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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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Nebengebäuden.
    Bruno ließ den Blick schweifen. Aus dem Waldstück unterhalb des Hügelgrates sah er plötzlich in vollem Galopp einen Schimmel auftauchen, hoch im Sattel aufgerichtet die Reiterin, die in einer Hand etwas hielt, das in der Sonne glänzte.
    »Da ist sie«, sagte Bruno.
    » Putain, das wird knapp«, schnaubte der Baron. Aus der Kühlerhaube dampfte es, und auf dem Armaturenbrett blinkten rote Lichter. Der Baron achtete nicht darauf. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, ziehst du so fest wie möglich die Handbremse an.«
    Pferd und Reiterin hatten die Koppel erreicht, die an den Stall angrenzte. Mit vollem Tempo hielt der Baron auf die Bodenwelle zu, hinter der die Kiesauffahrt begann. Im Torbogen streifte der hintere Kotflügel laut kreischend einen der Steinpfosten. Bruno ahnte jetzt, was sein Freund vorhatte. Er löste beide Sicherheitsgurte, steckte Balzac in sein Hemd und knöpfte es zu.
    Die weiße Stute hatte den Hof erreicht und wurde langsamer. Die Reiterin ließ die Zügel fallen und hielt ein Feuerzeug unter einen Lappen, der in einer Flasche steckte.
    »Jetzt!«, rief der Baron und trat auf die Bremse. Bruno riss die Handbremse hoch. Gleichzeitig drückte der Baron ein letztes Mal aufs Gas, worauf der Wagen zur Seite ausbrach und quer zur Laufrichtung des Pferdes zu stehen kam. Scheuend bäumte es sich auf der Hinterhand auf. Bruno sah, dass der Lappen an der Flasche Feuer gefangen hatte. Mit wütendem Gebrüll schleuderte Eugénie sie auf den Wagen, der ihr den Weg zu Hectors Stall verstellte.
    Bruno stieß die Wagentür auf und packte den Baron am Arm. Dankbar dafür, dass der Citroën eine durchgehende Vorderbank hatte, stemmte er den Fuß gegen die Lenksäule und zog seinen Freund aus dem Wagen. Sie stürzten und schürften sich an dem scharfkantigen Kies die Haut auf, als die Flasche die Windschutzscheibe durchbrach und explodierte. Unmittelbar darauf hörte Bruno gellende Schreie. Ob von Mensch oder Tier, war nicht zu erkennen.
    Vielleicht schrien ja auch beide, umhüllt von dem Feuerball, der aus dem Wagen platzte. Eine zweite Explosionswelle ließ die weiße Mähne und Eugénies dunkle Haare lichterloh aufflammen, als Pferd und Reiterin auf das brennende Wrack stürzten.

Epilog
     
    Welche Ironie des Schicksals, dachte Bruno, als die winzige Glocke zu bimmeln begann. Nun würde Athénaïs ausgerechnet neben der Familienkapelle des Roten Châteaus beigesetzt werden, in der die schwarze Messe, das Vorspiel zu ihrem Tod, stattgefunden hatte. Noch ironischer war, dass ihr Cousin, der Graf, gleich neben ihr begraben werden sollte. Immerhin hatte sich zu Athénaïs’ Beisetzung eine beträchtliche Anzahl von Trauergästen eingefunden, angeführt von ihrer Großmutter im Rollstuhl und ihrer jungen Tochter aus Amerika, Marie-Françoise. Die Rote Komtesse wirkte überaus gebrechlich, aber ihr Blick war klar. Sie hielt ihre Enkelin Marie-Françoise an der Hand und blickte unverwandt auf Pater Sentout, der ihrem Wunsch gemäß den Abschiedssegen auf Latein sprach.
    Auf der Bank neben ihr saß gekrümmt ihre Schwester Héloïse und murmelte vor sich hin. Ab und an warf sie einen giftigen Blick zu Bruno und Jean-Jacques hinüber, denen der Staatsanwalt nun auch offiziell bescheinigt hatte, dass ihnen keinerlei Vorwürfe zu machen waren. Die kriminaltechnische Untersuchung hatte ergeben, dass der Graf von Brunos Waffe am Knie getroffen worden war; den tödlichen Schuss in die Brust hatte ihm Jean-Jacques versetzt. Laut Marie-Françoise’ Zeugenaussage hatte der Graf das Feuer eröffnet, nachdem er von Bruno unmissverständlich dazu aufgefordert worden war, seine Waffe fallen zu lassen. Geholfen hatte auch der Bericht des Gendarmerie-Sanitäters, demzufolge Bruno darauf gedrängt hatte, den verletzten Grafen über den unterirdischen Wasserlauf möglichst schnell nach draußen zu schaffen.
    Für Bruno war es die zweite Trauerfeier in nur drei Tagen. Er hatte auch an der für Louis Junot im Krematorium von Périgueux teilgenommen, zusammen mit dessen Witwe und Francette, die er dorthin chauffiert hatte. In letzter Minute war auch noch der weiße Jaguar auf dem Kiesweg vorgefahren und Béatrice in einem schicken schwarzen Kleid daraus ausgestiegen. Sie hatte Francette eine kühle Kusshand zugeworfen, sich während der kurzen Andacht abseits gehalten und dann wieder das Weite gesucht, ehe Bruno ein Wort mit ihr wechseln konnte.
    Da der Graf, Foucher und Eugénie tot waren und zur Aufklärung der beiden
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