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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5
Autoren: Kathryn Smith
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musste nach Clare.
    Nie zuvor war sie allein gereist. Rupert war immer bei ihr gewesen, seit er sie aus dem reisenden Kuriositätenkabinett gerettet hatte. Ein Blick auf ihren Mentor reichte, und sie verdrängte ihre Angst.
    »Ich finde ihn«, versprach sie und meinte es ernst. Sie würde Temple finden. Sie würde alles tun, was nötig war, um sich sein Vertrauen zu erschleichen. Das Warum tat nichts zur Sache. Es kam einzig darauf an, dass sie es tat und Rupert all das vergalt, was er für sie getan hatte.
    Dessen prüfende blassblaue Augen sahen sie nun an. »Tu, was immer nötig ist, damit er dir glaubt!«
    Vivian hielt die Luft an. Bat er sie um das, was sie dachte? »Wünschst du, dass ich eine Vampirhure werde, Sir?« Sie hatte von Frauen gehört, die Vampiren ihr Blut und ihren Körper hingaben. Sie hatte sogar erfahren, dass es in London ein Bordell gab, das einem Freund Temples gehörte. Aber ganz gleich wie …
erregend
der Gedanke an Intimität mit Temple sein mochte: Sie wusste, wie Rupert und seinesgleichen über solche Frauen dachten, nämlich mit einer Mischung aus Staunen und Ekel, die niemand verdiente.
    Und Rupert hatte sie stets gelehrt, dass ihre Tugend, ungeachtet ihrer besonderen Talente und Fähigkeiten, das Kostbarste wäre, was sie besaß, und sie um jeden Preis an ihr festhalten sollte.
    Im Lampenschein erröteten die Wangen ihres Mentors, aber er wandte sich nicht ab. »Natürlich nicht! Aber Temple ist ein Mann, und ein verschlagener noch dazu. Deine vorzüglichste Waffe gegen ihn ist dein weiblicher Charme.«
    »Er ist kein Mann«, konterte sie barsch, womit sie ihn an das erinnerte, was er bereits besser als sie wusste, während sie ihren Wallach aus dem Stall führte.
    »Und du musst dich nicht sorgen«, ergänzte sie, die Zügel gerade stramm genug haltend, dass das Pferd nicht sofort losstürmte, »auch ich kann verschlagen sein.«
    Nachdem das ausgesprochen war, beugte sie sich über den Rücken ihres Wallachs und galoppierte in die Nacht hinaus, fort von dem Mann, der sie zu dem gemacht hatte, was sie heute war. Und hinter dem her, der sich als ihr Ruin erweisen konnte.
     
    Unerwarteter Regen zwang Vivian kurz vor der französischen Grenze anzuhalten. Das Sommergewitter machte ihr Pferd scheu und durchnässte sie bis auf die Haut. Sie schlang den langen Umhang dichter um ihre ungewöhnliche Aufmachung, verließ den Stall, in dem ihr Wallach getrocknet und gefüttert wurde, und ging über den kleinen Hof in das Gasthaus, in dem sie auf ein heißes Bad und eine warme Mahlzeit hoffte.
    Der Gastwirt behauptete, einen Mann, auf den Temples Beschreibung passte, wenig früher gesehen zu haben, aber das war alles an Informationen, was er anbieten konnte – oder wollte. Wenigstens hatte er ein Zimmer für sie. Bald graute der Morgen, und sie war vollkommen erschöpft. Egal, wo Temple war, er musste sich einen Unterschlupf suchen, sofern er es noch nicht getan hatte. Und da sie ahnte, wohin er wollte, hatte sie nicht das Gefühl, dass ihr die Zeit unter den Fingern zerrann, wie sie es gewiss empfunden hätte, wäre die Situation eine andere.
    »Und schicken Sie bitte etwas Wein, Brot und Käse hinauf«, sagte sie zu dem kleinen Mann, dessen Schädel ihr kaum bis zum Kinn reichte.
    Nickend reichte er ihr einen blankpolierten Schlüssel aus einem Wandfach hinter sich.
    Vivian musste ihre durchnässten Sachen nicht mehr lange ertragen. Das Essen traf sehr schnell ein, nachdem sie oben in dem kleinen, aber gemütlichen Zimmer war. Sie zahlte extra für die Badewanne in ihrem Zimmer, und wenngleich es sich dabei nicht um einen ausgefallenen Luxus handelte, erfreute sie sich an der Aussicht darauf, während sie hungrig in ihr krustiges, gebuttertes Brot biss.
    Ihre nassen Sachen drapierte sie über die spanische Wand mit den Rosenmusterfächern und stieg mit einem Glas Rotwein in der einen und einem Stück Käse in der anderen Hand in die Wanne.
    Seufzend sank sie in das heiße Wasser und genoss es, wie die Kälte aus ihren Knochen wich. Sie lehnte sich zurück, trank einen Schluck Wein und erschauderte vor Wonne. Nachdem sie das Käsestück gegessen hatte, nahm sie noch einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas und entspannte sich.
    Morgen würde sie in einen Zug nach Bordeaux steigen, von wo aus sie mit dem Schiff nach Irland weiterreiste. Sobald sie dort war, musste sie sich nach Clare übersetzen lassen und Temple suchen. Bei dem Gedanken an ihn bekam sie eine Gänsehaut, und eine Mischung
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