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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur
Autoren: Anne Marsh
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Anflug von Furcht war das Schlimmste – alles, was Eilor Angst machte, musste böser sein, als sie es sich vorstellen konnte.
    »Ich habe dir beide Frauen gebracht«, knurrte Eilor. Seine Messerhand zuckte, und sie konnte den Blick nicht davon abwenden. Sie konnte sich vielleicht über Pell werfen. Sie konnte Eilor vielleicht zu Fall bringen, wenn sie einen Fuß hinter sein Knie bekam. Vielleicht. Aber sie würde nur eine einzige Chance haben.
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst eine töten und mir eine bringen?« Die Säule hielt inne, eine Gestalt kristallisierte sich heraus und zog einen männlichen Körper aus den feurigen Molekülen.
    »Ja.« Eilor ließ den Flammenengel keine Sekunde aus den Augen. Denn es
war
ein Engel, der dort stand. Mischka erkannte jetzt die Flügel, deren Spitzen über den oberen Rand des Durchgangs strichen. »Das hast du.« Zum ersten Mal klang er beinah unsicher. »Aber sie sind beide böse. Sie haben beide bei den Gefallenen gelegen.«
    Entzückend. Eilor arbeitete nicht nur für die Bösen, er war auch auf einem moralischen Rachefeldzug. Der Flammenengel machte einen weiteren Schritt auf die Türschwelle zu. Mischka war sich nicht sicher, was passieren würde, wenn der Flammenengel diese Linie überschritt. Sie würde Pell zurückziehen, beschloss sie. Das war so ziemlich der einzige Plan, den sie im Moment hatte.
    »Töte eine«, wiederholte der Flammenengel. »Und bring mir eine lebendig. Sehr einfache Anweisungen, Eilor. Ich glaube, ich habe mich ziemlich deutlich ausgedrückt. Du behältst deine Flügel nicht, mein Eilor«, fügte der Flammenengel mit einer kalten, harten Stimme hinzu, »bis du die Arbeit, die ich dir aufgetragen habe, nicht vollendet hast.«
    Eilor begann zu protestieren, aber da war ein Unterton von Unsicherheit in seiner Stimme.
    »Bist du mir treu, mein Eilor?« Der Flammenengel setzte ihm jetzt härter zu.
    »Das bin ich«, murmelte Eilor.
    »Nicht besonders willig«, sagte der andere, und Mischka verursachte diese kühle, amüsierte Stimme eine Gänsehaut. Eilors neuer Gefährte
scherte
sich nicht darum, dass Eilor alles andere als erfreut war. Er scherte sich nicht im Mindesten darum und machte sich keine Sorgen.
    Teufel, was für eine Art von Macht hatte
er?
    Das feurige Gesicht wandte sich zu ihr. »Bring mir diese. Töte die andere. Sofort.«
    Eilors lässiges Achselzucken begleitete das Herausziehen der Klinge. Sie begann ihren grausamen Schwung nach unten.
    Jetzt, jetzt, jetzt!,
schrie ihr Verstand, und sie stürzte los und griff Pells Knöchel. Sie zog ihre Cousine gerade rechtzeitig unter der Klinge weg. Endlich öffnete Pell blinzelnd die Augen. Mischka konnte sehen, wie sich ein Schrei formte und ihrer Kehle entrinnen wollte.
    Eilor knurrte, ein leises, bestialisches Geräusch, das keinen Zweifel ließ. Sie hatte die Bestie verärgert.
    Sein Fuß traf ihren Körper, und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihre Rippen. Plötzlich kämpfte sie um jeden Atemzug. Gott, tat das weh! Hatte er ihr eine Rippe gebrochen?
    Hinter ihr knirschten Reifen auf Kies, und eine Tür schlug zu.
    Der Flammenengel trat zurück in die Dunkelheit und hob einen Arm. Der Arm glühte, und lebendige Haut formte sich neu, bildete eine tödliche Klinge, die vor Hitze glühte.

23
    Brends rannte sofort los, kaum dass er den Boden berührt hatte. Er hatte bereits seine Waffen gezogen, bevor er aus dem SUV ausgestiegen war. Mischka Baran war nicht tot, noch nicht, und er war entschlossen, dass es dabei bleiben sollte. Während ihr Band verblasst war und die Fäden, die seine Seele an ihre banden, einer nach dem anderen gerissen waren, hatten ihre Gefühle ihn überwältigt. Angst. Zorn. Ein primitiver Beschützerinstinkt. Und Bedauern. Er würde den Mann töten, der seine Seelenverwandte so weit gebracht hatte, das alles fühlen zu müssen.
    Er sprintete auf das zu, was einst die gut abgeschirmte Mauer des Reservats gewesen war. Jetzt war da ein blutiges Loch in dem Schild, das überhaupt nicht ins Reservat hineinführte. Nein, es führte hinauf. Direkt in den Himmel. Eilor hatte ein Tor zwischen den Reichen heraufbeschworen und stand im Begriff, auf die andere Seite hinüberzugehen. Wenn er beide Füße über die Schwelle bekam – und wenn es ihm gelang, entweder eine oder beide seiner Gefangenen mitzunehmen –, war es vorbei. Die Rückkehr von Brends’ Flügeln mochte bedeuten, dass er einen vollen Pardon erhalten hatte, oder sie konnte absolut gar nichts bedeuten. Das
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