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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jan Beinßen
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Ruheoase fanden, lehnten dankend ab. Sie wollten zuerst nur eines: Reden!
    »Du hast mir das Leben gerettet, Doris.« Konrad Keller sah seine Frau mit Augen an, die als frisch Verliebter nicht mehr geglänzt haben konnten. »Aber dieses Gewehr …«
    »Das Kleinkalibrige aus dem Schützenverein«, bestätigte Doris seine Vermutung. »Eigentlich hätte es wie jede andere Waffe aus unserem Haushalt verdammt werden sollen. Aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen.«
    »Gott sei Dank, kann man da wohl nur sagen«, meinte Burkhard und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. »Mit euch als Familie wird es nicht langweilig.«
    Doris sah ihren Sohn an und kniff die Augen zusammen, als sie verkündete: »Doch, ab sofort wird es sogar stinklangweilig. Denn dies war Konrads letzter Fall. Ab jetzt gilt der Ruhestand. Und Ruhe nehme ich wörtlich!«
    »Vorher gibt es aber noch einige Formalitäten zu erledigen«, wandte Jasmin leise ein. Ihr fiel es schwer, den Familienfrieden zu stören.
    »Meine Frau hat aus Notwehr gehandelt«, sagte Konrad Keller scharf. »Daran besteht wohl kein Zweifel.«
    »Ja, ja«, sagte Jasmin Stahl schnell. »Darauf wird es hinauslaufen, ganz klar. Kein Richter wird Ihre Frau dafür belangen, dass sie …«
    »Dann ist es ja gut«, meinte Jochen ebenso streng wie zuvor sein Vater. »Denn andernfalls wäre es ein gefundenes Fressen für die Presse, wenn die Heldin der Stunde, die einen Serientäter zur Strecke gebracht hat, für ihr mutiges Einschreiten juristisch belangt würde.«
    »Ich deute ja nur an, dass wir noch den üblichen Papierkrieg vor uns haben«, versuchte Jasmin den geballten Familienzorn abzumildern. »Außerdem sind etliche Fragen offengeblieben.«

33

    Inoffiziell wurden diese offengebliebenen Fragen, viele Wochen vor dem Prozess, in der Kellerschen Wohnung in der Martin-Richter-Straße gestellt und – soweit möglich – beantwortet. Zur Frage-Antwort-Runde in entspannter Atmosphäre bei Doris Kellers seit den 70er-Jahren bewährter Erdbeerbowle und Pumpernickelspießchen mit Käsewürfeln und Weintrauben erschien auch Uwe, der eher zufällig vorbeikam, um mit Konrad das weitere Vorgehen bei der Restaurierung des VW-Busses zu diskutieren. Zunächst aber stand die Aufarbeitung des Dramas an, das die Familie Keller gemeinsam gemeistert hatte.
    »Mein Leben hing am sprichwörtlichen seidenen Faden«, sagte Konrad Keller und klang philosophisch.
    »Schlechter Vergleich«, meinte Jochen. »Du hast es einem schnurlosen Telefon, genau genommen einem Handy, zu verdanken, dass dich Bartels nicht abgeknallt hat. Also nichts mit seidenem Faden.«
    Keller schmunzelte. »Du hast recht. Wenn ich mein Handy nicht zu Hause vergessen hätte, hätte die Geschichte einen anderen Verlauf genommen.«
    »Kann mich mal jemand aufklären?«, fragte Sophie ungeduldig, weil sie bisher nur die Hälfte der ganzen Angelegenheit kannte.
    Doris übernahm den Part, ihre Tochter darüber zu informieren, wie es zum glücklichen Ausgang gekommen war: »Dein Vater hatte ausnahmsweise mal seine Skijacke angezogen, als er mich früh am Morgen sitzen oder eher liegen ließ. Sein Handy, das im Mantel steckte, vergaß er im Eifer des Gefechts. Als ich aufwachte, fiel mir der Mantel sofort auf, ich habe nachgesehen und das Handy herausgenommen, damit ich es Konrad später geben konnte.«
    »Als sie losgefahren ist, um Konrad im Klinikum zu suchen, hatte Doris es noch immer einstecken«, setzte Burkhard fort. »Sie war kurz vorm Ziel, als es klingelte.«
    »Genau«, bestätigte Doris. »Diese nette Polizistin war dran: Frau Stahl. Sie wunderte sich zunächst, dass nicht Konrad, sondern ich am Apparat war. Dann sagte sie mir, dass sie einen neuen Verdacht habe, aber ihm nicht nachgehen konnte, weil sie im Verkehr feststecke – da wurde ich natürlich hellhörig.«
    Sophie sah ihre Mutter ungläubig und bewundernd zugleich an: »Anstatt auf die Polizei zu warten, hast du die Sache selbst in die Hand genommen?«
    Doris nickte und wirkte etwas verlegen. »Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren war – eigentlich bin ich nicht so draufgängerisch.«
    »Aber es lag ja noch das alte Sportgewehr im Kofferraum«, ergänzte Burkhard.
    »Das gab wohl den Ausschlag«, erklärte Doris. »Ich war noch nicht dazu gekommen, es beim Waffenhändler abzugeben. Als ich bei der Klinik ankam, habe ich nicht lange überlegt, mir das Gewehr geschnappt und es in meine Jacke gewickelt. Dann habe ich mich bis zur Chirurgie
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