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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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steifen Leibern. Und ich sehe den Klugscheißer Francis, zum Schlechtwerden clever und hartnäckig, wie er das Böse jagt und am Ende triumphiert. Und was sagt das Böse dazu? Ja, ich war böse und du hast mich überführt, doch das vergossene Blut ist unabänderlich - ätsch! Wie sinnlos, wie traurig sinnlos. Tut mir leid, treuer Gefährte, ich kann kein Blut mehr sehen.«
    »Du wirst aber bald mehr Blut sehen müssen, als dir lieb ist, wenn du dich um diesen Fall nicht kümmerst, Klugscheißer«, sagte er, wandte sich ab und schaute gedankenverloren nach draußen. Ich machte ebenfalls einen Satz auf die Fensterbank, plazierte mich ihm direkt gegenüber und folgte seinem Blick. Unser in der Sonne goldschimmerndes Revier, eine labyrinthische Verschachtelung aus Ziergärten und ihren mannshohen Backsteinmauern, erstreckte sich vor unseren Augen wie ein riesenhafter Setzkasten in der Horizontalen. Die Pflanzen feierten opulente Chlorophyllorgien; Bäume, Sträucher und Blüten schienen sich ob des Entzückens über ihre Auferstehung mit großen Gesten zu umarmen, und wie durch eine Arabeske sah man zwischen ihren Ästen und Blättern die pastellfarben leuchtenden, vor Wintergärten und Balkonen strotzenden Rückfassaden der proper restaurierten Altbauten. In ihrem Schoße lagen unsere Verkehrswege, die Simse der Mauern, welche sich in ihrem flechtwerkartigen Design wie eine Irrgarten-Zeichnung aus der Rätselecke der Zeitung ausnahmen.
    »Eigentlich bin ich hierhergekommen, um dir eine neue traurige Nachricht zu überbringen - wenn ich mich über deine dämlichen Witze nicht halbtot gelacht hätte«, sagte Blaubart und stierte voll Besorgnis in die alles andere als zum Trübsinn einladende Landschaft.
    »Heute morgen ist eine neue Leiche gefunden worden. Eine der Unsrigen. Hat nicht gerade den Anschein, als sei sie auf einer Bananenschale ausgerutscht. Die Bißwunden überall am Körper sind von einem solchen Kaliber, daß nur die Reißzähne der Kläffer dafür in Frage kommen. Francis, begreifst du es nicht, es bahnt sich ein Krieg an! Seit Ewigkeiten schon haben wir mit diesen wandelnden Flohteppichen zusammengelebt, ohne daß der eine oder der andere mehr als ein paar harmlose Schrammen abbekommen hätte. Wenn wir schon einander nicht vor Liebe um den Hals gefallen sind, so war doch immer Respekt da. Leben und leben lassen, das war die Devise - obwohl es unbegreiflich ist, wie jemand seine eigene Scheiße für so ein großes Kunstwerk halten kann, daß er glaubt, sie nicht vergraben zu müssen. Scheiße ja! Jedenfalls haben wir uns seit Tiergedenken immer gegenseitig totaliert ...«
    »Toleriert.«
    »Meinetwegen. Aber nun ist alles anders geworden. Die Toten stacheln die Lebenden zum Krieg an. Jede Seite verdächtigt die andere, und mit jeder neuen Leiche im Revier steigert sich der Haß gegen die anderen .«
    »Und wie soll ich dabei helfen? Die Finsterlinge aufspüren und dadurch erst recht eine Rechtfertigung dafür liefern, die Gegenseite guten Gewissens auszurotten?«
    Es dämmerte mir langsam, worauf Blaubarts Besuch hinauslief.
    »Tja, das weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht verbirgt sich das Monster ja auch in unseren eigenen Reihen. Jedenfalls bittet dich der Rat zu klären, wer hinter diesen Schweinereien steckt. Und da sich deine Talente auch bei den Kläffern herumgesprochen haben, scheinen sie mit dieser Lösung irgendwie auch einverstanden zu sein. Ich bin hier, um dich zu einer Versammlung der beiden Parteien einzuladen. Der Rat verlangt es sogar von dir.«
    Der Rat - wenn ich das schon hörte! Ein Haufen aufgeblasener Männeken Piß, beseelt von der Mission, einen Haufen von Idioten zu repräsentieren, die sie überhaupt nicht darum gebeten hatten. Selbsternannte Häuptlinge, die einer tumben Masse nur zu bereitwillig das Denken abnahmen. Auf Schritt und Tritt von der Auserwähltheit der eigenen Art salbadernd, von pathetischem »wir« tönend, wo doch zwischen den Zeilen alle naslang »ich« zu hören war, und ein Gemeinschaftsgefühl dadurch heraufbeschwörend, daß alles Unglück im Leben mittels Schuldzuweisungen anderen angelastet wurde. Nicht Religion, sondern Politik war stets das Opium fürs Volk, nach der Devise: »Die Politiker werden's schon richten, ich bohre so lange in der Nase.«
    Der Oberchef dieser pausenlos von ehrwürdiger Tradition schwafelnden Honorigkeiten hieß Moses. Offenkundig hatte sein Herrchen oder Frauchen bereits in seinem Zitzenalter geahnt, daß dieser
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