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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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diesem Spiel
  Selbst Rechenpfennige zuviel.
  Ihr Täppischen! ein artiger Schein
  Soll gleich die plumpe Wahrheit sein.
  Was soll euch Wahrheit?—Dumpfen Wahn
  Packt ihr an allen Zipfeln an.—
  Vermummter Plutus, Maskenheld,
  Schlag dieses Volk mir aus dem Feld.
      PLUTUS:
  Dein Stab ist wohl dazu bereit,
  Verleih ihn mir auf kurze Zeit.—
  Ich tauch' ihn rasch in Sud und Glut.—
  Nun, Masken, seid auf eurer Hut!
  Wie's blitzt und platzt, in Funken sprüht!
  Der Stab, schon ist er angeglüht.
  Wer sich zu nah herangedrängt,
  Ist unbarmherzig gleich versengt.—
  Jetzt fang' ich meinen Umgang an.
      GESCHREI UND GEDRÄNG:
  O weh! Es ist um uns getan.—
  Entfliehe, wer entfliehen kann!—
  Zurück, zurück, du Hintermann!—
  Mir sprüht er heiß ins Angesicht.—
  Mich drückt des glühenden Stabs Gewicht—
  Verloren sind wir all' und all'.—
  Zurück, zurück, du Maskenschwall!
  Zurück, zurück, unsinniger Hauf'!—
  O hätt' ich Flügel, flög' ich auf.—
      PLUTUS:
  Schon ist der Kreis zurückgedrängt,
  Und niemand, glaub' ich, ist versengt.
  Die Menge weicht,
  Sie ist verscheucht.—
  Doch solcher Ordnung Unterpfand
  Zieh' ich ein unsichtbares Band.
      HEROLD:
  Du hast ein herrlich Werk vollbracht,
  Wie dank' ich deiner klugen Macht!
      PLUTUS:
  Noch braucht es, edler Freund, Geduld:
  Es droht noch mancherlei Tumult.
      GEIZ:
  So kann man doch, wenn es beliebt,
  Vergnüglich diesen Kreis beschauen;
  Denn immerfort sind vornenan die Frauen,
  Wo's was zu gaffen, was zu naschen gibt.
  Noch bin ich nicht so völlig eingerostet!
  Ein schönes Weib ist immer schön;
  Und heute, weil es mich nichts kostet,
  So wollen wir getrost sponsieren gehn.
  Doch weil am überfüllten Orte
  Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte,
  Versuch' ich klug und hoff', es soll mir glücken,
  Mich pantomimisch deutlich auszudrücken.
  Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin,
  Da muß ich mich um einen Schwank bemühn.
  Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln,
  Denn dies Metall läßt sich in alles wandeln.
      HEROLD:
  Was fängt der an, der magre Tor!
  Hat so ein Hungermann Humor?
  Er knetet alles Gold zu Teig,
  Ihm wird es untern Händen weich;
  Wie er es drückt und wie es ballt,
  Bleibt's immer doch nur ungestalt.
  Er wendet sich zu den Weibern dort,
  Sie schreien alle, möchten fort,
  Gebärden sich gar widerwärtig;
  Der Schalk erweist sich übelfertig.
  Ich fürchte, daß er sich ergetzt,
  Wenn er die Sittlichkeit verletzt.
  Dazu darf ich nicht schweigsam bleiben,
  Gib meinen Stab, ihn zu vertreiben.
      PLUTUS:
  Er ahnet nicht, was uns von außen droht;
  Laß ihn die Narrenteidung treiben!
  Ihm wird kein Raum für seine Possen bleiben;
  Gesetz ist mächtig, mächtiger ist die Not.
      GETÜMMEL UND GESANG:
  Das wilde Heer, es kommt zumal
  Von Bergeshöh' und Waldestal,
  Unwiderstehlich schreitet's an:
  Sie feiren ihren großen Pan.
  Sie wissen doch, was keiner weiß,
  Und drängen in den leeren Kreis.
      PLUTUS:
  Ich kenn' euch wohl und euren großen Pan!
  Zusammen habt ihr kühnen Schritt getan.
  Ich weiß recht gut, was nicht ein jeder weiß,
  Und öffne schuldig diesen engen Kreis.
  Mag sie ein gut Geschick begleiten!
  Das Wunderlichste kann geschehn;
  Sie wissen nicht, wohin sie schreiten,
  Sie haben sich nicht vorgesehn.
      WILDGESANG:
  Geputztes Volk du, Flitterschau!
  Sie kommen roh, sie kommen rauh,
  In hohem Sprung, in raschem Lauf,
  Sie treten derb und tüchtig auf.
      FAUNEN:
  Die Faunenschar
  Im lustigen Tanz,
  Den Eichenkranz
  Im krausen Haar,
  Ein feines zugespitztes Ohr
  Dringt an dem Lockenkopf hervor,
  Ein stumpfes Näschen, ein breit Gesicht,
  Das schadet alles bei Frauen nicht:
  Dem Faun, wenn er die Patsche reicht,
  Versagt die Schönste den Tanz nicht leicht.
      SATYR:
  Der Satyr hüpft nun hinterdrein
  Mit Ziegenfuß und dürrem Bein,
  Ihm sollen sie mager und sehnig sein,
  Und gemsenartig auf Bergeshöhn
  Belustigt er sich, umherzusehn.
  In Freiheitsluft erquickt alsdann,
  Verhöhnt er Kind und Weib und Mann,
  Die tief in Tales Dampf und Rauch
  Behaglich meinen, sie lebten auch,
  Da ihm doch rein und ungestört
  Die Welt dort oben allein
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