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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 4 Vor dem Hahnenschrei

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 4 Vor dem Hahnenschrei

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 4 Vor dem Hahnenschrei
Autoren: Martin Clauß
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Himmel, das ist entsetzlich …“ Obwohl seine Stimme angespannt klang, änderte sich sein Gesichtsausdruck kaum.
    „Sein Krähen?“, wiederholte der Brite. „Handelt es sich vielleicht um einen Raben oder um einen Hahn?“
    „Nein“, krächzte Curtis. „Kein Rabe. Kein Hahn. Ein F… F…“
    Sir Darrens Nackenhärchen stellten sich auf. Er dachte an ein ihm wohlbekanntes Schloss in Deutschland, in dem er dozierte. „Ein Falke? Falken krähen nicht. Falken …“
    „Ein F… Phönix!“
    „Was sagen Sie?“
    Sir Darrens enzyklopädisches Wissen war sofort parat. Mythen von einem Feuervogel, der aus seiner eigenen Asche auferstand, gab es in einigen Kulturkreisen, auch wenn der Name Phönix natürlich aus dem Griechischen kam. Er fungierte als Symbol für alles Totgeglaubte, das wieder zum Leben erwachte.
    „Mir war nicht bewusst, dass ein Phönix kräht“, bemerkte er. Sie näherten sich einer Kreuzung, und Curtis riss das Lenkrad ohne jedes Fahrgefühl nach rechts. Sir Darren war sicher, dass es zum Wichita Airport geradeaus gegangen wäre.
    Hatte Curtis bisher ein akzeptables Fahrverhalten an den Tag gelegt, trat er das Gaspedal nun bis zum Anschlag durch und bewegte sich weit jenseits der erlaubten 55 mph. Sein Beifahrer wusste, dass es sinnlos war, ihn darauf anzusprechen. In seinem Kopf zählten jetzt ganz andere Dinge.
    Wenn Sir Darren nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, wovon der Kerl redete! Mitten im Sunflower State einem griechischen Fabelwesen zu begegnen, erschien ihm ausgesprochen unwahrscheinlich. Eher hielt sich da jemand für einen Phönix. Hatte sich ein Geisteskranker verbrannt, um aus seiner Asche wieder aufzuerstehen?
    Unvermittelt bog Curtis ein zweites Mal rechts ein. Der Wagen holperte über ein Wiesenstück und erreichte dann einen Feldweg. Täuschte sich Sir Darren, oder war hinter ein paar Bäumen Lichtschein auszumachen? Haarscharf passierten sie ein altes Schild mit der Aufschrift TAYBEN‘S LUCKY CHICKEN FARM.
    Dann breitete sich die Szenerie vor ihm aus: Eine heruntergebrannte Farm, noch glimmend, davor ein Streifenwagen, die Scheinwerfer eingeschaltet. Warum eigentlich keine Feuerwehr?
    Auf jeden Fall passte es zusammen. Der Phönix, von dem Curtis gesprochen hatte, und dieses Feuer. Und es war ein Geflügelhof. Wurde hier eine besondere Art von Vögeln gezüchtet? Phönixe?
    So sehr ihn die Sache ärgerte und verblüffte, er musste gestehen, dass seine Neugier geweckt war. Was würde als nächstes passieren?
    Als ihr Wagen stand, blieb Curtis einfach sitzen, und Sir Darren musste ihm aus dem Auto helfen. Kaum war er auf die Beine gekommen, ging es etwas besser. Er schien etwas zu suchen und zeigte dann auf eine Stelle links neben dem eingestürzten Hühnerstall.
    Gleichzeitig erklang aus einer anderen Richtung der Schrei einer Frau, ein Schuss krachte, dann nochmal zwei. Ein weiterer Hilfeschrei. Dieselbe Person.
    Da passierte eine Menge gleichzeitig. Wo war er da nur hineingeraten?
    Sir Darren zerrte Curtis hinter den Wagen und zog so lange an ihm, bis er mit ihm in die Hocke ging, was dem Jungen überhaupt nicht gefiel, denn er wollte offenbar zu diesem alten Schlepper oder was immer da an der Seite des Hühnerstalls stand. Wer schoss auf wen? Wer schrie um Hilfe? Während er Curtis am Aufstehen hinderte, spähte er hinter dem Kofferraum vor.
    Sah er das richtig? Eine Frau in Polizeiuniform lag auf dem Boden, unweit der Brandruine, über ihr eine … eine schwarzgekleidete Gestalt? Mit roten Leuchtpünktchen am Körper?
    Unabsichtlich lockerte er seinen Griff, Curtis entwischte ihm, und er ließ ihn gehen. Er brauchte seine Konzentration. Anscheinend hatte die Polizistin geschossen, aber Sir Darren war nicht sicher, und er setzte nicht gerne sein Leben aufs Spiel. Vorsichtig huschte er hinter den Polizeiwagen, von wo aus er einen besseren Blick hatte.
    Aus dieser Perspektive erkannte er, dass das Wesen auf der Polizistin kein lebender Mensch sein konnte. Es war eine verbrannte Leiche, ein Körper in Fetzen, die Leuchtpunkte Glutreste. Sir Darrens Körper spannte sich – und fuhr zusammen, als ein neuer Schuss bellte. Er glaubte zu sehen, wie der Untote an der Brust in zwei Hälften brach, ein Anblick, der selbst einen Mann wie ihn nicht kalt ließ.
    Die Beamtin brauchte erschreckend lang, um die schwarzen Überreste von sich zu stoßen, dann rappelte sie sich umso schneller auf, lief los, gab aus der Entfernung noch weitere Schüsse ab und fuhr sich hektisch durch
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