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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man
Autoren: William Kotzwinkle
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fünfzig Pfund schweren schwarzen Mantel. Ich muß was zu essen haben, Mann, oder mir wird schlecht. Raus aus dem Park, Mann, und rüber zu nem Gemischtwarenladen, SCHNELL, und her mit ner Flasche Piña-Colada. Denn als Viersternegeneral der puertoricanischen Befreiungskräfte, Mann, is Commander Schmock zu einer Flasche pro Tag berechtigt.
    Aber zuerst muß ich in nen Zeitungsladen, Mann, und mir ein Astrologiebuch für diesen Monat kaufen, ich muß wissen, was mit mir geschieht, Mann. Denn etwas muß ja geschehen, Mann.
    »Wie läufts, Mann?« Knall ihm fünfzig Cents auf den Tresen und geh raus mit meinem Horse-Badorties-Original-Widder-Horoskopbuch, für heute laß mal sehen:
    Eine gemischte oder verwirrte Ordnung
    und Chaos drohen
     
    Wieder ein wundervoller durchschnittlicher Horse-Badorties-Tag, Mann. Ich bin gemischt, verwirrt und weiß nicht, wohin ich geh. Ich spul mal besser das Tonband zurück, Mann, und laß mir sagen, wo ich hingeh. Denn jetzt steh ich grade an einer Straßenecke und geh nirgends hin.
    Kleine Rädchen des Geräts wirbeln. Schalte Ein -Knopf, höre:
    »Chinatown, zum Essen, Mann. Es steht auf Dem Plan. «
    »Richtig, Mann, ich kapier.« Horse Badorties ist jetzt vollständig orientiert. Chinatown. Die einzige Frage ist: Chinatown in San Franzisko oder Chinatown in New York City? Ich könntn Flugzeug nach Frisko nehmen und morgens wär ich da. Hier ist ein Mädel, Mann, noch ein Mädel, das singen möchte.
    »Hey, Baby, tolle Musik … heute abend … St. Nancy’s auf der Bowery …«
    Was mich zusammenhält, Mann, das ist meine MISSION, Mann, für Mädels und Musik. Ohne das bin ich ne leere Piña-Colada-Flasche, das ist genau, was ich jetzt tun muß, sofort, Mann, reingehn in meinen nächsten puertoricanischen Kramladen und ne Flasche Piña-Colada leeren.
    »Kann ich hälfen?« Auf einem Regal überm Kopf von der Kramdame, Mann, steht ein Radio, und sogar durch meine Commander-Schmock-Ohrenklappen, Mann, hör ich die unerträglichen Mädelrhythmen der puertoricanischen Musik. Is mir zuviel, Mann. Ich muß hier raus und die Flasche Piña-Colada sausen lassen.

4
Ein Ritter des Hot Dog
    Ich geh rüber nach Chinatown, Mann. Was fürn schöner Tag für einen langen Marsch, zwanzig oder dreißig Querstraßen weit bis nach Chinatown. Ich nehm lieber die U-Bahn, Mann.
    Geh die U-Bahntreppe die oh nein Mann dunkle U-Bahntreppe zur U-Bahn runter. Warum, Mann, geh ich runter in die U-Bahn, wenn ich oben an der frischen Luft sein könnte? Hier kommt wieder das japanische No-Theater, Mann: Ich beweg mich in der langsamstmöglichen Geschwindigkeit, Mann, wien Zeitlupentraum aufm Treppenabsatz zwischen dem Bürgersteig oben und der U-Bahn unten und frag mich in meiner mir eigenen hoffnungslos zwanghaften Horse-Badorties-Art, was ich am besten mit dem Tag anfangen soll. Ich hab nur eine Lösung, und das ist mein Fan.
    Such im Beutel und finde Fan. Schalt die Flügelchen ein, Mann, und die warme Luft bläst mir ins Gesicht und ich bin wieder lebendig, Mann, in der summenden Brise. Blauhaarige alte Dame kommt die Treppe runter. Sie braucht nen Fan, Mann. Geh neben ihr her und kühl sie mit zärtlichen Luftströmen.
    »Was für eine herrliche Erfrischung.«
    »Ja, Ma’n. Jeder braucht nen Horse-Badorties-Fan. Nehmen Sie ihn mit in die U-Bahn und fühlen Sie sich nie mehr unter Druck. Die Chance Ihres Lebens, heute nur 1,95 Dollar. Ich wollt, ich könnt Ihnen diesen hier verkaufen, aber er ist mein einziges Muster. Holen Sie sich Ihren irgendwann.«
    »Das muß ich. Ist so erfrischend kühl.« Geh durchs Drehkreuz, Mann, klack-ein-Knirschen durchs Drehkreuz und in den dunklen Tunnel. Wahnsinnige überall. Glücklich fächel ich mir Luft zu und trag einen Mantel, um nicht mit einem Wahnsinnigen verwechselt zu werden. Ich bin in der U-Bahn, Mann. Was, Mann, tu ich in der U-Bahn? Hier kommt der Zug, ich kann den Wind auf meinem Gesicht spüren, den großen Röhren-Fan, der die Luft vor sich herbläst und meinen Bart kräuselt. Da ist der U-Bahnführer, Mann, in seinem kleinen Kontrollraum, und sieht aus dem Fenster. Ich grüß ihn mit meinem Fan, Mann, und jetzt steig ich in den U-Bahnwagen und fahr tatsächlich nach Chinatown, während ich zum Van Cortlandt Park fahren sollte, um durch die Büsche zu kriechen. Da oben bin ich geboren, Mann. Und bald werd ich dahin zurückkehren, um im Gras zu laufen und zu träumen, Mann!
    Direkt gegenüber von mir, Mann, ist das U-Bahnfenster. Und da es im Tunnel dunkel
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