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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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sterben!«
    »Du musst das Einfallstor schließen, und dafür brauchst du deine Energie!«
    »Ich nutze die Leylinie. Doch vorher muss sie sterben!«
    »Du kannst das Tor nicht mit Leyenergie schließen.«
    Das hielt mich auf. »Warum nicht?« Ich war verwirrt, verloren und hatte Angst. Ich war wütend. Gescheitert.
    »Wir wussten noch nichts von Leyenergie, als wir das Tor öffneten. Du musst es so schließen, wie wir es öffneten. Wir hatten nur unsere Kräfte. Unsere Hoffnungslosigkeit. Unseren Mut und unsere Entschlossenheit. Unser Leid und unseren Verlust.« Er richtete sich auf die Knie auf. Kraftlos. Dann hob er sein Hosenbein und zog etwas daraus hervor.
    Ich war nicht die Einzige mit einem Plan B.
    Der Weidenstab.
    Er hielt ihn mir hin. »Es geht auch anders.«

34
    Fax Torris’ Feuerschwingen hatten sie samt ihrem höhnischen Gelächter auf den See hinausgetragen. Nun versammelte sie einige der mit Halsbändern gefesselten Phönixe um sich, um eine neue Angriffsformation aufzustellen.
    Um mich verstreut lagen Einhörner mit gebrochenen Beinen oder blutenden Stichwunden. Ihre herzzerreißenden Laute verrieten mir, dass sie von ihrem Elend erlöst werden mussten. In der Brandung versuchten Greifen, ans Ufer zu gelangen. Sie schienen nicht schwimmen zu können und wälzten sich absonderlich verdreht im Wasser. Einer, der das Ufer bereits erreicht hatte, hatte ein Auge sowie die Krallen an den Klauen eines seiner Vorderbeine eingebüßt; er humpelte umher und streckte den Schnabel nach Greifen, die reglos am Strand lagen. Ein kleinerer Drache krümmte sich schützend um den Kopf eines Artgenossen, der Blut in den Sand spuckte. Der Kleine wimmerte erbärmlich.
    Die letzten Halsbandträger kämpften weiter und setzten zu einer Art Luftschlag gegen die Greifen an. Mein Blick irrte zu Johnny. Lebte er, oder war er schon tot? Mountain kroch auf ihn zu, während er versuchte, der Aufmerksamkeit der noch kämpfenden Elementare zu entgehen.
    Die Luft knisterte, als ein zweiter Ruf an die Leylinie erging. Als ich den Schauer auf meiner Haut spürte, wusste ich, dass Fax mit aller Macht auf die Linie zugriff. Die Feuerfee streckte, Handgelenk an Handgelenk, die Arme vor sich aus und ging auf Sendung wie ein Übertragungskabel. Ihre Flügel loderten wie Flammenwerfer und hüllten die Phönixe in ihrer Nähe ein wie Brandopfer. So schuf sie eine Energiereserve in ihrem Inneren. Die Ballung der Leylinienenergie ließ den Boden unter ihr aufleuchten. Ihr Machtzuwachs löste irgendetwas in Beaus Amulett aus. Es reagierte mit einem Glühen, das meine eisige Erstarrung zusammenschmolz, mich ermutigte und mir eine Warnung war.
    Das sah gar nicht gut aus.
    Unter Fax Torris entstand ein weiß glühender Energiestrahl. Eine Wassersäule wirbelte aus dem See und wurde sogleich zu Dampf. Fax leuchtete in einem furchterregenden Purpur, ihre Augen waren strahlend weiße Kugeln. Ihre Haare und Kleider peitschten sie in heftigen Turbulenzen aus Wasserdampf.
    Die Leylinie anzuzapfen war schon unter normalen Umständen riskant und konnte süchtig machen, doch die Energiemengen, die Fax Torris nun aufnahm, überstiegen meine Vorstellungskraft. Dass sie so großer Macht standhielt, ohne zu explodieren, war erstaunlich.
    Fax bog ihre Handgelenke, lenkte den Energiestrahl zum Ufer und erfüllte die Luft mit Wasserdampf. Mit gespreizten Fingern fächerte sie den Strahl auf, der eine schwere Last zu sein schien, die sie kaum zu bewegen, kaum zu beherrschen vermochte. Dann dirigierte sie ihn in Richtung der kämpfenden Drachen und Betrachter, von denen keiner ahnte, was da auf sie zukam.
    »Weg da!«, schrie ich. Doch meine Stimme verwehte im tosenden Wind. »Lauft! Lauft!«
    Da erreichte der Energiestrahl das Ufer. Wo er auf Sand traf, kam er langsamer voran und hinterließ einen dunklen, irgendwie glänzenden Streifen.
    Glas. Die Temperatur, die dazu erforderlich war …
    Der Strahl streifte den Blut hustenden Drachen – der in zwei Hälften zerfiel und von dem nichts übrig blieb. Das ultraheiße Licht verbrannte ausnahmslos alles, womit es in Berührung kam.
    Die Betrachter flohen – unter ihnen der junge Maler mit der Anmutung eines Kampfhundes. Er stolperte, fiel in den Sand, versuchte verzweifelt, wieder hochzukommen und rappelte sich auf ein Knie auf, als der Lichtstrahl seinen noch ausgestreckten Fuß erreichte. Er sprang seitlich nach vorn. Doch der Strahl fuhr gnadenlos über sein Bein. Sein Schrei glich nichts, das ich je vernommen
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