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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden
Autoren: Anne Rice
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> The Death of a Traveling Salesman <. Wenn ich mich recht erinnere, war der Handlungsreisende wieder unterwegs, nachdem er lange schwer krank gewesen und in einem Hotelzimmer von Fremden gepflegt worden war. Er war wieder unterwegs in der Hitze, auf dem Land; er hatte sich verfahren, und sein Wagen blieb auf einer Klippe stecken. Er war gezwungen, zu einem einsamen Haus zu gehen und Hilfe zu erbitten. Eine Frau war in dem Haus, später kam ein Mann dazu. Obgleich es dem Mann gelang, den Wagen wieder flott zu kriegen, wollte der Handlungsreisende noch in dem kleinen Haus auf dem Land bleiben und zu Abend essen.
    Recht bald nach seiner Ankunft hatte der Mann das Gefühl, daß in dem Haus etwas Mysteriöses geschah, etwas, das er nicht ergründen konnte. Jede Einzelheit dieses Ortes schien ihn zutiefst zu berühren, fast Halluzinationen auszulösen. Die einfachsten Sätze der Frau oder des Mannes schienen von enormer Bedeutung zu sein. Es gab am Anfang sogar einen Augenblick, wo der Handlungsreisende drohende Gefahr witterte.
    Doch noch ehe die Nacht vorüber war, erkannte der Handlungsreisende, was ihm in diesem Haus so mysteriös erschienen war. Es war ganz einfach so, daß der Mann und die Frau verheiratet waren und ein Baby erwarteten. Es war die ganz alltägliche Liebe zwischen zwei Menschen, die ein Kind erwarten, die dem Handlungsreisenden als so ungewöhnlich und beinahe beängstigend und magisch erschienen war. Er hatte sich so lange und so weit von dieser einfachen Intimität des Lebens entfernt, daß er sie kaum wiedererkannte, als er sie vor sich sah.
    Nun, mir scheint, daß dir etwas Ähnliches mit Elliott Slater passiert ist. Lisa, du hast dich ganz einfach verliebt. Aus vielerlei komplizierten, persönlichen und unerklärlichen Gründen hast du dich verliebt.
    Das ist eine überwältigende Sache. Es gibt Menschen, denen das ihr ganzes Leben lang nicht passiert. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß du, die du dich der Erforschung der Liebe in allen ihren Formen verschrieben hast, ganz normale Liebe nicht als solche erkannt haben willst. Du weißt es. Du hast es schon die ganze Zeit gewußt.«
    Er schwieg einen Moment und betrachtete mich nachdenklich.
    »Du brauchst mich nicht, um dir das zu sagen. Du weißt es selber. Aber etwas anderes stimmt nicht.«
    »Ja ...«
    »Du hast das Gefühl, daß diese Liebe und das heimliche Leben, das Leben des Clubs, unvereinbar sind. Aber das stimmt nicht. Geh in den Club zurück und sag Elliott das, was er hören wollte, als er dir sagte, daß er dich liebt.«
    »Martin, das ist unmöglich. Du kennst mich«, sagte ich. Ich flehte ihn an, mich zu verstehen. »Du kennst die Wege, die ich gegangen bin.«
    »Elliott ebenfalls«, antwortete er. »Lisa, diese Liebe ist im Club geboren. Sie ist im Mittelpunkt deines verborgenen Lebens geboren. Glaubst du, es hätte irgendwo anders passieren können? Und Elliott? Glaubst du, das sei ihm schon mal passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nun, ich weiß es aber. Elliott liebt dich, ganz genau wissend, wer und was du bist, und du liebst Elliott, genau wissend, wer und was er ist. Du hast das, wonach sich alle Männer und Frauen sehnen: den Geliebten, vor dem du nichts zu verbergen brauchst.«
    Ich hob die Hände und machte eine kleine Geste, die um Stille bat. Es ging alles ein bißchen zu schnell, ich kam nicht mehr mit.
    »Warum kann ich dann nicht wieder in den Club zurück?« fragte ich. »Warum habe ich solche höllische Angst, diesen Ort auch nur zu sehen?«
    »Warum bist du mit ihm von dort geflohen?«
    »Weil die Person, die ich dort bin, ihn nicht so kennenlernen konnte wie hier! Ich konnte die beiden nicht miteinander vereinen. Andere Leute können das. Scott kann es. Richard kann es. Du kannst es. Du kannst mit deinen Geliebten schlafen und mit ihnen reden und direkt wieder zurücktauchen ...«
    »Aber die Rituale haben dich immer genau davor geschützt.«
    »Ja!«
    Wir schauten einander an. Ich hatte die Hand an die Lippen gehoben. Was ich sagte, überraschte mich.
    »Ich kann nicht denken«, sagte ich. Meine Stimme wurde rauh, und es machte mich wütend, dieses Heulen, dieses ewige Heulen. »Ich kann nicht klar denken, und ich kann nicht glauben, dass jemand, der all die Sachen gemacht hat, die ich gemacht habe, geliebt werden kann!«
    Ich horte seine Reaktion, auch wenn es keine Worte waren, nur ein leises, erschrecktes Murmeln.
    Ich wühlte in meiner Tasche nach einem Taschentuch und verbarg mein Gesicht in der
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