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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt.
  Nun gut, wer bist du denn?
      MEPHISTOPHELES:
  Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute
  schafft.
      FAUST:
  Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
      MEPHISTOPHELES:
  Ich bin der Geist, der stets verneint!
  Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
  Ist wert, daß es zugrunde geht;
  Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
  So ist denn alles, was ihr Sünde,
  Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
  Mein eigentliches Element.
      FAUST:
  Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?
      MEPHISTOPHELES:
  Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
  Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt
  Gewöhnlich für ein Ganzes hält-
  Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
  Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
  Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
  Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
  Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
  Verhaftet an den Körpern klebt.
  Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
  Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
  So, hoff ich, dauert es nicht lange,
  Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn.
      FAUST:
  Nun kenn ich deine würd'gen Pflichten!
  Du kannst im Großen nichts vernichten
  Und fängst es nun im Kleinen an.
      MEPHISTOPHELES:
  Und freilich ist nicht viel damit getan.
  Was sich dem Nichts entgegenstellt,
  Das Etwas, diese plumpe Welt
  So viel als ich schon unternommen
  Ich wußte nicht ihr beizukommen
  Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand-
  Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
  Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,
  Dem ist nun gar nichts anzuhaben:
  Wie viele hab ich schon begraben!
  Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut.
  So geht es fort, man möchte rasend werden!
  Der Luft, dem Wasser wie der Erden
  Entwinden tausend Keime sich,
  Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
  Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
  Ich hätte nichts Aparts für mich.
      FAUST:
  So setzest du der ewig regen,
  Der heilsam schaffenden Gewalt
  Die kalte Teufelsfaust entgegen,
  Die sich vergebens tückisch ballt!
  Was anders suche zu beginnen
  Des Chaos wunderlicher Sohn!
      MEPHISTOPHELES:
  Wir wollen wirklich uns besinnen,
  Die nächsten Male mehr davon!
  Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?
      FAUST:
  Ich sehe nicht, warum du fragst.
  Ich habe jetzt dich kennen lernen
  Besuche nun mich, wie du magst.
  Hier ist das Fenster, hier die Türe,
  Ein Rauchfang ist dir auch gewiß.
      MEPHISTOPHELES:
  Gesteh ich's nur! daß ich hinausspaziere,
  Verbietet mir ein kleines Hindernis,
  Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle-
      FAUST:
  Das Pentagramma macht dir Pein?
  Ei sage mir, du Sohn der Hölle,
  Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?
  Wie ward ein solcher Geist betrogen?
      MEPHISTOPHELES:
  Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen:
  Der eine Winkel, der nach außen zu,
  Ist, wie du siehst, ein wenig offen.
      FAUST:
  Das hat der Zufall gut getroffen!
  Und mein Gefangner wärst denn du?
  Das ist von ungefähr gelungen!
      MEPHISTOPHELES:
  Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen,
  Die Sache sieht jetzt anders aus:
  Der Teufel kann nicht aus dem Haus.
      FAUST:
  Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?
      MEPHISTOPHELES:
  's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:
  Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.
  Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.
      FAUST:
  Die Hölle selbst hat ihre Rechte?
  Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt,
  Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen?
      MEPHISTOPHELES:
  Was man verspricht, das sollst du rein genießen,
  Dir wird davon nichts abgezwackt.
  Doch das ist nicht so kurz zu fassen,
  Und wir besprechen das zunächst
  Doch jetzo bitt ich, hoch und höchst,
  Für dieses Mal mich zu entlassen.
      FAUST:
  So bleibe doch noch einen Augenblick,
  Um mir erst gute Mär zu sagen.
      MEPHISTOPHELES:
  Jetzt laß mich los! ich komme bald zurück;
  Dann magst du nach Belieben fragen.
      FAUST:
  Ich habe dir nicht nachgestellt,
  Bist du doch selbst ins Garn gegangen.
  Den Teufel halte, wer ihn hält!
  Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male
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