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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst
Autoren: Martin Clauß
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geöffnet.
    Weißgekleidete Menschen schwebten rotierend durch die Luft. Er kannte sie: Es war die Programmierer von Ebene eins. Dann wirbelten Bücher an ihm vorüber, alte Werke in unlesbaren Schriften. Wenn der Wüstenwind in sie fuhr, wurden sie zerrissen, und ihre Seiten flatterten wie panisch fliehende Vögel durch die Dunkelheit. Sie flammten auf und verbrannten, wenn sie den Lichtstrahl streiften, der die Finsternis durchdrang.
    Georg verlor inmitten dieser Vorgänge das Bewusstsein.
    Als er zu sich kam, lag er auf der Schwelle des Hauses in der Fischerau in Freiburg. Es war noch immer Nachmittag, und eine ältere Frau bemühte sich um ihn.
    Verwirrt kam er auf die Beine. Der Raum hinter ihm war schmal und klein.
    Und leer.
    Keine Spur von Aquarien, alten Büchern oder riesigen Monsteraugen.

6
    Nach dem Mittagessen war das Interesse an dem Aquarium merklich abgeflaut. Die meisten Studenten ignorierten es einfach. Angelika stierte noch eine Weile verzückt durch das kleine dunkle Fenster, und zu ihr hatte sich Michael Löwe gesellt.
    Michael hatte einen Karton mit Knabbersachen neben sich auf die Couch gestellt, riss eine der Packungen nach der anderen auf und beobachtete das Aquarium. Angelikas Laune verschlechterte sich, als sie das Desinteresse der anderen spürte, und nach einer Stunde entfernte sie sich brummelnd von der Fernsehnische.
    Michael aber blieb. Er war jetzt allein mit dem eigenwilligen Wasserbehälter.
    Kauend suchte er die Welt hinter dem Guckloch nach Lebenszeichen ab. Der Fisch, den er heute Morgen schon einmal gesehen hatte, gab sich ein, zwei Mal die Ehre. Wie ein versinkendes Wrack driftete er am Fenster vorüber. Er schien Lustlosigkeit auszustrahlen, Ennui, tiefe Depression. Michael, der nicht empfänglich für negative Stimmungen war, solange er genügend zu essen hatte, betrachtete den gelangweilten Burschen mit großer Aufmerksamkeit.
    Ihm entging auch nicht, dass sich irgendwo hinter dem farblosen Anglerfisch, in den Tiefen des Aquariums, ein anderes Wesen verbarg. Farbenfroher, schlanker, agiler, aber auch besser auf der Hut. Ein Wesen, das hinaussah, wie Michael hineinsah. Wenn er minutenlang wartete, bis ein einzelner Lichtstrahl günstig durch den wabernden Schutz der qualligen Wasserpflanzen stach, sah er lange, gebogene, nadelfeine Zähne aufblitzen. Ein Maul, so voller Zähne, dass es niemals geschlossen werden konnte.
    Nach Stunden kam Michael der Gedanke, dass die Fische hungrig sein mochten. Die beiden Glatzköpfe, die das Aquarium geliefert hatten, hatten nicht nur eine unlesbare Gebrauchsanweisung mitgebracht – sie hatten auch vergessen, Nahrung dazulassen!
    Die Fische würden verhungern.
    Oder sich gegenseitig auffressen.
    Das konnte Michael nicht zulassen. Für einen Moment erwog er, die Sache mit Angelika durchzusprechen. Doch das Mädchen war höchst missgelaunt gewesen, als es sich zurückgezogen hatte, und Michael war nicht gerade ein Meister im Verbreiten guter Laune. Wenn er etwas sagte, kam es nie so heraus, wie er es beabsichtigt hatte.
    Er sah sich den Mechanismus an, den Angelika als Futterklappe bezeichnet hatte. Ohne zu zögern griff er in eine Tüte und legte eine Handvoll Kartoffelchips in die Vertiefung über der Klappe. Dann drückte er den Knopf, der der Vertiefung am nächsten war.
    Irgendwo gleich unter der Hülle des Aquariums lief ein Elektromotor an, nach wenigen Sekunden glitt die Klappe langsam zur Seite, die Chips fielen hinab, die Öffnung schloss sich wieder, und ein saugendes, schmatzendes Geräusch erklang unter der Oberfläche. Im ersten Moment hielt Michael das Schmatzen für die Fressgeräusche der Fische und war unangenehm berührt – bis er begriff, dass diese Laute bei der Komprimierung der Nahrung entstanden. Es dauerte mehr als eine Minute, bis der Vorgang abgeschlossen war und der komprimierte Happen ins Aquarium abgelassen wurde.
    Aber was war das? Aus den knackigen, knusprigen Chips war eine aufgedunsene, teigige Masse geworden, von gelber und irgendwie ... kranker Färbung.
    Die Fische schienen sie zunächst zu ignorieren, doch als sie allmählich immer größer wurde, sich nach allen Seiten ausbreitete und nach unten absank, kam Leben in den Anglerfisch. Der wurmartige Fortsatz an seiner Stirn glomm auf und bewegte sich. Unendlich langsam ließ er sich etwas zur Seite kippen und schwebte dann wie schwerelos gemächlich empor.
    Und dann geschah etwas ganz und gar Unmögliches!
    Michael hätte jeden Eid abgelegt, dass seine
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