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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Dosenöffnern zu schaffen machen. Katzenleiden, die im Alter vermehrt auftreten, betreffen vorwiegend die Nieren, das Herz (Bluthochdruck) und die Schilddrüse. Nach verleumderischen Schätzungen, die im Internet kursieren, sind heute weltweit circa 20 bis 40 Prozent aller Hauskatzen übergewichtig. Aber auch Zahnerkrankungen, Gelenkbeschwerden, Darmprobleme und Diabetes sind typische »Alterserkrankungen«. Teilweise treten sie zusammen auf, man spricht dann von »multimorbiden Patienten«.
    Neue Forschungen haben sogar gezeigt, dass eine von zehn Katzen mittlerweile an einer Störung leidet, die der menschlichen Version der Alzheimer-Demenz gleicht. In ihrem Gehirn fand man dieselben pathologisch veränderten Amyloid-Proteine, die auch in den Gehirnen von Patienten mit Alzheimer-Krankheit anzutreffen sind. Ähnlich wie ihre menschlichen Schicksalsgenossen werden demenzkranke Katzen von Verwirrungszuständen heimgesucht. Die vierbeinigen Patienten wirken desorientiert und haben Schwierigkeiten, ihr Katzenklo oder den Futternapf zu finden. Die Katze kann sogar vergessen, dass sie gerade gegessen hat, und bittet ständig um Nachschub (sogar noch mehr, als sie dies ohnehin tut).
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    Sprachliche Bilder wie »verrückt wie eine Scheißhausratte« oder »mad cow disease« (Verrückte-Kuh-Krankheit) erwecken den Eindruck, als könnten auch Tiere »den Verstand verlieren« und eine schizophrene Psychose entwickeln. In der Realität ist es jedoch nahezu unmöglich, eine derart komplexe Störung wie eine Schizophrenie bei einem unserer Mitgeschöpfe zu reproduzieren. Eines der wichtigsten Merkmale der »Verrücktheit« besteht ja gerade darin, dass die Betroffenen geistige Fähigkeiten verlieren, die in dieser Form bei Tieren gar nicht oder nur in Ansätzen vorhanden sind. Die Krankheit muss deshalb mit Fähigkeiten oder entsprechenden Störungsmustern verbunden sein, die erst mit der Entwicklung des menschlichen Gehirns erworben werden. Für diese Annahme spricht auch, dass in der individuellen Entwicklung des Menschen ein gewisses Reifestadium erreicht sein muss, damit sich eine schizophrene Psychose überhaupt entfalten kann.
    Die Fähigkeit, ein inneres Modell der Welt zu entwickeln, um die Zukunft vorauszusagen, bietet den Menschen ein wichtiges Mittel im Überlebenskampf. Keine andere Tierart, nicht einmal die Katze, hat eine vergleichbare Kapazität zum Denken und somit auch zum »Spinnen« falscher Gedankenfäden, Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Länger andauernde psychische Störungen sind daher bei Tieren in freier Wildbahn nicht zu beobachten – die Tiere würden von der natürlichen Auslese gnadenlos ausgerottet.
    Allerdings besteht in der Psychiatrie ein großer Bedarf an sogenannten »Tiermodellen« der Schizophrenie, die vor allem dazu dienen, die Wirksamkeit neuer antischizophrener Medikamente zu testen. Da eine »waschechte« Schizophrenie
bei Tieren nicht vorkommt, begnügen die Forscher sich damit, einzelne Symptome der Psychose bei Versuchstieren zu provozieren (und zu behandeln). Eine Methode heißt »Präpulsinhibition« (PPI) und wird häufig bei Ratten verwendet. Den Nagern werden Medikamente verabreicht, die dem Botenstoff Dopamin ähneln und dazu führen, dass sie von Unmengen sensorischen Reizen überflutet werden und die Orientierung verlieren. Die Droge Phencyclidin, die Menschen in eine Psychose treiben kann, löst wiederum bei Nagern ein Syndrom von stereotypen Verhaltensweisen und einen Mangel an sozialer Interaktion aus, ähnlich wie bei der Schizophrenie.

Copyright © 2012 by Akif Pirinçci
    Copyright © 2012 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Redaktion: Lisa Kuppler
Umschlaggestaltung:Eisele Grafik-Design, München
Satz: Leingärtner, Nabburg
    eISBN 978-3-641-10483-2
     
     
     
    www.heyne.de
    www.randomhouse.de

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