, der durch die Menge auf ihn zugelaufen kam.
    »Wir hatten einen Notruf. Es scheint um dein Haus zu gehen«, flüsterte er Bruno keuchend ins Ohr. »Vielleicht ist es besser, du hältst dich eine Weile fern, bis wir endgültig Bescheid wissen. Ein Löschzug ist schon unterwegs.«
    »Soll das heißen, bei mir brennt’s? Mein Haus steht in Flammen?« Als er die Antwort in Ahmeds Augen las, stieß er ihn beiseite, sprang in den Wagen und rief dem Baron zu, Gas zu geben. Er fragte sich, wie und was nur geschehen sein mochte, ahnte es aber bereits. Er hielt Balzac fest im Arm, hörte eine Sirene aufheulen und sah im Außenspiegel, dass Ahmed mit dem kleinen Einsatzleitwagen folgte. Er schaute wieder nach vorn, dachte an sein Haus, das er mit seinen eigenen Händen gebaut hatte, an die Enten und Hühner und den Garten, den er angelegt hatte, an den Wein im Keller und seine kleine Bibliothek.
    Vor seinem Haus standen zwei Spritzenwagen, aber nur noch ein Schlauch war auf das Dach gerichtet. Die Fensterrahmen des Wohnzimmers und der Küche waren rußgeschwärzt, die Eingangstür war aufgebrochen. Der Anbau mit den Schlafzimmern und die Scheune schienen verschont geblieben zu sein und das Gehege der Enten und Hühner ebenfalls.
    »Es hätte sehr viel schlimmer kommen können. Wir waren früh genug zur Stelle. Ein Glück, dass jemand von der Straße aus Rauch hat aufsteigen sehen und uns alarmiert hat«, sagte Ahmed, der sich neben ihn gestellt hatte. Auf der anderen Seite stand Raymond, der das Team des zweiten Spritzenwagens anführte. »In der Küche sind nur die Vorhänge verbrannt. Am schlimmsten sieht’s im Wohnzimmer aus.«
    »Was ist passiert?«, fragte Bruno.
    »Auf dem Boden liegen Glasscherben, die nicht nur vom Fenster stammen«, antwortete Raymond. »Jemand hat einen Molotowcocktail ins Haus geworfen. Die Flaschenreste wurden sichergestellt.«
    »Um Himmels willen«, sagte der Baron. »Welcher Vollidiot macht denn so was?«
    »Die Küche haben sie auch in Flammen zu setzen versucht, aber offenbar nur den Fensterrahmen getroffen«, erklärte Raymond.
    Er führte Bruno ums Haus herum zu seinem alten Range Rover und zeigte auf den abgeschraubten Tankdeckel. »Es scheint, sie haben nicht nur Ihr Benzin abgezapft, sondern sich auch noch an Ihren Flaschen bedient«, meinte Raymond mit Blick auf den Trockenbaum, an dem Bruno seine leeren Weinflaschen aufbewahrte, bis er sie wieder aus dem Fass füllte, das er sich einmal im Jahr kaufte und mit dem Baron teilte.
    »Ich glaube nicht an ›sie‹ in der Mehrzahl«, sagte Bruno. »Es war eine Sie. Und ich glaube, sie hat noch was anderes vor.« Er wandte sich an den Baron. »Fahr mich so schnell wie möglich zu Pamelas Anwesen. Ich fürchte, sie hat es auch noch auf mein Pferd abgesehen.«
    Der Citroën DS war einmal so schnell und so robust gewesen, dass dank seiner, wie der Baron immer wieder gern erzählte, Charles de Gaulle zwei Attentatsversuchen entronnen war. Aber inzwischen war der Wagen fünfzig Jahre alt, und die legendäre hydropneumatische Federung ächzte, als der Baron die Zufahrt zu Brunos Haus hinunterfuhr, mit achtzig Sachen über die Landstraße zur Stadt rauschte und weiter beschleunigte. Mit hundert raste er an der Gendarmerie vorbei und bremste nur vor dem Kreisverkehr kurz ab. Auf der alten Steinbrücke nahm er wieder Fahrt auf und nötigte andere Verkehrsteilnehmer mit der Hupe, zur Seite auszuweichen.
    Als sie die lange, ansteigende Stichstraße erreichten, die zu Pamelas Anwesen führte, suchte Bruno den Horizont ab, sah aber nirgends Rauch aufsteigen, wie er befürchtet hatte. Sie waren so schnell unterwegs, dass der Wagen hinter der Kuppe kurz abhob. Das alte Gehöft war jetzt zu sehen, aber es schien niemand da zu sein, weder am Haupthaus noch vor den
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