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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man
Autoren: William Kotzwinkle
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hab die letzten paar Tage damit verbracht, das Apartment sauberzumachen, Mann, hab die Fußböden geschrubbt und das Holz gebohnert. Ich wollte das Apartment nicht als Trümmerhaufen hinterlassen, Mann, verstehn Sie. Ich dachte, das sei ich Ihnen schuldig. Der ganze Sperrmüll ist raus, Mann. Ich hab die Nacht durchgearbeitet und die Müllabfuhr war heute ganz früh am Morgen hier und hat alles abgefahren, vielleicht haben Sies gesehn.«
    »Ich hab nix gesehn …«
    »Ja, es war recht früh. Jedenfalls, jetzt ist alles sauber, Mann, bereit zur Vermietung an ne kleine alte Dame. Ich habn Mädel dagehabt und wir haben ein paar Vorhänge vor die Fenster gehängt. Es sieht irgendwie richtig manierlich aus, Mann, Sie sollten das mal sehn, wenn die Sonne reinscheint.«
    »Ja … ja, das werd ich tun.«
    »Genau, Mann, das wird Ihnen Ihren Tag erleuchten. Also, bis dann, Mann. Wenn Sie irgendwas rumliegen sehn, in nem Bücherregal oder so, geben Sies an die Bibliothek der Handelsmarine. Bis dann, Mann, bleib cool.« Und das wars, Mann. Ich bin wieder mit der Welt im reinen. Ich hab ne ungeheuer komplexe Telefonrechnung hinterlassen, Mann, mit Anrufen nach Alaska, Hongkong, Bombay und den Fidschiinseln. Wieder mal ein sauberer Abgang. Ich hab nur ein Problem, Mann, ein kleines Problem, und das ist: Wo werd ich wohnen?
    Geh einfach Avenue A runter, Mann, irgendwas wird sich schon ergeben. Was issen das, Mann, das scheintn verlassener Laden zu sein mit nem Schild Zu Vermieten im Fenster. Riesige Schaufenster, Mann, und liegt direkt an der Straße. Sieh mal, Mann, der viele Platz da drin, Mann. Mein Dorkie-Meter reagiert und schlägt aus bis sechs auf ner Skala von sieben. »Das isses, Mann! DAS IS MEIN NEUES APARTMENT!«

23
Der Avatar bei der Arbeit
    »Ich bin in meinem neuen Apartment, Mann, nehm das erste Band auf in meinem neuen kleinen Heim. Ich hab dem Hausbesitzer nen Gummischeck über dreihundert Dollar gegeben, und jetzt wird das lange Hin und Her mit ihm und den Anwälten losgehn, um mich rauszuwerfen. Aber inzwischen, Mann, und bis es soweit kommt, sind wir hier – im LADEN! Der Laden, mehr Platz Sachen zu lagern als je zuvor. Da is so viel Platz, Mann, in meinem dunklen schäbigen Laden, ich muß sofort meinen Drucker anrufen und ihn noch fünfzigtausend Notenblätter drucken lassen, um sie bis zur Decke zu stapeln.«
    Und jetzt kommt der unglaubliche lang zu bewundernde Horse-Badorties-Zauberhaufen. Scheinbar in nur ein paar vergehenden Augenblicken, der Zeit eines einzigen Nachmittags, die flackert und hopst wien Untergrundfilm, trage ich, Horse Badorties, einen Karton mit Notenblättern nach dem andern rein, verstreu sie überall. Und dann schnell wieder raus, mit der Geschwindigkeit und der Intensität eines Blitzes, hol ich alte zerbrochene Möbel, auf der Straße gefundene, rein, nen zerrissenen Lampenschirm, nen Teil von nem Sessel, ne auseinanderfallende Matratze. Ein bemerkenswerter Gang folgt dem nächsten in einem kurzen Zwischenspiel großartigen Zusammentragens, mit dem Stapel von Einkaufstüten reinkommen, vollgestopft mit glänzenden neuen Konservendosen und Schachteln voll Frühstückskost. Und plötzlich sind die Dosen leer und fliegen rum und die Cornflakes werden auf dem Boden festgetrampelt und der aufgeräumte Laden wird mit Fett- und Schmutzflecken bedeckt, und höher und höher wächst der Haufen, füllt all die hellen Räume aus, wächst mit jedem flackernden Einzelbild, und endlich, mit einemmal, steh ich da – Horse Badorties, Mann, steh in der Mitte von noch einem bis zur Decke gestapelten nicht zu entfernende Flecke Postkarten alles vollgestopften LADEN!
    Da is kaum noch Platz sich umzudrehn. Wie wunderbar, Mann.

24
Onkel Schleicher
    Und jetzt, Mann, ist es Zeit für meine Liebeschorprobe. Ich verlaß den Laden, Mann, hinter mir beulen sich die Fenster raus, und ich geh die Straße hoch, Mann, nach St. Nancy’s, wo sich der Liebeschor zu einer einmaligen musikalischen Erfahrung zusammengefunden hat. Hier bin ich wieder, Mann, geh in St. Nancy’s rein, geh den Chorgang runter und die Stufen rauf, Mann, aufn Chorboden, wo alle auf Maestro Badorties warten, Mann, der hier, auf der letzten Stufe, noch kurz mal pausieren muß, um einen wohltuenden Kräuterrauch aus Natternkopfwurzeln zu inhalieren, Mann, um die japanischen Käfer aus seinen chinesischen Schuhen zu schütteln. Wie wunderbar, Mann, meinen Chor wiederzusehn, ich kann sie kaum sehn, Mann, meine Sehkraft schwindet, Mann, die
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