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Ewiger Tanz der Liebe

Ewiger Tanz der Liebe

Titel: Ewiger Tanz der Liebe
Autoren: J Ross
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ausweichend.
    „Befreundet genug, dass du ihn um etwas bitten kannst?“, hakte die Cheflektorin nach.
    „Ich weiß nicht.“ Kate holte tief Luft, während ihre Gedanken durcheinanderwirbelten und sie verzweifelt überlegte, wie viel sie würde zugeben müssen. „Ich könnte es sicher versuchen“, sagte sie ohne Begeisterung und konnte es selbst nicht fassen, dass sie diese Worte ausgesprochen hatte.
    Die Kappe ihres Kugelschreibers flog weg und sauste dank der Feder durch den Raum, doch niemand schien es zu bemerken. Aller Augen waren auf sie gerichtet, und man hätte in der Stille nach ihrer Antwort eine Stecknadel fallen hören können.
    „Ihr seid also wirklich befreundet?“, fragte die Marketing-Frau ungläubig.
    „In gewisser Hinsicht.“ Das war eine glatte Lüge. Ihre schottischen Vorfahren – lauter strenge Calvinisten – würden sich im Grab umdrehten, hätten sie das gehört. „Befreundet“ war keineswegs die richtige Umschreibung für die Art ihrer Beziehung zu Alec Mackenzie.
    „Gut genug, dass du ihn aufspüren könntest?“, wollte die Cheflektorin wissen, gab sich jedoch keine Mühe, ihre Skepsis zu verbergen.
    Kate wünschte, der Name dieses Mannes wäre gar nicht erst zur Sprache gekommen. Allerdings hätte sie auch einfach bestreiten können, Alec jemals begegnet zu sein. Außerdem hatte es keinen Grund gegeben, überhaupt eine Beziehung zwischen ihr und Alec anzudeuten.
    Na ja, dachte sie, das ist schließlich nicht das erste Mal, dass du hinsichtlich dieses Mannes unüberlegt reagierst. Jetzt blieb ihr nichts weiter übrig, als die Sache durchzustehen. Außerdem: falls sie ihn dazu brachte, an der Versteigerung zugunsten der Alphabetisierungskampagne teilzunehmen, würde sie vielleicht befördert werden. Was wiederum zur Folge hätte, dass sie sich nicht mehr an jedem Wochenende durch Stapel sentimentalen Kitsches lesen müsste.
    Nicht dass es ihr so viel ausmachte, all die unverlangt eingesandten Manuskripte zu lesen, die jeden Tag die Redaktion überfluteten. Immerhin war es aufregend, wenn man einmal zwischen all den schlechten Geschichten auf einen Diamanten stieß. Trotzdem wäre es schön, zur Abwechslung wieder Zeit zu haben, um in der Dunkelkammer zu arbeiten.
    Obwohl die Fotografie immer ihre große Leidenschaft gewesen war, hatte ihre Großmutter väterlicherseits Kate nicht gerade darin ermutigt, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Ihre Eltern waren ums Leben gekommen, als Kate neun Jahre alt war. Seither hatte sie bei ihrer Großmutter gelebt. Helen Campbell, deren Mannes Familie nach dem Börsenkrach von 1929 an der Wall Street mit billigen Aktien ein Vermögen gemacht hatte, war letztes Jahr im hohen Alter von neunundneunzig Jahren im Schlaf gestorben.
    Vor ihrem Tod hatte sie sich nie eine Gelegenheit entgehen lassen, Kate daran zu erinnern, dass die unpassende Leidenschaft ihres Vaters für die Fotografie nicht nur seines, sondern auch das Leben seiner Frau im Mount Everest gefordert hatte. Durch jene tragische Lawine war es dazu gekommen, dass Kate mit der Frau lebte, von der George Campbell sich schon fast zwanzig Jahre vor seinem frühzeitigen Tod entfremdet hatte.
    Seit ihrem ersten Tag im Haus der Campbells auf Long Island hatte Kate ihr Bestes gegeben, um ihre strenge Großmutter zufriedenzustellen. Sie hatte ihre ausgetretenen, bequemen Turnschuhe gegen anständige Halbschuhe eingetauscht, zugesehen, wie ihr geliebtes T-Shirt und die Jeans in die Altkleidersammlung gegeben wurden und sich sogar still duldend einer Prozedur unterworfen, bei der ihre Großmutter ihre Haare, die sie als wilde Mähne bezeichnete, mit einer nach faulen Eiern stinkenden Mixtur wusch, damit sie glatt am Kopf lagen. Erst nachdem sie auf das College entkommen war, hatten sich ihre Haare wieder in wilde rotbraune Locken verwandelt.
    Aus einer Laune heraus hatte sie als Hauptfach Englisch gewählt, da ihre Großmutter sich weigerte, ihr ein Fotografie-Studium zu finanzieren. Zudem hatte Kate immer gern gelesen. Durch die Tatsache, dass ihre Mutter Redakteurin gewesen war – und zwar diejenige, die den Fotografen George Campbell entdeckt und später geheiratet hatte –, fühlte sie sich ihrem Vater näher, den zu lieben sie nie aufgehört hatte.
    Nach ihrem Abschluss hatte Kate einen Job in einem Verlag für Liebesromane angenommen. Ursprünglich hatte sie lediglich ein paar Monate bleiben wollen, bis sie von den Fotografien leben konnte, die sie tatsächlich angefangen hatte zu
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