FEED - Viruszone
Übliche. Wir besorgen uns ein Auto, machen uns dorthin auf den Weg, wo sie die Kandidaten sicher weggesperrt haben … «
»Genau dort, wo du sie zuletzt gesehen hast«, warf Steve ein.
»Na, das ist doch praktisch. Ich kenne die Sicherheitsvorkehrungen dort. Wie dem auch sei, wir fahren zu den Kandidaten und unterhalten uns ein bisschen mit Gouverneur Tate.« Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht pusten wir ihm auch das Hirn weg. Ich weiß nicht. Der Plan ist noch nicht ausgereift.«
»Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«
Ich grinste, ein Ausdruck, der sich fremd auf meinem Gesicht anfühlte. »Liebend gerne.«
»Gut. Meine Jungs und ich – oder das, was von meinen Jungs übrig ist – würden es nicht gern sehen, wenn dir etwas zustieße, nur, weil dir leichtsinnigerweise danach zumute ist, dort alleine reinzugehen.«
All das war so absurd, dass ich lachen musste. »Warte mal, heißt das, mehr war nicht nötig, damit ich endlich so richtig viele Leibwächter kriege?«
»Sieht so aus.«
»Hol deine Jungs.« Mein Lachen erstarb, als ich ihn ansah. »Wir müssen uns langsam auf den Weg machen.«
Manchmal lassen wir die Tür zwischen unseren Zimmern die ganze Nacht über offen. Wenn wir dürften, würden wir uns noch immer ein Zimmer teilen und aus dem anderen einfach ein Büro machen. Wir verabscheuen es nämlich beide, allein zu sein, und wir verabscheuen es beide, andere Menschen um uns herum zu haben – Menschen, die nicht zu dem Land gehören, das wir zwei uns gemeinsam erschaffen haben. Insbesondere, wenn wir wehrlos sind, und im Schlaf sind wir immer wehrlos.
Wir lassen also die Verbindungstür offen, und mitten in der Nacht wache ich von seinem Schnarchen auf, und ich frage mich, wie zum Teufel ich weiterleben soll, wenn er einmal wirklich Mist baut. Er wird zuerst sterben, das wissen wir beide, aber ich weiß nicht … Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich ohne ihn weiterleben kann. Das ist es, was Shaun nicht weiß. Ich habe nicht vor, lange ein Einzelkind zu bleiben.
Aus Postkarten von der Klagemauer, den unveröffentlichten Dateien von Georgia Mason, 19. Juni 2040
28
Der Ausbruch war noch immer in vollem Gange. Die Infizierten waren zwar nicht wirklich überall, aber es kam einem so vor, wenn man sie aus den Schatten hervorschlurfen sah, angetrieben von dem seltsamen Orientierungssinn, durch den das Virus die aktiven Wirte von denen unterscheiden kann, bei denen die Infektion nach wie vor noch auf ihren Weckruf wartet. Dieses kleine Kunststück versuchen die Wissenschaftler schon seit zwanzig Jahren zu verstehen, und soweit ich weiß, sind sie diesem Ziel nicht einen Schritt näher gekommen seit dem Tag, an dem Romeros Filme plötzlich keine billigen Horrorschocker mehr waren, sondern Lehrstücke darüber, wie man überlebt. Ich hätte eigentlich Grund zur Freude gehabt – schließlich hat man nicht besonders oft Gelegenheit, mitten durch einen echten Ausbruch zu spazieren – , aber ich war so sehr mit meiner Wut beschäftigt, dass ich einen Dreck darauf gab. Nicht Zombies hatten George umgebracht. Das waren Menschen gewesen. Lebende, atmende, nicht infizierte Menschen.
Unter den Infizierten erkannte ich eine Menge Gesichter wieder. Praktikanten aus dem Wahlkampfteam; ein paar Sicherheitsleute, einen Mann mit hagerem Gesicht und sich lichtendem roten Haar, der uns seit etwa sechs Wochen begleitet und Reden für den Senator geschrieben hatte. Mit den Ansprachen ist es für dich vorbei, Kumpel , dachte ich und jagte ihm eine Kugel mitten in die Stirn. Er fiel ohne einen Laut zu Boden, mit einem Schlag harmlos geworden, und ich wandte mich angewidert ab.
»Falls ich lebend aus dieser Sache rauskomme, muss ich mir wohl eine andere Art von Arbeit suchen.«
»Wieso das?«, fragte Steve atemlos zwischen zwei Funksprüchen. Er zog seine Leute beim Fahrzeugpool zusammen. Mehrere von ihnen kamen nur langsam voran, da sie der weniger gut bewaffneten Menge Schutz gaben, eine menschliche Reaktion, mit der sie gegen die empfohlene Überlebensstrategie im Falle eines Ausbruchs verstießen. Du willst überleben, wenn um dich herum die Zombies ausschwärmen? Dann musst du allein oder in einer kleinen Gruppe von Menschen unterwegs sein, in der alle in ähnlicher körperlicher Verfassung sind und vergleichbare Erfahrung im Gebrauch von Waffen haben. Bleib nicht stehen, zögere nicht, und zeig niemals Mitgefühl mit Menschen, die dich nur aufhalten. Das ist es, was wir laut dem Militär tun
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