Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
Vom Netzwerk:
nicht Maschine und nicht Tier, nicht Lebewesen und nicht totes Ding war, von einem hellgrünen Schimmer umwittert. Es blieb neben den qualmenden Trümmern stehen, und man brachte Montags Flammenwerfer herbei und legte ihn dem Hund unter die Schnauze. Ein Sirren, Knacken und Summen hob an.
    Montag schüttelte den Kopf, stand auf und leerte sein Glas. »Es ist Zeit. Es tut mir leid.«
    »Weshalb? Etwa meinetwegen? Wegen meines Hauses? Ich habe nichts anderes verdient. Laufen Sie zu! Vielleicht kann ich sie hier aufhalten ...«
    »Halt. Es hat keinen Zweck, daß man Sie aufstöbert. Verbrennen Sie, wenn ich fort bin, die Bettdecke, die ich berührt habe, werfen Sie den Stuhl drüben in der Stube in den Ofen. Reiben Sie die Möbel mit Sprit ab, auch die Türklinken. Verbrennen Sie den Vorleger in der Stube. Drehen Sie die Klimaanlage in allen Zimmern ganz auf und bestäuben Sie alles mit einem Mottenvertilgungsmittel, falls vorhanden. Stellen Sie dann den Rasensprenger an, so stark wie möglich, und spritzen Sie den Gehsteig ab. Wenn wir Glück haben, tilgen wir die Spur wenigstens hier drinnen.«
    Faber drückte ihm die Hand. »Ich will's tun. Viel Glück. Falls wir beide nächste Woche oder übernächste Woche wohlauf sind, setzen Sie sich mit mir in Verbindung, postlagernd St. Louis. Schade, daß ich Sie diesmal nicht begleiten kann, mit der Hörkapsel. Das hat uns beiden gutgetan. Aber mein Vorrat ist beschränkt. Ich habe eben nie gedacht, daß ich je dafür Verwendung hätte. Was für ein törichter Greis. Nichts im Kopf. Dumm, dumm. Ich habe keine andere Kapsel, die ich Ihnen ins Ohr stecken könnte. Gehen Sie jetzt!«
    »Noch etwas. Rasch. Ein Koffer, holen Sie ihn, tun Sie Ihre schäbigsten Kleider hinein, einen alten Anzug, je schmutziger um so besser, ein Hemd, ein paar alte Halbschuhe und Socken ...«
    Faber verschwand und war im Nu wieder da. Sie versiegelten den Pappkoffer mit Klebstreifen. »Um den altertümlichen Geruch von Herrn Faber einzusperren«, erklärte Faber, während er sich damit abmühte.
    Montag besprengte den Koffer von außen mit Whisky.
    »Ich möchte nicht, daß der Hund zwei Gerüche auf einmal wittert. Darf ich den Whisky mitnehmen? Ich brauche ihn später noch. Herrgott, hoffentlich klappt's.« Sie schüttelten sich nochmals die Hand. Im Hinausgehen sahen sie rasch nach dem Fernsehschirm. Der Hund war unterwegs, begleitet von schwebenden Hubschrauberkameras, lautlos in den Nachtwind hineinschnuppernd. Schon lief er durch das erste Seitengäßchen.
    »Auf Wiedersehen!«
    Und Montag war zur Hintertür hinaus. Während er mit dem halbleeren Koffer in der Hand davonlief, hörte er, wie hinter ihm der Rasensprenger angedreht wurde und die Luft mit feinem Geriesel erfüllte und dann mit klatschendem Regen, der die Fußwege reinwusch und in die Seitengasse ablief. Ein paar Tropfen dieses Regens trug er auf dem Gesicht mit sich hinweg. Es war ihm noch, als höre er den alten Mann Lebewohl rufen, aber er war nicht ganz sicher.
    So schnell er konnte, lief er von dem Hause weg, dem Fluß entgegen.
     
    Montag lief.
    Er glaubte zu spüren, wie der Hund näherkam, einem Herbsthauch gleich, kalt und trocken und rasch, ein Wind, unter dem sich das Gras nicht bewegt, der keine Fenster zuschlägt und die Schatten des Laubwerks auf dem hellen Pflaster nicht stört. Der Spürhund rührte nicht an die Welt. Er trug seine Stille mit sich, so daß sich diese Stille hinter dem Fliehenden zu einem Druck verdichtete. Montag fühlte den Druck immer deutlicher und lief.
    Unterwegs blieb er einmal stehen, um zu verpusten und um durch schwach erleuchtete Fenster in Häuser hineinzuspähen, wo Schattengestalten vor den Fernsehwänden saßen, und dort an den Wänden war der Mechanische Hund, ein Hauch von Neondunst, auf seinen Spinnenbeinen heran und wieder weg, heran und weg. Jetzt an der Elmstraße, Lincoln, Oak, Park, und das Seitengäßchen hinauf zu Fabers Haus.
    Geh vorbei, versuchte Montag ihn zu beschwören, bleib nicht stehen, such weiter, geh nicht hinein!
    Auf der Zimmerwand stand Fabers Haus; der Rasensprenger sandte stoßweise seinen Sprühregen in die Nacht hinein.
    Der Hund hielt bebend inne.
    Nein! Montag klammerte sich ans Fenstersims. Hierher! Hier!
    Die Prokainnadel zuckte aus und ein, aus und ein. Ein einziger Tropfen des Betäubungsmittels löste sich von der Nadel, als sie wieder in der Schnauze des Hundes verschwand.
    Montag verhielt den Atem.
    Der Mechanische Hund wandte sich ab und preschte

Weitere Kostenlose Bücher