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Exzession

Exzession

Titel: Exzession
Autoren: Ian Banks
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wieder zurückrannte. Sie
machte einen Sprung zu der Stelle, wo ihre Mutter, Zreyn und Amorphia
auf einer fröhlich gemusterten Decke unter einem aus Spitzen
gearbeiteten Sonnendach saßen. Das Mädchen warf sich auf
seine Tante Zreyn, die lachte und sie auffing; gleich darauf entwand
sie sich ihr wieder und stürmte über den Strand davon; sie
scheuchte den Meeresvogel auf, der vorgehabt hatte, dort ein
Schläfchen zu halten. Er erhob sich mit trägen
Flügelschlägen in die Luft und flog langsam davon, das
ungestüme Kind verfluchend.
    Das Mädchen verschwand seitlich um das langgestreckte,
eingeschossige Haus herum, das in den Dünen hinter dem Strand
stand; die verzierten Ränder seiner Verandamarkise flatterten
und kräuselten sich in der warmen Brise, die vom Meer her
wehte.
    Auf der Eingangsveranda saß das Abbild von Gestra Ishmethit
und betrachtete interessiert das teilweise fertiggestellte Modell
eines Segelschiffes, das auf einem Tisch stand. Der Mann selbst hatte
eine eigene Suite, die an einen der mit Kriegsschiffen vollgestopften
Laderäume der Sleeper Service angrenzte, aber er hatte
sich von Ren dazu überreden lassen, seinem Realzeit-Abbild zu
gestatten, sich die meiste Zeit des Tages bei ihnen aufzuhalten, und
bei besonders feierlichen Anlässen erschien er sogar
persönlich. Diese bestanden hauptsächlich in Rens
Geburtstagen, die gemäß ihren Wünschen in einem
wöchentlichen Rhythmus stattfanden.
    Zreyn Tramow sah zu Dajeil hinüber. »Hast du jemals
daran gedacht«, sagte sie, »das Schiff darum zu bitten, den
alten Ort wieder zu erschaffen, an dem du einst gelebt
hast?«
    »Es gibt doch immer noch eine Version davon in diesem
Eingeschränkten Laderaum, oder nicht?« sagte Dajeil und sah
dabei Amorphia an. Der Awatara, der mit einem schlichten schwarzen
Hosenrock und einer Haut protzte, die aussah, als ob sie niemals
bräunen würde, hielt ein langes blondes Haar in die
Sonnenlinie und betrachtete es. Er merkte, daß das Wort an ihn
gerichtet worden war, und sah Dajeil an.
    »Was?« sagte er, und dann: »Ach, ja; der Laderaum,
in dem Genar-Hofoen untergebracht war. Ja, den Turm gibt es dort
immer noch.«
    »Siehst du?« sagte Dajeil zu Zreyn. Sie rollte sich
über die Decke, aus dem Schatten des Sonnendachs, schloß
die Augen, schob sich die Hände unter den Kopf und lag so auf
dem Bauch da, um sich gleichmäßig bräunen zu
lassen.
    »Ich meinte das Ganze«, sagte Zreyn und streckte sich
auf der Decke aus. »Die Klippen und alles. Sogar das Klima,
falls das möglich ist«, sagte sie, und ihr Blick ging dabei
zu dem Awatara, der immer noch damit beschäftigt war, das Licht
der Sonne durch eines von Rens blonden Haaren zu betrachten.
    »Das ist durchaus möglich«, murmelte er.
    »Mit allem Drum und Dran?« fragte Dajeil und verzog das
Gesicht. »Aber so ist es viel netter.« Sie fuhr mit
der Hand über den Sand und zog sich einen Strohhut über den
Kopf.
    Zreyn zuckte die Achseln. »Ich schätze, ich würde
einfach mal gern sehen, wie es so etwas macht.« Sie sah zur
Sonnenlinie hinauf. »All diese Felsen herzustellen und sie zu
bewegen, kleine Meere zu schaffen… Du darfst nicht vergessen,
für mich ist so viel… Macht nicht so
selbstverständlich wie für dich.«
    Dajeil schlug den Rand ihres Sonnenhutes hoch und blinzelte Zreyn
an, die eine unbeholfene Handbewegung machte.
    »Tut mir leid; kommt meine Primitivität zum Vorschein,
oder wie?«
    Zreyn Tramows eingelagertes Gehirnsubstrat war aufgeweckt worden,
damit man ihr mitteilen konnte, daß zumindest ihr Name für
die aufgeflogene Verschwörung mißbraucht worden war. Die Sleeper Service war sich nicht sicher gewesen, ob das wirklich
nötig war, aber es gehörte nun mal zu den Dingen, die eine
außerordentliche Höflichkeit einem befahl, und in den
Nachwehen des kurzen Krieges befleißigte sich jeder einer
beinahe erlesenen Korrektheit. Außerdem hatte sie so eine
Ahnung, daß sie die gegenwärtige Situation interessant
genug finden könnte, um wiedergeboren zu werden, und der
Gedanke, eine solche Reaktion auszulösen, gefiel ihr eigentlich
ziemlich gut. Die Sleeper Service hatte recht gehabt; Zreyn
Tramow war der Ansicht gewesen, daß sich die Galaxis nach einem
Ort anhörte, der es wert war, erneut besucht zu werden, und
hatte sich dementsprechend einen neuen Körper wachsen lassen,
doch dann, nachdem das Schiff immer noch in der Gegend herumgelungert
war, ungeduldig, während die verschiedenen
Nach-Katastrophen-Untersuchungen und
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