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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)
Autoren: P. J. Brackston
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ein bisschen dürftig.«
    »Vergiss nicht den großen, düsteren, attraktiven Fremden.«
    »Ach, geh!«
    »Ich versichere dir, das habe ich gesehen.«
    »Tja«, sagte Gretel, zwang ihre Fersen wieder in die Schuhe und stand auf, »wenn er die Katzen nicht hat, bin ich nicht interessiert.«
    Die Heimreise war lang und unbequem, und Gretel konnte sie nur dank der Wattebäusche bewältigen, die Agnes ihr gegeben hatte. Sie ragten in Gestalt grotesker Puschel aus Gretels kostbaren Schuhen, aber wenigstens konnte sie damit gehen. Die Sonne war warm, und noch ehe sie eine halbe Meile von dem Haus entfernt war, schwitzte sie unter ihrem Tweedjäckchen. Die Hitze provozierte die schlafenden Flohbisse zu einer neuen schmerzhaften Attacke auf ihren Körper.
    Gerade als Gretel dachte, sie würde Frau Hapsburg nicht annähernd genug berechnen für all die Mühe, die sie aufwenden musste, tauchte aus einer Seitenstraße ein unbeladener Wagen auf, gezogen von einem haselnussbraunen Gaul, und bog in Richtung Stadt ab.
    »Hallo! Warte mal!« Gretel humpelte hinterher. »Kann ich mitfahren?«
    Das wackelige Gefährt wurde von einem Bauern mit rosigen Wangen gesteuert, in dem Gretel vage einen von Hänsels gelegentlichen Saufkumpanen aus dem Gasthof erkannte. Er lächelte ihr zu, ein höchst lückenhaftes Grinsen, begleitet von einer Wolke aus Mundgeruch, die einen Ochsen hätte fällen können. Gretel zuckte zurück und stellte ergrimmt fest, dass dies nicht die Art von Fremdem war, die Agnes ihr angekündigt hatte.
    »Spazieren gegangen?«, fragte er.
    »Nicht ganz.«
    »Schöner Tag für einen Spaziergang.«
    »Fährst du nach Gesternstadt?«
    »Ja.«
    »Ich wäre sehr dankbar, wenn ich mitfahren dürfte.«
    »Wie dankbar?«, fragte der Bauer, dessen Grinsen nicht nachlassen wollte.
    »Gibt es hier irgendjemanden, der irgendetwas tun würde, ohne sich dafür bezahlen zu lassen?«
    »Nein.«
    Seufzend überließ ihm Gretel die kleinste Banknote aus ihrem Besitz und versprach sich im Stillen, Frau Hapsburg bei der ersten Gelegenheit aufzusuchen und mehr Geld zu verlangen, um die ständig steigenden Kosten auszugleichen. Sie kletterte neben den Fahrer und erkannte schnell, dass die beste Möglichkeit, seinem Giftatem zu entgehen, darin bestand, sich jedem Gesprächsversuch zu verweigern. Folglich fuhren sie schweigend dahin. Gretel ging es viel zu langsam, aber zumindest bekamen ihre Füße eine Pause.
    Als sie durch eine Kurve rollten, fiel ihr eine Bewegung in einem kleinen Gehölz unweit der Straße auf. Gegen die Sonne blinzelnd, konnte sie zwei Gestalten ausmachen, offenbar ein junges Paar. Als sie den Wagen hörten, verabschiedeten sie sich hastig voneinander. Der junge Mann verschwand zwischen den Bäumen, das Madel huschte zur Straße hinaus. Sie winkte jedoch nicht den Wagen heran, um eine Mitfahrgelegenheit zu erbitten, wie Gretel erwartet hatte, sondern zog sich ihren Schal über den Kopf und ging forschen Schrittes in die Gegenrichtung davon, ohne auch nur guten Tag zu sagen.
    »Ein Benehmen haben diese jungen Leute heutzutage!«, schimpfte der Bauer. Gretel war geneigt, ihm zuzustimmen, nickte aber nur und drehte sich um, beobachtete das vorbeilaufende Madel. Das Geräusch galoppierender Hufe in der Ferne ließ sie innehalten. Es wurde lauter. Der Fahrer dirigierte die alte Stute an den Straßenrand und zog die Zügel straff, um sie zum Stehen zu bringen.
    »Was ist denn jetzt los?«, murmelte er.
    Das Geräusch klang wie Donnerhall und war ziemlich beängstigend. Dennoch war Gretel verwundert, als sie sah, dassdas Madel plötzlich rannte, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen, und sich auf die Ladefläche des Wagens warf.
    »Versteckt mich«, rief sie. »Oh, bitte, Ihr müsst mir helfen. Sie dürfen mich nicht finden. Bitte!«
    Der Anblick von so viel Schönheit in Not reichte aus, auch die steinernsten Herzen zu schmelzen. Der Bauer winkte ihr, sich in den Wagen zu legen.
    »Rühr dich nicht«, sagte er, als er einen Haufen leerer Säcke über sie warf.
    Binnen Sekunden donnerte ein Regiment königlicher Soldaten um die Kurve. Es waren mindestens zwanzig, vor Schwertern strotzend und umgeben von einer eifrigen und grausamen Aura, die Gretel zittern ließ. Sie rissen an ihren Zügeln und brachten die schwitzenden Pferde dicht vor dem Wagen zum Stehen.
    »Im Namen König Julians, halt!«, befahl einer der aufwendig uniformierten Männer.
    »Falls es Euch nicht aufgefallen ist«, sagte Gretel, erzürnt, innerhalb von
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