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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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von hier bis zu seinem Rumpf eine Nebelbrücke bilden, die sich allmählich verfestigt. Sie musste eigentlich lange genug halten, dass wir zum Schiff gelangen, die Träne holen und ans Ufer zurückkehren können.«
    »›Müsste‹, sagt Ihr?«, fragte James. »Und wie lange wäre dieses ›müsste‹ wohl?«
    Kendaric lächelte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. »Nun, ich hatte nie die Gelegenheit, es auszuprobieren. Ich arbeite noch daran, die Dauer zu verlängern. Als Endziel soll der Spruch ein Schiff so lange an der Oberfläche halten, dass die gesamte Fracht entladen werden kann. Im Augenblick wirkt er vielleicht eine Stunde.«
    »Vielleicht eine Stunde?« James schüttelte den Kopf.
    »Nun, dann sollten wir jetzt wirklich anfangen.«
    Kendaric schloss die Augen und streckte die Hand nach Jazhara aus, die die Rolle mit dem Spruch in ihrem Rucksack hatte. Sie reichte sie ihm, und er begann zu lesen.
    Zuerst beruhigte sich das Meer um das Schiff herum; die Sturzwellen und Brecher schienen in einen immer größer werdenden Ring aus ruhigem Wasser zu strömen. Dann erschien Nebel auf der Wasseroberfläche, und plötzlich begann der Mast des Schiffes zu zucken. Dann schüttelte er sich – und das Schiff begann aufzusteigen. Zuerst waren zerbrochene Spieren und zerfetzte Segel zu sehen, dann kam tropfendes Tauwerk in Sicht, das von den Rahnocks baumelte, und schlaffe Fahnen, die von den Flaggen-stangen hingen. Es dauerte nur wenige Minuten, und das Schiff schwamm auf der Oberfläche, bewegte sich auf und ab, während Wasser von den Decks strömte.
    Die Reling war voller Seetang, und Krabben huschten über das Hauptdeck, wollten zurück ins Meer. Der Nebel um den unteren Teil des Schiffes wurde dichter und fester, und nach einigen Augenblicken hörte das Schiff auf, sich zu bewegen.
    Kendaric drehte sich zu James und Jazhara um; sein Gesicht leuchtete vor Verwunderung. »Es hat geklappt!«
    »Habt Ihr denn daran gezweifelt?«, fragte Solon.
    »Nun, eigentlich nicht, aber andererseits weiß man nie …«
    James musterte Kendaric mit kaum verhohlener Wut.
    »Denkt lieber nicht darüber nach, was ich mit Euch angestellt hätte, wenn wir herausgefunden hätten, dass das Artefakt im Tempel mit den Problemen beim letzten Versuch gar nichts zu tun hatte. Wenn es einfach nur darauf hinausgelaufen wäre, dass der Spruch nicht funktioniert…« Er zwang sich dazu, wieder ruhiger zu werden. »Lasst uns zu dem Schiff gehen.«
    Kendaric berührte den inzwischen festen Nebel vorsichtig mit der Stiefelspitze, stellte sich dann mit dem ganzen Gewicht darauf. »Es ist noch ein bisschen weich«, stellte er fest.
    Solon ging an ihm vorbei. »Wir vergeuden nur unsere Zeit!«

    Die anderen folgten dem Mönch, der über die mystische Nebelbrücke eilig dem Schiff entgegenstrebte.
    Sie erreichten das Schiff und fanden mehrere herabhängende Taue, an denen sie hochklettern konnten.
    James und Kendaric hatten keine Schwierigkeiten mit dem Klettern, doch die verwundete Jazhara und Solon brauchten etwas mehr Zeit und benötigten Hilfe. Nachdem sie alle das Deck erreicht hatten, schauten sie sich um.
    Schlamm bedeckte die Decks, und die überall herumliegenden verwesenden Leichen, die unter herab-gestürzten Holzteilen oder Tauwerk eingeklemmt waren, begannen die Luft mit widerlichem Gestank zu verpesten.
    Der Geruch nach verwesendem Fleisch, brackigem Wasser und Salz war so stark, dass er Kendaric würgen ließ.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte James.
    »Hier entlang«, sagte Solon und deutete auf die Tür eines Aufbaus, durch die man hinab zu den unteren Decks gelangte. Sie hielten sich an den mit Wasser vollgesogenen Tauen des Handlaufs fest, während sie die schlüpfrigen Stufen des schmalen Niedergangs hinabstiegen.
    Als sie am Fuß der Treppe angekommen waren, entzündete Jazhara eine Fackel, denn im Innern des Schiffs war es so dunkel wie in der tiefsten Nacht. Das flackernde Licht ließ die Umgebung plastisch hervortreten, und als sie weitergingen, tanzten Schatten an den Wänden entlang.
    Das Wasser brauchte lange, um von den tieferen Decks und dem Frachtraum abzulaufen, sodass sie durch eine schmutzige, kniehohe Brühe wateten.

    »Hier entlang«, sagte Solon und deutete auf eine Tür an der rückwärtigen Wand.
    Als sie das Deck zur Hälfte überquert hatten, schrie Kendaric auf.
    »Was ist?«, fragte James und zog sein Schwert.
    »Irgendetwas hat mein Bein gestreift!«
    James stieß wütend den angehaltenen Atem aus. »Das
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