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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B.
Autoren: Clive Barker
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menschliche Neugier gedacht. Allerdings hoffe ich, dass ich wenigstens die befriedigen konnte.
    Für Sie bleibt nichts weiter zu tun, als ein Feuerzeug zu suchen und diese vermaledeite Angelegenheit zu beenden. Ich bin sicher, das dürfte eine große Erleichterung für Sie sein, aber eine noch größere für mich, glauben Sie mir. Das Schwerste ist geschafft. Jetzt brauchen wir nur noch ein kleines Flämmchen.
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    Na los, mein Freund. Ich habe mir die Last von der Seele geredet, meine Beichte ist zu Ende. Jetzt liegt es an Ihnen.
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    Ich warte. Und bemühe mich um Geduld.
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    Ich wage sogar, so weit zu gehen und zu betonen, dass ich im Augenblick so geduldig bin wie noch nie in meinem Leben. Jetzt sind wir schon auf Seite 22, und ich habe Ihnen einige der schmerzlichsten Geständnisse meines Lebens anvertraut, nur damit Sie wissen, dass dies kein alberner Trick ist. Es war eine aufrichtige und ehrliche Schilderung dessen, was mir zugestoßen ist, was sich jederzeit beweisen ließe, könnten Sie mich leibhaftig vor sich sehen. Ich bin verbrannt. Oh, und wie ich verbrannt bin.
    Ich warte jetzt auf einen Beweis Ihrer Barmherzigkeit. Und Ihrer Tapferkeit, eine Eigenschaft, die Sie, wie ich gleich von Anfang an bemerkt habe, in hohem Maße besitzen. Es erfordert Mut, sein erstes Buch in Brand zu setzen, aber vergessen Sie die fehlgeleiteten Ansichten Ihrer Vorfahren, dass Worte unbedingt bewahrt werden müssen, als wären sie etwas Kostbares.
    Überlegen Sie doch einmal, wie absurd das ist! Gibt es in Ihrer oder meiner Welt, oben oder unten, irgendetwas, das jederzeit so verfügbar wäre wie Worte? Wenn man den Wert von etwas danach bemisst, wie selten es ist, wie wertvoll können dann die Laute sein, die wir pausenlos von uns geben, wach oder schlafend, als Kinder oder Senile, als Normale oder Verrückte, selbst wenn wir nur einen Hut anprobieren? Worte gibt es im Überfluss. Tag für Tag strömen sie milliardenfach von Zungen und Füllfederhaltern. Stellen Sie sich nur vor, was mit diesen vielen Worten ausgedrückt wird: Verführungen, Drohungen, Forderungen, Schmeicheleien, Gebete, Flüche, Omen, Verkündigungen, Diagnosen, Anschuldigungen, Betörungen, Testamente, Urteile, Ermahnungen, Verrat, Gebote, Lügen und Begnadigungen. Und so weiter und so fort. Worte ohne Ende. Erst wenn die letzte Silbe gesprochen wurde, ob es sich nun um ein freudiges Halleluja oder eine Klage über Verdauungsprobleme handelt, erst dann dürfen wir wohl berechtigterweise davon ausgehen, dass die Welt ihr Ende gefunden hat. Durch das Wort erschaffen, und – wer weiß? – vielleicht durch das Wort zerstört. Mit Zerstörung kenne ich mich aus, mein Freund. Mehr als ich sagen kann. Ich habe Schrecken gesehen, so schändliche und unaussprechliche Schrecken …
    - - -
    Egal. Das Feuer. Bitte.
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    Wieso dieses Zögern? Oh, Moment mal. Es ist doch hoffentlich nicht so, dass meine Bemerkung darüber, wie gut ich mich mit Zerstörung auskenne, Sie auf dumme Gedanken gebracht hat, oder? Na klar. Sie möchten wissen, was ich gesehen habe.
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    Warum im Namen der Dämonation könnt ihr euch nie mit dem begnügen, was man euch anvertraut? Warum wollt ihr immerzu noch mehr wissen?
    Wir waren uns doch einig. Das dachte ich zumindest. Ich war der Meinung, eine knappe Beichte würde genügen, damit Sie mich als Gegenleistung einäschern: Druckerschwärze, Papier, Leim, alles in einem barmherzigen Feuer vernichtet.
    Aber das haben Sie noch nicht vor, richtig?
    Verdammt, was bin ich doch für ein Narr. Ich hätte gar nicht erst mit meinem Wissen über Zerstörung anfangen dürfen. Kaum haben Sie dieses Wort gehört, strömt Ihr Blut schneller durch die Adern.
    - - -
    Na ja …
    Vermutlich kann es nicht schaden, Ihnen noch ein wenig mehr zu erzählen. Hauptsache, wir verstehen einander. Ich verrate Ihnen noch eine Episode aus meinem Leben, und dann übergeben wir dieses Buch den Flammen.
    Ja?
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    Also gut, wenn wir uns nur einig sind. Dies muss ein Ende haben, andernfalls werde ich wütend, und wenn es dazu kommt, könnte es sehr unangenehm für Sie werden. Ich könnte dafür sorgen, dass Ihnen dieses Buch aus den Händen fliegt und so lange auf Ihren Kopf einschlägt, bis Sie aus sämtlichen Öffnungen bluten. Sie glauben, ich bluffe? Führen Sie mich nicht in Versuchung. Ich bin kein völliger Trottel. Ich hatte ja schon damit gerechnet, dass Sie noch etwas mehr über mein Leben erfahren möchten. Aber glauben Sie ja nicht, dass es
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