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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman
Autoren: Insel Verlag
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Blätterteighäubchen waren gut aufgegangen, aber noch nicht zu dunkel. Perfekt. Sie überließ Markus auch das Auftragen des zweiten Gangs und passierte die Velouté durch ein Tuch. Die Konsistenz war genau richtig. »Probier mal!« Sie reichte ihm einen Löffel, als er wieder in der Küche war.
    Â»Samt, tatsächlich«, sagte er lächelnd. »Was machst du noch damit? Es kommt sicher kein abgebrühter Diplomat hinein.«
    Â»Nein. Hummerbutter, Hummerfleisch und Trüffel.«
    Â»Nicht schlecht. Und das heißt dann auch: Du machst die Sauce und die Nudeln, ich die Wachtelbrüste?«
    Luise nickte, drückte ihm die Pfanne in die Hand, setzte das Nudelwasser auf und holte Avocados, Chili und Koriander für den übernächsten Gang aus der Kammer. Für einen Augenblick lehnte sie sich an den Türrahmen und beobachtete, wie er die Wachtelbrüste in kleinen Portionen am Pfannenrand hochspringen ließ, sie wieder auf das Feuer setzte, die Pfanne rüttelte, um das Fleisch dann erneut mit einem
gekonnten Schwung aus dem Handgelenk in die Höhe hüpfen zu lassen. Es war eine schöne, fließende Bewegung, die ihr gefiel. »Gibst du mir –«, begann er, drehte sich zu ihr um, fing ihren Blick auf, ein kurzes Zucken der Augenbrauen, »bitte die Pfeffermühle.« Der Anflug eines Lächelns.
    Â»Steht neben dir«, sagte sie und wandte sich blitzschnell der Sauce zu.
    Â 
    Den dritten Gang trugen sie wieder gemeinsam auf. Frau Kahle strahlte glücklich, und Luise sah sie vor sich, wie sie vor Jahren mit einem Gaskocher vorm Zelt mitten in Frankreich saß.
    Â»Schade nur«, sagte Markus, als sie wieder in der Küche waren, »dass ihr Lächeln nur zu ahnen ist. Lachfalten sind mir lieber.«
    Â»Sie ist eben die Visitenkarte ihres Mannes«, stellte Luise trocken fest. »Ich den Herd mit Fisch und Zucchini, du die Sauce an der Arbeitsplatte?«
    Genau so machten sie es. Keine weiteren Fragen, keine Kämpfe. Luise fluchte, als ihr ein Teil der Zucchinichips anbrannte, weil sie mit den Seezungenfilets zu beschäftigt war.
    Â»Komm, lass mal«, sagte Markus und schob sie sanft zur Seite. »Ich bin fertig mit den Avocados. Alles gut.« Er übernahm die Zucchinipfanne.
    Gemeinsam dekorierten sie die Teller. Sie drapierte den Fisch und die Chips, er gab die Sauce dazu und legte noch einen Zweig Koriander darüber.
    Â»Bald haben wir's«, sagte sie, als sie sich mit den Tellern auf den Weg ins Esszimmer machten.
    Â 
    Der nächste Gang verschaffte ihnen etwas Luft, denn er stand fertig in der Kühlung. Sie hatte sogar eine zusätzliche Portion Sellerie-Rosmarin-Sorbet mitgenommen, falls eines der Gläser beim Transport kaputtging. »Pause«, sagte Luise und drückte Markus das überzählige Glas in die Hand.
    Â»Das ist wirklich gut«, sagte er, als er probierte. »Sellerie ist immer so eine Sache. Aber das passt hervorragend zusammen.« Er nahm noch einen Löffel. »Und du?«
    Â»Ich kann nichts essen, wenn ich koche.«
    Â»Doch, kannst du bestimmt. Hier!«
    Er hielt ihr den Löffel mit Sorbet hin. Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Das hat die beste Köchin gemacht, die ich kenne. Und die kann zaubern. Du wärst ganz schön blöd, wenn du nichts davon isst.« Der Löffel schwebte vor ihren Augen. Zögernd öffnete sie den Mund. »Siehst du, geht doch«, sagte er, und so teilten sie sich den Rest in kleinen Happen, bevor sie sich dem Rinderfilet und den Herzoginkartoffeln widmeten.
    Â 
    Luise hatte bisher selten mit jemandem zusammen gekocht. Früher in der WG mit Anne, später mit Jörg. Normalität und Alltäglichkeit. Das hier aber war etwas anderes. Es war mehr als die Zubereitung einer Mahlzeit. Es war ein harmonisches Zusammenspiel, das ohne viele Worte funktionierte. Mit Jörg hatte es endlose Debatten über gute und lästige Arbeiten gegeben. Lästig war das Zwiebelschneiden, gut war das Abschmecken; schlecht war, Fische auszunehmen, gut, den Wein zu entkorken. Gut war auch, die Gäste zu begrüßen. Lästig war das Aufräumen hinterher. Jörg war der Gastgeber, Luise die am Herd.
    Markus schnitt Zwiebeln ohne Debatten, einfach weil es getan werden musste.
    Â 
    Das Filet Rossini war aufgetragen. Lächelnd sah Markus Luise an: »Hörst du das?«
    Â»Was?«, entgegnete sie, denn draußen war es ruhig. Nur
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