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feiert Weihnachten

feiert Weihnachten

Titel: feiert Weihnachten
Autoren: Usch Luhn
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schon eine stattliche Sammlung.
    Der Burgherr Plemplem saß auf einem Kerzenleuchter, der an der Wand hing, und beobachtete die beiden aus seinen aufmerksamen Augen haargenau. Schließlich war der Rittersaal sein Spielzimmer. Hier flog er seine Runden, seit es draußen so eiskalt war. Papageien holten sich schnell mal eine böse Erkältung. Da half nicht einmal der Schal, den ihm die Großtante gehäkelt hatte.
    »Kennst du wirklich so viele Leute, Tante?«, fragte Nele neugierig und versuchte, die krakeligen Schriften auf den Weihnachtskarten zu entziffern.

    Großtante Adelheid nickte stolz. »Ich war schon immer ein sehr geselliger Mensch«, antwortete sie. »Und als Abenteurerin kann man Freunde auf der ganzen Welt sammeln.«
    Nele nickte bewundernd. »Echt toll.« Insgeheim nahm sie sich vor, für eine Weile auch mal Abenteurerin zu werden. Zu Adelheids Geburtstag war der Postbote anstatt auf seinem Fahrrad mit dem Postauto gekommen, so viele Päckchen hatte er für ihre Großtante dabeigehabt.
    »Kriegst du zu Weihnachten eigentlich Geschenke von deinen Freunden?«, fragte Nele ein wenig neidisch und band die letzte Karte von Prinz Usi mit einer Doppelschleife fest.
    Großtante Adelheid schüttelte den Kopf. »Weihnachten beschenken wir arme Kinder auf der ganzen Welt«, sagte sie.
    »Ich bin auch ganz doll arm, Tante Adelheid«, mischte sich David ungefragt ein. Er schlenderte grinsend herbei und lehnte sich lässig an eine schwarze Ritterrüstung. »Ich brauche unbedingt einen neuen Computer. Mein lahmer Kasten ist echt nervig.«
    Großtante Adelheid stieß einen belustigten Schrei aus.
    »Plemplem! Plemplem! Plemplem!«, kreischte der Papagei los und segelte im Tiefflug über die Weihnachtskarten, bevor er auf Adelheids Schulter landete.
    Großtante Adelheid nickte zufrieden. »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, mein Schatz«, lobte sie den Burgherrn Plemplem.
    »Bevor du was zu Weihnachten kriegst, musst du erst mal selber Gutes tun«, belehrte Nele ihren Bruder.
    »Pack dich an deine eigene Nase, Zwerg«, erwiderte David genervt. »Oder nee. Lieber nicht. Deine ›guten Taten‹ enden sowieso immer nur im Chaos.«
    Nele wurde knallrot. Vor Wut füllten sich ihre Augen mit dicken Tränen. »Und deine beste Tat wäre, wenn du für immer und ewig verschwinden würdest. Brüder sind so überflüssig wie … wie … wie Grießbrei mit Klümpchen,« pampte sie zurück.
    Anstatt sauer zu werden, kriegte David einen gigantischen Lachanfall. »Grießbrei mit Klümpchen, Grießbrei mit Klümpchen«, kreischte er und krümmte sich vor Lachen. »Mag die kleine Nele ihr Fläschchen haben, eieieiei?«
    Nele stieß einen wilden Kampfschrei aus. Dann stürmte sie mit geballten Fäusten auf David los, um ihn ganz unweihnachtlich zu verprügeln.
    Mit einem gewagten Satz rettete sich David aus Neles Ziellinie und hechtete über den Tisch in Deckung.
    Nele raste ungebremst in den schwarzen Ritter. Der Ritter kippte auf steifen Beinen nach hinten und fiel klirrend auf den Steinboden. Im Sturz riss sein eiserner Arm Nele mit sich.
    »Um Himmels willen. Nele!«, schrie Großtante Adelheid entsetzt und stürzte sich auf Nele und den zerborstenen Ritter. Mit hochrotem Kopf wühlte sich Nele zwischen den Einzelteilen hervor. David nutzte die Aufregung, um so schnell es ging aus dem Rittersaal zu entwischen.

    »Hast du dir wehgetan, meine Süße?«, fragte Großtante Adelheid aufgebracht und zog ihre Nichte stürmisch an ihre Brust. Aber bis auf eine kleine blutige Schramme auf der Stirn war Nele nichts passiert. Großtante Adelheid holte ein Stofftaschentuch hervor und betupfte den Kratzer sorgenvoll.
    »Nö, gar nicht. Aber wegen deinem Ritter tut es mir echt leid«, sagte Nele zerknirscht. Der schwarze Ritter war Großtante Adelheids ganz besonderer Liebling. »Papa kann ihn sicher wieder zusammenschrauben.« Sie starrte schuldbewusst auf den Haufen Schrott.
    »Nö. Da hilft nur noch schweißen«, meldete sich Herr Winter zu Wort, der in diesem Moment im Rittersaal auftauchte.
    Er hielt das Telefon in der Hand und betrachtete das Chaos zu seinen Füßen. »Aber ob der gute Mann hinterher noch genauso aussieht, kann ich nicht garantieren.« Er fuchtelte wild mit dem Telefon herum und sagte: »Lukas ist dran. Er will dich dringend sprechen.« Er balancierte vorsichtig über ein Ritterbein, um nicht noch mehr kaputt zu machen.
    Bevor Nele den Hörer noch richtig an ihr Ohr hielt, hörte sie bereits die aufgeregte Stimme ihres
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