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Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Autoren: Ina Linger
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flackern sehen. Die beiden Fenster an dieser Hauswand waren leider durch Vorhänge verdeckt und so war es ihm unmöglich, festzustellen, woher das Licht kam, wo sich die Hexe befand und in welchen Raum er kommen würde, wenn er durch die Haustür schlich. Er fühlte, wie ihn langsam die Aufregung packte. In seinem Körper kribbelte es überall und sein Herzschlag beschleunigte sich. Es war zwar nicht so, dass die Menschen, die er bisher hatte in diese Wohnung gehen sehen, niemals wieder herausgekommen waren, aber die waren ja auch nicht unbefugt in das Reich der Hexe eingedrungen. Und wenn Hexen wütend wurden, hieß es, wusste man nie ganz genau, was passierte.
    Benjamin schluckte die nun doch in ihm aufwallende Angst tapfer hinunter und setzte sich wieder in Bewegung. Er hatte sich für diese Aktion extra seine weichsten Turnschuhe angezogen und war dadurch in der Lage, die wenigen Treppenstufen fast lautlos hinter sich zu bringen. Vor der Tür hielt er wieder inne, presste sich der Länge nach an die kalte Steinmauer und hielt den Atem an, um jedes noch so verdächtige Geräusch im Inneren der Wohnung wahrzunehmen. Doch da war nichts bis auf das laute Ticken einer Uhr.
    Vorsichtig schob er sich näher an die Tür heran und spähte ins Innere. Hinter der Tür lag ein düsterer Flur, der von einigen Kerzen rötlich erleuchtet wurde. Benjamin konnte die Umrisse mehrerer Gemälde und anderem Schmuck an den Wänden ausmachen, ebenso wie die einer langen, antiken Kommode auf der allerlei Gegenstände sowie die Kerzen standen. Aber nirgendwo schien sich etwas zu regen – weder etwas tierisches noch etwas menschliches. Benjamin wusste, dass die Hexe zwei Katzen besaß. Ihm waren die Tiere schon des Öfteren im Hof begegnet, aber nur eine davon war zahm und anhänglich. Die andere hatte ein äußerst unfreundliches Wesen und war ihm schon einmal aus den Büschen in die Hacken gesprungen, blutige Kratzer an seiner Wade hinterlassend. Sie hielt den Hof wahrscheinlich für ihr Revier und duldete andere Menschen dort nur, wenn sie gut gelaunt war. Benjamin hatte auch schon einmal beobachtete, wie sie die Nachbarin quer durch den Hof gejagt hatte, als diese das Tier bei ihrem Nachmittagsschläfchen auf den Mülltonnen gestört hatte.
    Nein, diesem Tier wollte Benjamin heute auf gar keinen Fall begegnen. Immerhin drang er nun sogar in dessen Wohnung ein – wer wusste schon, was das verrückte Vieh da mit ihm anstellte. ‚Nur fünf Minuten’, sagte er in Gedanken zu sich selbst, während er leise durch die Tür schlich. ‚Fünf Minuten und du brauchst ja nicht weit rein gehen.’
    Der Flur war glücklicherweise mit einem dicken altertümlichen Teppich ausgelegt, so dass Benjamin die Wohnung betreten konnte, ohne auch nur ein verdächtiges Geräusch zu machen. Er konnte sein eigenes Herz und die schnellen Atemzüge, die er nun machte, unnatürlich laut in seinem Kopf nachhallen hören.
    Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. In dem gedämpften Licht der Kerzen waren die Ziffern kaum zu erkennen, also musste er sich wohl doch mehr auf sein inneres Zeitgefühl verlassen. Fünf Minuten konnten verdammt lang sein, wenn man nur warten musste. Benjamins Blick fiel auf ein Gemälde direkt gegenüber von ihm an der Wand. Es stellte eine Waldlandschaft dar, die er selbst in dieser Form noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Die Bäume und Pflanzen wuchsen so dicht, dass ein Durchdringen nur unter größter Mühe möglich war und machten auch vor dem hohen Berg, der sich in den grauen Himmel reckte, keinen Halt. Helles Sonnenlicht drang nur an einer Stelle des Gewitterhimmels durch die dichte Wolkendecke und erhellte einen kleinen Bereich am Fuße des Berges. Benjamin kniff die Augen zusammen und trat dann ein Stück näher heran, um erkennen zu können, was dort vom Sonnenlicht angestrahlt wurde und meinte schließlich zwei Personen zu entdecken, die niedergekniet waren und ihre Köpfe und Hände zum Berg erhoben hatten. Zwischen den Bäumen des Berges, hoch oben über ihren Köpfen, meinte Benjamin weitere kleine Lichter auszumachen – ein kleines Dorf vielleicht, das Signale aussandte, um die Verirrten zurückzuführen?
    Ganz gleich, was es war, Benjamin war beeindruckt von der seltsamen mystischen Ausstrahlung dieses Kunstwerkes. Sein Kunstlehrer hatte einmal verlauten lassen, dass Gemälde Geschichten erzählten – jedoch war dieses hier das erste, dass es Benjamins Meinung nach tatsächlich tat und zwar auf eine
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