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Feierlaune - Eine Facebook-Party

Feierlaune - Eine Facebook-Party

Titel: Feierlaune - Eine Facebook-Party
Autoren: Harald Tondern
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verliebt hatte. Sie hatte die Vase in einer der Fabriken auf der berühmten Glasbläserinsel entdeckt, war aber vor dem Preis zurückgeschreckt. Nach ihrer Rückkehr hatte sie ebendiese Vase bei Beckmann am Hamburger Klosterstern für fast die Hälfte gefunden und sie, obwohl sie immer noch wahnsinnig teuer war, auf der Stelle gekauft.
    Dave hob die dunkelblaue Vase hoch über seinen Kopf.
    » Nicht!« Florian rannte auf ihn zu, hielt aber plötzlich inne, als er begriff, dass die kunstvoll gefältelte Vase wahrscheinlich erst recht zu Bruch gehen würde, wenn er sich jetzt auf Dave stürzte.
    Scheiße! Was sollte er denn jetzt machen? Warum half ihm denn keiner?
    Langsam ging er weiter auf Dave zu. Er sah ein erfreutes Lächeln auf dessen Gesicht. Dave ließ ihn ziemlich nahe herankommen.
    » Hepp!«, rief er dann und warf die Vase über Florians Kopf hinweg Mehmed zu, der scheinbar gar nicht begriff, was los war, und auch nicht versuchte, das kostbare Stück aufzufangen. Florian blieb das Herz stehen. Seine Mutter würde ihn lynchen.
    Plötzlich, kurz bevor die Vase auf dem Boden zerschellte, streckte Mehmed lässig die Hand aus und balancierte das blaue Gefäß auf seiner Handfläche, als sei das die simpelste Nummer der Welt.
    Mehmed grinste Florian an und hielt ihm die Vase hin. » Stell die bloß gut weg. Die war teuer, was?«
    » Sauteuer.«
    Als Florian die Vase nehmen wollte, zog Mehmed sie plötzlich weg und warf sie Dave wieder zu.
    Einige lachten.
    Sofort bezog Dave sie mit ein. Er warf die Vase einem ziemlich besoffen wirkenden Typen mit kahl geschorenem Kopf und mit schwarzen Klamotten zu. Dem rutschte die Vase durch die Finger, aber er ging in die Knie und fing sie irgendwie in seinem Schoß auf.
    Florian schöpfte Hoffnung. Er kannte den Schwarzgekleideten irgendwoher. Vielleicht sogar von der Schule. Bittend streckte er die Hand aus.
    Aber genau da erschien Mascha in der Tür, eine große Spiegelscherbe in der Hand.
    » Hört endlich auf mit dem Scheiß!«, schrie sie. » Die ganze Vorhalle ist schon im Eimer.«
    Sie entdeckte Dave.
    Wütend stürzte sie auf ihn zu. Ihre Augen blitzten und ihr Atem ging schnell. Sie war wunderschön, wie sie da in dem roten Kleid von Florians Mutter vor Dave stand.
    » Das warst du!« Sie hielt ihm die Spiegelscherbe unter die Nase. » Du blödes Arschloch! Wie willst du das je bezahlen?«
    Daves Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte sich dieses Wiedersehen anders vorgestellt. Ganz anders.
    » Du bist abgehauen«, sagte er.
    » Na und? Du hattest doch Sonja.«
    » Ich will dich.«
    » Ja«, sagte Mascha. » Du willst mich. Und was ist mit mir? Hast du dich jemals gefragt, was ich will?«
    Dave kniff die Augen noch mehr zusammen. Dann grinste er. » Du willst mich«, sagte er.
    » Klar.« Sie hielt ihm wieder eine Scherbe hin. » Einen, der immer nur alles kaputt machen kann. Aber so einen will ich nicht, Dave. Ich will was anderes.«
    » Und was, zum Beispiel?«
    Mascha antwortete nicht sofort. Sie dachte nach. Ihr Gesicht wurde träumerisch. Sie hob die Hand und strich über Daves Wange. » Ich will ganz was anderes«, sagte sie leise.
    Dave wischte ärgerlich ihre Hand weg. Er war nur noch wütender geworden. » Was denn?«, fragte er wieder. » Rück schon raus damit!«
    Mascha lächelte ihn an. Aber es war ein Lächeln, das nicht für ihn bestimmt war. » Ich will Zebras, zum Beispiel«, sagte sie. » Und Giraffen vielleicht.«

einundzwanzig
    Vielleicht lag es daran, dass der Typ in Schwarz frustriert war, weil er auf einmal nicht mehr im Mittelpunkt stand. Vielleicht wusste er auch einfach nicht, wohin mit der blauen Murano-Vase. Oder er war einfach nur zu besoffen, um überhaupt irgendwas zu denken.
    Ohne erkennbare Emotion hob er die Vase und warf sie quer durch den Raum. Vielleicht zielte er nach der weiß schimmernden Lichtsäule, die jemand gerade angeschaltet hatte. Er verfehlte sie um ein paar Zentimeter und traf ein rothaariges Mädchen an der Schulter, das an einen Jungen gelehnt auf dem Sessel neben der Lampe schlief. Das Mädchen stöhnte, wachte aber nicht auf. Wahrscheinlich war es betrunken.
    Die Vase zerschellte auf dem Fußboden. Der Junge, der auch betrunken war, hob wütend seine Bierflasche und schleuderte sie nach dem Schwarzgekleideten.
    Im Nu war eine wilde Schlacht entbrannt. Kissen flogen durch die Luft, Gläser, Flaschen, Handtaschen, sogar Stühle. Jemand kam mit einer Plastikflasche aus der Küche und spritzte mit Ketchup um
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