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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
Autoren: Brodi Ashton
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Hundepullis für die Nachbarin und etliche Teekannenwärmer.
    Mrs Stone sprach angeregt über die Rolle des Helden in der Mythologie. Als sie die Klasse fragte, ob jemand eine mythische Lieblingsgestalt habe, gingen etliche Hände in die Höhe. Ein großer Junge in der hinteren Reihe sagte: »Herkules.« Und ein anderer Junge, der ein T-Shirt mit der Aufschrift »Mathleten = Athleten« trug, sagte: »Aphrodite.«
    Einige lachten. Ich wusste nicht, warum. Anscheinend war das ein Insiderwitz, den ich als Außenseiterin nicht verstehen konnte.
    Dann hob ein blondes Mädchen in der ersten Reihe die Hand und sagte: »Hades und Persephone.«
    Unwillkürlich schlug ich die Geschichte in dem Buch auf. Mir war schleierhaft, was jemand daran so toll finden konnte. Der Sage nach verliebte Hades sich in Persephone und entführte sie, um sie zu seiner Königin zu machen. Nachdem er sie mit einem Trick dazu gebracht hatte, sechs Granatapfelkerne zu essen, musste sie jeweils sechs Monate im Jahr in der Unterwelt verbringen.
    Entführung und Gefangenschaft. Es war eine schreckliche Sage. Ich fragte mich, wo Persephones Held gewesen war.
    Jacks Bein wippte auf und nieder und lenkte mich ab. Am liebsten hätte ich den Arm ausgestreckt, meine Hand auf sein Knie gelegt und ihm gesagt, dass alles wieder gut werden würde.
    Aber das war unmöglich. Ich starrte angestrengt auf die Buchseite und versuchte, Jacks Bein auszublenden.
    Als es zum Ende der Stunde klingelte, ließ ich vor Schreck meinen Stift fallen. Er rollte bis zu Jacks Tisch hinüber. Ich erstarrte. Vielleicht hatte er es ja nicht bemerkt. Ich würde warten und ihn aufheben, wenn die anderen aus der Klasse drängten. Ich rührte mich nicht. Der Raum leerte sich, aber am Nebentisch war keinerlei Bewegung zu spüren.
    Unwillkürlich wandte ich den Kopf in seine Richtung.
    Da war er, hielt reglos meinen Stift in der Hand und beobachtete mich. Meine Augen sogen seinen Anblick förmlich auf, während mein Körper zugleich gegen den Drang ankämpfte, das Weite zu suchen. Sein Haar hatte noch immer dieselbe tiefbraune Farbe, war aber länger und zotteliger als zuvor. In seinem Gesicht war keine Spur von Babyspeck mehr zu sehen, und ich dachte, dass seine Mutter ihn wohl nicht mehr mit Frikadellensandwiches zwangsernährte, wie früher während der Footballsaison.
    Seine Augen waren noch genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte, genau so, wie ich sie mir in den letzten hundert Jahren vorgestellt hatte. Schokoladenbraun. Aber etwas war anders: Ein einzelner Metallstift durchbohrte eine seiner Brauen.
    Vor einem Jahr hätte das Piercing fehl am Platz gewirkt, jetzt jedoch passte es irgendwie zu dem Gesicht, das mich anschaute. Dieses Gesicht war kantiger. Dieses Gesicht hatte einiges durchgemacht.
    Er war schön.
    Ich fing an zu zittern. Es kostete mich meine ganze Kraft, von der nicht mehr viel übrig war, um nicht zur Tür hinauszurennen.
    Er hatte offensichtlich darauf gewartet, dass ich ihn ansah. Wie seine Stimme verriet auch sein Gesicht keine einzige Emotion, die ich hätte benennen können. Keine Liebe, keinen Hass. Er hielt mir den Stift hin.
    Ich streckte die Hand aus und nahm den Stift, streifte dabei mit den Fingern leicht seine Handfläche. Ich konnte hören, wie ich die Luft einsog. Er zuckte kein bisschen zusammen. Er zog seine Hand nicht zurück.
    »Mr Caputo? Miss Beckett?«, rief Mrs Stone von vorn. »Warten Sie auf irgendwas?«
    »Nein, Mrs Stone«, sagte Jack, ohne seine Augen von mir abzuwenden. »Ich hab bloß eine alte … Bekannte begrüßt.«
    Ich raffte meine Bücher zusammen und versuchte, nicht daran zu denken, was einmal zwischen uns gewesen war.
    LETZTES JAHR
    September. Sechs Monate vor der Nährung. Sechs Monate bevor ich hinunterging.
    »Hey, Becks!«, rief Jules, meine beste Freundin, vom Ende des Flurs aus. Die meisten Schüler, die an ihren Spinden standen und sich die Bücher für den heutigen Unterricht herausholten, drehten sich zu ihr um. Jules schaffte es irgendwie immer, Aufmerksamkeit zu erregen. »Gehst du heute Abend zum Spiel?«
    Ich wollte gerade antworten, als direkt hinter mir eine andere Stimme erklang.
    »Unbedingt«, sagte Jack, schlang einen Arm um meine Taille und zog mich fest an sich. Ich roch das frische Leder seiner Footballjacke, als ich gegen sie gedrückt wurde.
    »Und wieso?«, fragte ich lächelnd, während mich in seinen Armen ein warmes Gefühl durchströmte. Ich konnte es noch immer nicht richtig glauben, dass Jack
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