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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f
Autoren: Maria Beaumont
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noch b) wissen, dass mein Vater grundsätzlich das letzte Wort hat. Offenbar lässt der Anrufer/die Anruferin nicht locker, ohne zu ahnen, dass mein Vater gerade purpurrot im Gesicht anläuft.
    Mein Vater streitet sich. Nichts Neues.
    Ich glaube, ich sehe mal nach, ob meine Mutter zu Hause ist.
    Wo soll sie auch sonst sein? Und natürlich, meine Mutter ist da, wo sie immer ist: vor dem Fernseher. Im Moment läuft CYBC, ein zyprischer Sender, der über Satellit zu empfangen ist. Merkwürdig. Meine Mutter spricht kein Wort griechisch. Warum nutzt sie nicht die Gelegenheit, während Dad telefoniert, und schaltet um? Neben ihr auf dem Sofa schläft Emily, meine jüngere Schwester. Auch das ist nicht weiter ungewöhnlich.
    »Hi, Mum. Mit wem telefoniert er da?«, frage ich und deute mit dem Kopf in Richtung Diele.
    »Oh, mit Vrisaki, um einen Kebab zu bestellen«, antwortet meine Mutter, ohne den Blick von der Flimmerkiste zu lösen. In der Diele klingt es nun so, als würde Dad zur Hochform auflaufen.
    »Nein, ich nicht spreche griechisch. Sie nicht können englisch!«
    Er klingt so wütend, wie ich ihn ... na ja, vor ungefähr einer Woche erlebt habe.
    »Was Sie meinen, ich klinge griechisch? Ich nicht klinge griechisch! Ich klinge englisch. Sie lenken ab von Thema. Sie liefern jetzt verdammte Kebab in Haus oder nicht?«
    Ich würde zwar nicht gerade mein Geld darauf verwetten, aber der Ausdruck im Gesicht meines Vaters sagt mir, dass die Antwort Nein lautete.
    »Sie griechische Ignorant ... Ich werde ... ich werde ... Sie wissen wollen, was ich werde tun? Ich werde ... Hey, was soll das, einfach Hörer auflegen?«
    Mum sieht mich an und verdreht die Augen, während Dad ins Wohnzimmer stapft. »Jimmy, gibst du mir bitte die Fernbedienung?«, sagt meine Mutter.
    Deshalb also CYBC. Mein Vater hat die Fernbedienung mitgenommen. Er wirft sie ihr zu, woraufhin sie sofort umschaltet ... Welcher Sender ist das? Egal, wenigstens ein englischer.
    Dad lässt sich in seinen Lieblingssessel in der Ecke plumpsen. »Heilige Maria! Die wollen sein Imbiss und nicht liefern Essen in Haus!«
    »Du hast dir einen Motorroller zugelegt, nicht wahr, Dad?«, trage ich, wobei ich mir vorstellen muss, wie er damit in Covent Garden herumsaust und seine Spezialitäten an seine Stammkundschaft ausliefert. Mein Vater: der Mann für besondere Notfälle.
    »Darum es nicht geht. Ich will anrufen und Essen in Haus bekommen. Ich nie wieder anrufe bei griechische Imbiss. Nächste Mal ich anrufe bei China-Taxi. Immer freundlich, Leute aus China. Und clever, weißt du. Wer kommt auf Idee, süß und sauer mischen? Egal, warum du kommst wieder so spät? Bist jetzt Chef von Laden?«
    »Nun, Dad, da du gerade von dem Thema sprichst ...«
    Ich bin die neue Geschäftsführerin von The Zone , Londons angesagtestem und trendigstem Fitnessstudio.
    Ich.
    Charlotte Charalambous.
    Vierundzwanzig Jahre alt.
    Immer noch wohnhaft bei ihren Eltern in Nikosia N22 (auch bekannt als Wood Green).
    Verantwortliche Geschäftsführerin.
    Aus diesem Grund wollte Jamie mich sehen. Und nicht, um mich wegen der Herumzapperei abzumahnen. Oder dafür, dass ich sein Büro benutzt habe, um ein Mittel gegen Kater zu sniffen. Oder wegen meiner unerlaubten Socken.
    Nein, er hat mir Lydias Job angeboten.
    »The Zone ist eine Vision, Charlie«, sagte er und lehnte sich in seinem breiten Ledersessel zurück. »Meine Vision. Die Frage ist, sind Sie bereit für diese Aufgabe?«
    Es war wie in einem Kinofilm. Jamie, der flotte, noch recht junge Unternehmer in seinem riesigen Büro mit der riesigen Glasfront und dem riesigen Schreibtisch und der feudalen Aussicht auf den Piccadilly Circus mit seinen bunten Neonlichtern. Und Charlie, die junge, knackige, unerfahrene Teamkraft, der die Welt zu Füßen gelegt wird - beziehungsweise ein fester Platz in Jamies Vision. Für Jamies Rolle wäre Brad Pitt geeignet, und Kirsten Dunst könnte meinen Part übernehmen. Großes Kino.
    Abgesehen davon, dass ich das Drehbuch nicht gelesen und daher Schwierigkeiten hatte, der Handlung zu folgen.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich nervös und verspürte wieder einmal den Impuls zu kichern.
    »Lydia hat ... sozusagen ... Sie hat beschlossen, uns zu verlassen«, entgegnete Jamie.
    Lydia hatte es zwar etwas anders ausgedrückt, aber es schien mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um solche Details zu klären.
    »Lydia war ... äh ... die erste Phase der Vision. Sie hat ihre Sache prima gemacht, aber wir haben
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