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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition)
Autoren: Markus Kastenholz
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Ihr ehrenwerter Herr Vater ist in Blackwood aufgewachsen und hat hier gelebt. Ich besitze sämtliche seiner Bücher in Erstauflage, die meisten von ihm signiert. Auch die ersten von ihm, die in winzigen Auflagen gedruckt wurden. Noch bevor er berühmt wurde. Unglaublicherweise findet man die dann und wann auf Flohmärkten in der Umgebung. Mit Autogramm und Widmung. In einigen davon steht sogar ‚Für Frank‘. Auch wenn natürlich nicht ich damit gemeint bin …“
    Felicia konnte dazu nur nicken. Vermutlich hatte sich ihr Vater keine Gedanken darum gemacht, was aus seinen Büchern werden würde. Und sie erst recht nicht.
    „Nein, keine Sorge“, meinte er und wandte sich zum Gehen. „Ich mag ein großer Fan von ihm sein, aber ich weiß, was sich gehört. Unter anderem so viel Respekt, dass ich Sie nicht mit Fangeschwätz belästige.“
    Das hörte sich zu schön an, um wahr zu sein. Felicia war latent aggressives Verhalten gewohnt und war dadurch selbst aggressiv oder doch wenigstens ablehnend geworden.
    Plötzlich hielt er inne.                                                                               
    „Doch“, meinte er, „wenn Sie mich so direkt fragen – einen Wunsch hätte ich schon.“
    Aha! Endlich rückte er mit der Sprache heraus und sagte, weshalb er wirklich hier war.
    „Schließen Sie das Tor, bevor eine hübsche Frau wie Sie noch von mehr Trotteln wie mir belästigt wird.“
    Felicia stand da wie ein begossener Pudel. Sie hätte etwas erwidern sollen, doch sie konnte nicht. Vermutlich hätte sie unter irgendeinem Vorwand ein Gespräch beginnen sollen – vergebens! Selbst als Frank ihr auf der untersten Stufe noch kurz zuzwinkerte und sich dann endgültig zum Gehen wandte, blieb sie stumm und konnte ihm nur zunicken.
    Ihr war klar, sie hatte sich wie eine dämliche Zicke verhalten. Und niemand ärgerte sich mehr darüber als sie selbst.
     
    ***
     
    Obwohl Felicia erst einmal hier gewesen war – vor zwei Jahren, bei der Beerdigung ihres Vaters – fand sie das Haus von Dr. James McArthur sofort. Es lag an der Haupt- und fast einzigen Straße in Blackwood.
    Daran hing ein messingnes Schild, das ihn als Allgemeinmediziner auswies. Im ersten Stock wohnte er, im Parterre befand sich die Praxis. Seit einigen Jahren praktizierte er nicht mehr. Jedenfalls nicht offiziell. Er hatte die Praxis an eine gewisse Dr. Christine Anderson verpachtet, deren Name auf dem Schild zuerst wurde in etwas größeren Buchstaben als der seine.
    Darin lag Methode. Er behandelte nur noch eine Handvoll Stammpatienten. Einen anderen Arzt als ihn hätten die vermutlich gar nicht an sich herangelassen. Auch bei Notfällen war er noch zur Stelle.
    Sein Haus im Ortskern von Blackwood war groß und blütenweiß. Weiß getünchte Fassade, weißer Zaun … für Felicia übertrieb er es eindeutig. Auch was die Anzahl der Rosenstöcke in seinem Vorgarten anbelangte: eines von Onkel Jims Hobbys.
    Für Felicia war es ein angenehmes Wiedersehen, McArthur wieder in die Arme zu schließen. Ihr ganzes Leben hatte sie in ihm so etwas wie einen Onkel gesehen in Ermangelung von echten Blutsverwandten.
    „Ich dachte, du kommst erst morgen“, stellte der schlaksige Mann nach einer herzlichen Umarmung fest. Sein dünnes Haar war im Laufe der Jahre ergraut. Seitdem er seine Praxis aufgegeben hatte, hatte er es sich wachsen lassen. Mit einem Gummiband war es zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihm zusammen mit seinem Vollbart ein verwegenes Aussehen verlieh.
    „Ich bin schon seit letzter Nacht hier und hab’s in dem großen Haus nicht ausgehalten.“ Kleinlaut schloss sie die Haustür hinter sich.
    Plötzlich hielt er inne. „Das heißt … du hast bestanden?“
    Das breite Grinsen, das sie zurückgab, verriet ihm die Antwort.
    „Glückwunsch.“ Erneut umarmte er sie herzlich. Für mehr bestand noch kein Anlass. Felicia hatte erst ihr Grundstudium in Biologie geschafft. Mehr nicht. Es war noch zu früh, in Euphorie auszubrechen. Ihr stand noch ein weiter Weg bevor.
    Es tat ihr ungemein gut, ihren Onkel bei sich zu wissen: der einzige Mensch, dem sie bedingungslos vertraute. Der einzige noch lebende Mensch, der sie niemals belogen hatte, ebenso wenig wie sie ihn. Vor ihm musste sie keine Geheimnisse haben.
    „Ich frag‘ dich nicht, was du weiter machen willst.“
    „Besser so“, zwinkerte sie ihm zu. Sie wusste es selbst noch nicht genau. Vielleicht
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