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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman
Autoren: Stephen King
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Kinderspielzeug aus den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts sowie über 2000 Fotos und neun Filmrollen über das Leben der letzten hundert Jahre in Derry zu sehen.
    Das Museum stand unter der Schirmherrschaft des Frauenvereins von Derry, der gegen einige der von Hanlon vorgeschlagenen Exponate (wie den berüchtigten »Landstreicher-Stuhl« aus den Dreißigerjahren) und Fotos (beispielsweise jene von der Bradley-Bande nach der berüchtigten Schießerei) sein Veto einlegte. Aber alle stimmten darin überein, dass es ein großer Erfolg war, und an jenen blutrünstigen alten Geschichten hatte ohnehin niemand Interesse. Es war doch viel besser, das Positive zu betonen und das Negative unter den Teppich zu kehren.
    Es gab ein riesiges gestreiftes Bierzelt im Derry Park, und jeden Abend wurde dort Musik gespielt. Im Bassey Park gab es einen Rummelplatz mit Karussells und Buden. Ein Sonder-Straßenbahnwagen machte jede volle Stunde eine Rundfahrt durch die historischen Stadtteile und endete bei diesem liebenswerten und einträglichen Vergnügungspark.
    Und hier gewann Adrian Mellon jenen Hut, der zu seinem Tod führte – einen Pappzylinder mit Blume und der Aufschrift ICH ❤ DERRY auf dem Band.

4
     
    »Ich bin müde«, sagte John »Webby« Garton. Wie seine beiden Freunde, so imitierte auch er in seiner Kleidung unbewusst Bruce Springsteen, obwohl er, wenn man ihn gefragt hätte, Springsteen vermutlich als »Schwuchtel« bezeichnet und sich selbst eher als Fan härterer Gruppen wie Def Leppard, Twisted Sister oder Judas Priest gesehen hätte. Die Ärmel seines blauen T-Shirts waren herausgerissen und enthüllten seine muskulösen Arme. Sein dichtes braunes Haar fiel ihm über ein Auge – nicht in Anlehnung an Springsteen, sondern eher an John Cougar Mellencamp. Er hatte blaue Tätowierungen auf den Armen – geheimnisvolle Symbole, die aussahen wie von einem Kind gemalt. »Ich will nicht mehr reden.«
    »Erzähl uns nur noch mal, was am Dienstagnachmittag auf dem Rummelplatz passiert ist«, sagte Paul Hughes. Hughes war müde und empört und angewidert von dieser ganzen schmutzigen Geschichte. Er dachte immer und immer wieder, dass das Kanal-Festival mit einem Finale ausgeklungen war, über das jeder irgendwie Bescheid wusste, welches aber niemand auf das Tagesprogramm zu setzen gewagt hatte, das dann folgendermaßen ausgesehen hätte:
    Samstag, 21 Uhr: Letztes Konzert. Ausführende: Derry Highschool-Band und Barber Shop Mello-Men
    Samstag, 22 Uhr: Riesenfeuerwerk
    Samstag, 22 Uhr 35: Der Ritualmord an Adrian Mellon beendet offiziell das Kanal-Festival.
    »Zum Teufel mit dem Rummelplatz!«, erwiderte Webby.
    »Wir wollen nur wissen, was du zu ihm gesagt hast und was er zu dir gesagt hat.«
    »O Gott!« Webby verdrehte die Augen.
    »Nun mach schon, Webby«, sagte Hughes’ Kollege.
    Webby Garton rollte mit den Augen und fing noch einmal von vorn an.

5
     
    Garton sah die beiden, Mellon und Hagarty, dahinschlendern. Sie hatten einander die Arme um die Taillen gelegt und kicherten wie zwei junge Mädchen. Zuerst dachte Garton, es wären Mädchen. Dann erkannte er Mellon, über den er schon Bescheid wusste. Gerade als er hinschaute, wandte Mellon sein Gesicht Hagarty zu … und sie küssten sich flüchtig.
    »O Mann, ich muss gleich reihern!«, rief Webby angewidert.
    Chris Unwin und Steve Dubay waren bei ihm. Als Webby sie auf Mellon aufmerksam machte, sagte Steve, er glaube, der andere Schwule sei Don Sowieso; er habe gehört, dass der Kerl einmal einen trampenden Jungen von der Highschool in seinem Auto mitgenommen und dann versucht hätte, sich an ihn ranzumachen.
    Mellon und Hagarty kamen den drei Jungen entgegen; sie waren auf dem Weg von der Wurfbude zum Ausgang des Rummelplatzes. Webby Garton würde den Polizeibeamten Hughes und Conley später erklären, er habe sich in seiner »Bürgerehre« verletzt gefühlt, weil die gottverdammte Tunte einen Hut mit der Aufschrift ICH ❤ DERRY getragen habe. Dieser Hut war ein albernes Ding – eine Zylinderimitation aus Pappe, auf der eine große Blume befestigt war, die in alle Richtungen wippte. Die Albernheit des Hutes verletzte Webbys Bürgerehre noch mehr.
    Als Mellon und Hagarty, die Arme immer noch umeinandergelegt, an den Jungs vorbeikamen, brüllte Webby Garton plötzlich: »Ich sollte dir deinen Hut ins Maul stopfen, du verdammter Arschficker!«
    Mellon drehte sich nach Garton um, klimperte kokett mit den Augen und sagte: »Wenn du mir etwas ins Maul stopfen
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