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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man
Autoren: William Kotzwinkle
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ich bieg hier einfach nach Südosten ab, dreh mich um mich selbst, Mann, total, und geh zur Second Avenue zurück, Mann, zum INDISCHEN RESTAURANT! Das ist es. Bestell mir nen scharf gewürzten Gemüsecurry, brennenden Kurkuma-Koriandersenf-Cayennepfeffer, hol mir ne Magenschleimhautentzündung, treib mirs Wasser in die Augen, ich werde Knallkörper furzen, Mann, lieber nicht.
    Immer mit der Ruhe, Mann, es gibt ne ganz einfache Lösung. Du fährst einfach mit der U-Bahn rauf in die Vierzigste Straße zur Blarney Stone Bar und bestellst dirn paar hausgemachte Bratkartoffeln undn Glas Bier dazu. Und einige Scheiben Roastbeef blutig rot werden wohl dein Tod sein.
    Nein, Mann, alles halt und wir gehn direkt wieder ins West Village zurück, in den Vegetarierladen, und bestellen uns ein Glas Karottensaft. Mann, warum hab ich nicht früher dran gedacht? Ein köstlicher kühler orangefarbener Trunk von Vitamin A saftigen Karotten, die meine Haut orange färben und mich irre im Fernsehen aussehn lassen. Den Karottensaft müssen wir streichen, Mann.
    Statt dessen bestell ich mirn schlichtes Vegetarierkotelett in der Milchbar hier unten, Mann, wieder mal auf der Second Avenue, ein Gemüsekotelett, Mann, so schwer, daß du denkst, du hast sechzehn Hamburger gegessen.
    DAS IST ES, MANN! Sechzehn Hamburger mit Zwiebeln, zum Mitnehmen! Endgültig, Mann, Zweiundvierzigste Straße, hol die Münze raus, wir fahren.
    Nee, n Zwiebelbrötchen von Yonaschimmel’s unten auf der Delancy Street is näher, Mann, n heißes frischgebacknes Zwiebelbrötchen. Unmöglich, Mann, Buddha rät von Zwiebeln ab, fällt mir grade ein, sie ersticken die tausend kleinen Götter des Körpers.
    Dies is ne existentielle Krise, Mann. Ich steh mit dem Rücken zur Wand. Ich verhunger, Mann, und kann nicht die perfekte Nahrung finden. Mein überaus wichtiges Liebeskonzert ist schon in zwei Tagen. Ich muß ohne weiter zu überlegen umgehend zurück in den Schnellimbiß, Mann, und noch eine Piña-Colada trinken und bei meiner flüssigen Diät bleiben.
    »Piña-Colada, Mann.«
    »Alles aus, Mann, die Piña-Colada is drocken.«
    »Gut, Mann, ich wollte sowieso keine. Ich nehme liebern Teller … warte mal … nur einen … bis später, Mann … ich muß …«
    Denk mal nach, Mann. Wenn das so weitergeht, Mann, lauf ich noch morgen früh bei Sonnenaufgang durch die Straßen auf der Suche nach nem Hot Dog. Ich kauf mirn Riegel Schokolade, das is alles, Mann, scheiß drauf. Nee, Mann, der Zucker von Süßigkeiten ist die Ursache für Jugendkriminalität, liest du denn nicht deinen Wöchentlichen Komposthaufen?
    Geh weiter, Mann, arbeite an der perfekten Ernährung weiter. Die alten chinesischen Weisen, Mann, lebten von ihrem Speichel. Die perfekte Diät. Einzige Voraussetzung ist, daß man sein ganzes Leben im Liegen verbringt, im absoluten Nichtstun. Der Weg des Himmels. Das ist es, Mann, das ist meine Diät.
    Ich weiß jetzt, was ich zu tun hab, Mann. Ich werd heut abend fasten, und da morgen abend die Generalprobe des Liebeschors ist, werde ich den ganzen morgigen Tag im Van Cortlandt Park zubringen und mich von Blättern und Beeren und den Wurzeln von Distelbüschen nähren. Mann, ich werde die Energie meiner Kindheit in mich aufsaugen, und sie wird mir eine wahnsinnige Vitalität für das Konzert am Tag drauf verleihen. Das ist der Plan. Er ist vernünftig, geistig gesund, er ist klar, er ist wirksam, er erfährt innere Zustimmung von meinem Dorkie-Meter. Mein ganzes Sein antwortet auf diesen Vorschlag mit einem Gefühl des Friedens und der Zufriedenheit. Deshalb kehr ich, nachdem ich das Dilemma in einer für einen Künstler meiner Statur geziemenden Weise gelöst hab, unverzüglich in meinen Laden zurück, um mich schlafen zu legen. Ruhig und cool, mit meiner ganzen gelösten strahlenden Persönlichkeit, werd ich früh morgens mit der U-Bahn zum Van Cortlandt Park fahren und mich der vitalen Meditation und dem Beknabbern von Buschwerk widmen. Vielleicht werd ich mir sogar ne Büchse Beeferoni mitnehmen und auf nem Feuer im Wald aufkochen, das ich zwischen ein paar Steinen entfach. Was für ein wunderschöner und wohlüberlegter Plan, Horse Badorties. Du solltest ein Collegeprofessor sein.

26
Etwas ruft den Fan Man, ganz schwach
    Es ist Morgen, Horse Badorties, was für ein wunderbarer sonniger Morgen, Moment mal, Mann, es is Nachmittag, ich hab verschlafen. Ich muß mich beeilen, Mann, wenn ich vor der Generalprobe des großen Horse-Badorties-Liebeschorkonzerts
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