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Ewiger Tanz der Liebe

Ewiger Tanz der Liebe

Titel: Ewiger Tanz der Liebe
Autoren: J Ross
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diesem Dorf gibt es keine Diebe“, informierte er sie mit dem Hochmut eines alten Inkakönigs. „Höchstens unter den
Norteamericanos
, die zum Fest hierherkommen.“
    Na ja, da hat er mich zurechtgewiesen, dachte Kate. Als er in ihrer düstersten Stunde aufgetaucht war und ihr gesagt hatte, dass er in das Dorf fahren würde, in dem sie Alec vermutete, hatte sie sein Erscheinen als gutes Omen gedeutet. Doch anscheinend hatte sie sich zu früh gefreut.
    „Lo siento“
, sagte sie zerknirscht und verlieh ihrer Entschuldigung Nachdruck, indem sie seine Sprache benutzte. „Ich wollte Sie nicht beleidigen. Oder Ihre Nachbarn.“ Sie zog ein sich langsam auflösendes Taschentuch hervor und tupfte sich die schweißnasse Stirn. „Es war eine lange, anstrengende Reise, und meine Geduld ist nicht mehr die beste.“
    „Seien Sie unbesorgt, Señora.“ Erneut leuchteten die Zähne in seinem eckigen Gesicht. „Fragen Sie nur Señor Mackenzie, er wird alles regeln.“
    „Das kann ich nur hoffen“, murmelte sie und schaute mit einiger Beklommenheit zur
cantina
auf der anderen Seite des Dorfplatzes. Dann nahm sie ihren Mut zusammen, hängte sich die Kameratasche um und machte sich auf den Weg.
    „Sie ist da.“
    Alec sah zu Rafael hoch. „Das wurde auch Zeit. Die Menschheit war schneller auf dem Mond als sie hier.“
    „Es war nicht leicht für sie.“
    Alec hatte gewusst, dass diese Reise ein Kulturschock für sie sein würde, doch selbst er hätte das Ausmaß von Kates Pech nicht hervorsagen können. Seit ihrer Ankunft in diesem Land hatte er ihren Weg verfolgt. Und als sie flussaufwärts an einem Handelsposten festzusitzen drohte, hatte er einen seiner Männer losgeschickt, um sie zu holen.
    „Und ich fürchte, es wird weiterhin nicht leicht für sie werden.“
    Sein Freund betrachtete ihn neugierig. „Ich hatte keine Ahnung, dass du einen so tiefen Groll hegst.“
    Verärgert über die unsinnige Nervosität, die ihn seit ihrer Ankunft befallen hatte, trank Alec einen langen Schluck Bier. „Ich bin ein Schotte aus dem Hochland.“ Tatsächlich war Fionn Loch, eine der entlegensten und einsamsten Gegenden Schottlands, über Generationen von seinen Vorfahren regiert worden. „Wir sind Krieger. Gegen jemanden einen Groll zu hegen ist bei uns Hobby.“
    „Du bist in der dritten Generation Amerikaner“, konterte Rafael. „Es ist sehr lange her, seit die Leute deines Clans ihre Kilts anzogen und ihrem Dudelsackpfeifer in die Schlacht folgten.“
    „Das ist wahr.“ Alec hatte es stets bedauert, die Ära der Clans, der allmächtigen Gutsbesitzer und der Kämpfe nicht miterlebt zu haben. Es mochte zwar tödlich gewesen sein, aber wenigstens musste ein Mann sich nicht langweilen. „Trotzdem liegt es mir im Blut.“ Er zuckte die Schultern. „Und wer bin ich, gegen die Natur anzukämpfen?“
    „Ja, wer?“, stimmte Rafael zu. „Schließlich war es etwas in meinem Blut, was mich in mein Heimatland zurückgeführt hat, statt in deinem Land als Jurist für Umweltfragen reich und berühmt zu werden … Ah, deine Frau hat dich offenbar gefunden“, bemerkte er leise, da die Tür zur
cantina
sich öffnete und sich der Raum mit Licht erfüllte. „Endlich verstehe ich, weshalb du von ihr so besessen bist.“
    Zu jeder anderen Gelegenheit hätte Alec gegen das Wort „besessen“ protestiert, auch wenn er zugeben musste, dass es passte. Doch in diesem Moment wurden seine Hände feucht, und er konnte nur noch die vom sanften Nachmittagslicht umflossene Gestalt anstarren.
    Sie blieb im Türrahmen stehen, als warte sie darauf, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Das gab Alec die Gelegenheit, sie in Ruhe zu mustern.
    Ihre flammend roten Haare waren unter einem breitkrempigen Strohhut verborgen, der, wie er erkannte, von Eingeborenen gefertigt worden war. Einzelne Strähnen klebten an ihrem langen, geschmeidigen Hals, der in jener Nacht nach Ivory-Seife geduftet hatte. Ihre normalerweise helle Haut war rot, ein Zeichen dafür, dass der Hut ihr Gesicht nicht vollständig vor der Sonne geschützt hatte.
    Ihr Körper unter dem unerotischen und langweiligen Hosenanzug schien noch schlanker als an dem Abend, an dem er ihr das Hochzeitskleid gekauft hatte. Die nasse Hose klebte an ihren Beinen.
    Sie sah verschwitzt, erschöpft und wütend aus. Trotzdem war sie für Alec noch immer die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Und den Mienen der übrigen Männer in der
cantina
nach zu urteilen, war er mit dieser Ansicht
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