Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
einen Schnurrbart hätte, dann würden die Leute ihn nicht ständig für einen Zwanzigjährigen halten, trotz seiner Größe von sechs Fuß. Bruder Haas trug einen Bart, der sich – etwa zwei Wochen alt – stoppelig ausnahm im Vergleich zu dem üppigen Schnurrbart, der verkündete, dass es sich bei seinem Träger um einen seit langer Zeit designierten stellvertretenden Vater handelte. Einen soliden Bürger. Ethan seufzte. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich«, bedeutete er ihm erneut.
    Der Mann setzte sich auf den Rand des Stuhls und hielt seine. Kopfbedeckung umklammert wie jemand, der eine ernste Bitte vorbringt. Seine förmliche Kleidung war altmodisch und saß nicht mehr richtig, war jedoch sorgsam saubergehalten und ordentlich. Ethan überlegte, wie lange der Kerl sich wohl an diesem Morgen hatte schrubben müssen, bis er jedes bisschen Dreck unter diesen hornigen Fingernägeln wegbekommen hatte.
    Bruder Haas klatschte seine Kappe zerstreut auf seinen Schenkel. »Mein Junge, Doktor, ist … ist etwas mit meinem Sohn?«
    »Hm – hat man Ihnen nichts über den Kommunikator mitgeteilt?«
    »Nein, Sir. Man hat mir nur gesagt, dass ich kommen soll. Deshalb habe ich mir im Motorpool meiner Kommune den Bodenwagen geben lassen, und hier bin ich jetzt.«
    Ethan blickte auf das Dossier auf dem Schreibtisch. »Sie sind heute morgen die ganze Strecke von Crystal Springs hierher gefahren?«
    Der Bär lächelte. »Ich bin ein Bauer. Ich bin ans frühe Aufstehen gewöhnt. Und für meinen Jungen ist mir nichts zu viel. Er ist mein erster, wissen Sie …« Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn und lachte: »Na ja, das ist wahrscheinlich offensichtlich.«
    »Wie sind Sie eigentlich hier in Sevarin gelandet, anstatt in Ihrem Distriktreproduktionszentrum in Las Sands?«, fragte Ethan neugierig.
    »Es war wegen des CJB. In Las Sands sagte man mir, sie hätten keinen CJB.«
    »Ich verstehe.« Ethan räusperte sich. »Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie sich für den CJB-Stamm entschieden haben?«
    Der Bauer nickte nachdrücklich. »Der Unfall bei der letzten Ernte hat den Ausschlag gegeben. Einer unserer Burschen verhedderte sich verkehrt herum in einer Dreschmaschine – verlor einen Arm. Ein typischer Farmunfall, aber es hieß, wenn er nur eher zu einem Arzt gebracht worden wäre, dann hätte der Arm vielleicht gerettet werden können. Die Kommune wächst. Wir befinden uns direkt am Rand der Terraformung. Wir brauchen einen eigenen Doktor. Jedermann weiß, dass CJBs die besten Ärzte abgeben. Wer weiß, wann ich genügend Sozialdienstpunkte für einen zweiten Sohn oder einen dritten bekomme? Meine Absicht war, das Beste zu bekommen.«
    »Nicht alle Ärzte sind CJBs«, sagte Ethan. »Und ganz sicher sind nicht alle CJBs Ärzte.«
    Haas lächelte höflich, war aber nicht einverstanden. »Was sind Sie, Dr. Urquhart?«
    Ethan räusperte sich erneut. »Nun – ich bin in der Tat ein CJB-8.«
    Der Bauer nickte bestätigend. »Man hat gesagt, Sie seien der Beste.« Er blickte den Reproduktionsarzt sehnsüchtig an, als könnte er in Ethans Gesicht die Züge seines Traumsohnes entdecken.
    Ethan faltete die Hände über dem Schreibtisch und versuchte, freundlich und kompetent zugleich zu wirken. »Nun ja, es tut mir leid, dass man Ihnen über den Kommunikator nicht mehr gesagt hat – es gab keinen Grund, Sie im Ungewissen zu lassen. Wie Sie zweifellos schon vermutet haben, gibt es ein Problem mit Ihrem … hm … Conceptus.«
    Haas blickte auf. »Mit meinem Sohn.«
    »Hm – nein. Ich fürchte, nein. Nicht diesmal.« Ethan neigte mitfühlend den Kopf.
    Haas machte ein langes Gesicht, dann blickte er wieder auf, mit hoffnungsvoll zusammengepressten Lippen. »Ist es etwas, das Sie beheben können? Ich weiß, dass Sie genetische Reparaturen durchführen – wenn es die Kosten sind, nun, dann werden mich meine Brüder in der Kommune unterstützen – ich kann die Schulden rechtzeitig zurückzahlen …«
    Ethan schüttelte den Kopf. »Es gibt nur ein paar Dutzend allgemeine Störungen, bei denen wir etwas ausrichten können – einige Typen von Diabetes zum Beispiel, die durch die Einfügung eines Gens in eine kleine Gruppe von Zellen repariert werden können, wenn man sie im genau richtigen Stadium der Entwicklung erwischt. Einige können sogar aus der Spermaprobe herausgeholt werden, wenn wir den Teil ausfiltern, der die defekten X-Chromosomen trägt. Es gibt viele mehr, die bei einer frühen Prüfung entdeckt werden können, bevor die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher