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Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Autoren: Ina Linger
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den Kragen ihres Mantels hoch und wollte weitergehen, doch eine Stimme, die plötzlich aus dem Nichts zu kommen schien, hielt sie davon ab.
    „Du weißt, wo sie ist, oder?“
    Eine vertraute Stimme – die eines Jungen. Melina drehte sich langsam um. Aus dem Schatten einer kleinen Gasse direkt neben ihr löste sich die Gestalt Benjamins. Sie erkannte ihn sofort. Auch wenn er bisher kein direktes Wort an sie gerichtet hatte, so hatte sie ihn oft genug heimlich beobachtet, wenn er im Hof mit den anderen Jungen gespielt hatte oder nach der Schule zur Wohnung seiner Schwester geeilt war, mit diesem glücklichen Lächeln im Gesicht. Er sah ihr so ähnlich – nur dass er dunkleres Haar hatte und eine hellere Haut. Er schlug mehr nach seinem Vater. Aber er hatte Annas Augen. Braun und sanft und doch so aufgeweckt.
    „Es… es war nicht ihre Schrift auf dem Brief“, fuhr er nun fort und seine Stimme brach ein wenig. „Sie hat ihn nicht geschrieben, sondern du.“
    Gott! Warum war der Junge nur so intelligent. Alles würde viel einfacher sein, wenn er auch mit seinem Verstand mehr nach seinem Vater schlagen würde. Aber so… Melina wollte ihn gern erneut anlügen, ihm sagen, dass er sich irrte und seine Schwester tatsächlich nach Kopenhagen geflogen war, um einer guten Freundin zu helfen, die in einer schweren Krise steckte. Doch sie konnte es nicht, konnte dem Jungen nicht direkt ins Gesicht lügen.
    „Sie würde nicht einfach abhauen, ohne sich von mir zu verabschieden“, setzte Benjamin hinzu. „Und sie hätte mich längst angerufen, um zu fragen, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Also, was ist passiert?“
    „Benny… ich…“ Melina brach ab, musste sich erst sammeln, um etwas Vernünftiges herauszubringen. „Ihr geht es gut. Das ist alles, was du wissen musst.“
    „Nein!“ gab er mit Nachdruck zurück und trat mit energischem Schritt noch näher an sie heran. Seine Augen funkelten wütend. „Ich bin kein kleines Kind mehr! Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert ist. Und wenn du mir nicht hilfst, dann gehe ich zu dem Hotel und frage deinen komischen Freund. Denn der steckt garantiert in der Sache mit drin!“
    Das war gar keine gute Idee. Wenn Benjamin nur ein wenig nach seiner Mutter schlug, besaß auch er gewisse Fähigkeiten und wenn Demeon davon erfuhr… Sie wollte gar nicht erst darüber nachdenken. Er durfte ihn auf keinen Fall zu Gesicht bekommen. Es war schon schlimm genug, dass Benjamin ihr gefolgt war, ohne dass sie Notiz davon genommen hatte. Sie musste unbedingt verhindern, dass er nun auch noch in Demeons Reichweite kam.
    „Okay… ich werde dir so viel sagen, wie ich weiß“, versprach sie rasch und ergriff seinen Arm, um ihn dazu zu bringen, ihr zu folgen.
    Der Junge schenkte ihr einen vernichtenden Blick und machte sich rasch von ihr los, dennoch lief er weiter neben ihr her. Wenigstens ein kleiner Erfolg.
    „Also?“ drängte er nach ein paar Sekunden des Schweigens zwischen ihnen und sah sie auffordernd an.
    Melina holte schweren Herzens tief Luft. „Deine Schwester befindet sich momentan in einem Land, das… außerhalb unserer Reichweite liegt.“
    Benjamin zog kritisch die Brauen zusammen, sagte aber nichts weiter dazu, also fühlte sich Melina aufgefordert weiterzusprechen.
    „Demeon hat sie dorthin gebracht.“
    „Dein Freund?“
    „Er ist nicht mein Freund – nicht mehr.“
    „Heißt das, er hat sie entführt?“
    „So könnte man es ausdrücken – ja.“
    Benjamins Augen richteten sich auf das nasse Straßenpflaster. Ihm war anzumerken, wie schwer er sich mit dieser seltsamen Geschichte tat, doch er versuchte sie zu verstehen, versuchte sich ein Bild von der ungeheuerlichen Situation zu machen, in der sie sich alle befanden.
    „Und sie kommt dort nicht wieder weg“, schloss er nach einer kleinen Weile. „Sonst wär sie längst wieder hier.“
    Melina konnte nichts anderes tun, als traurig zu nicken.
    „Und du versuchst ihr zu helfen?“
    Wieder folgte ein Nicken seiner Frage.
    „Dann bin ich dabei.“
    Melina blieb stehen, blinzelte perplex. „Wobei?“
    „Na dabei, sie zurückzuholen, denn das ist es doch, was du tun willst, oder?“
    „Benny, ich weiß, dass du dir große Sorgen um Jenna machst und es nur gut meinst, aber…“, begann Melina, doch Benjamin fiel ihr einfach ins Wort.
    „Sag jetzt nicht, dass ich noch zu klein bin, um zu helfen oder dass es zu gefährlich ist und ich mich raushalten soll!“ fuhr er sie an und in seinen Augen
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