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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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im ersten Stock stehen die Fenster weit offen, frische, nach dem Ozean duftende Luft dringt hinein. Es ist ein einziges Geruchsinferno. Ich kuschele mich in die kühlen Laken, mein Körper entspannt sich. Ich bin einfach nur hier und erlaube mir den Luxus, es zu genießen. Dies war immer schon der Ort, der ganz anders war, an dem ich einfach nur die Seele habe baumeln lassen können. Ich habe Cedric zur Hochzeit eine Reise hierher geschenkt, ihm und seinem Mann. Vielleicht hilft es ihm auch? Es mag ihm viel besser gehen, aber ein Erlebnis wie das seine vergisst man nie. Er war danach völlig irre. Hat sich in dem von seinem Großvater ererbten Haus in der Bretagne verkrochen, Bienen gezüchtet und jeden Kontakt zu Menschen gemieden. Sein Gatte hat ihm da rausgeholfen. Ich sollte mich für ihn freuen. Ich kann es aber nicht, nicht ganz und gar.
    Hier, in dem aus Sisal geflochtenen, breiten Bett, scheint das alles so weit weg zu sein. Deshalb bin ich hier.
    Ich muss eingeschlummert sein. Geräusche dringen nichtsdestotrotz zu mir durch wie das Gebrumme lästiger Insekten. Ich versuche sie abzuschütteln, sie kennen keine Gnade. Zunächst glaube ich zu halluzinieren. Es ist aber wirklich da. Ich sitze senkrecht im Bett und lausche angestrengt. Jemand singt: „California dreaming on such a winter‘s day!“ 
    Es wird mir schlagartig klar: Das ist dieser elende Hippie! Wer gibt sonst solche uralten Flower Power-Schnulzen zum Besten? Und das mitten in der Nacht! Ich blicke auf die Uhr. Es ist halb zehn Uhr abends. Trotzdem das ist Ruhestörung! Ich stehe auf und blicke hinunter zum Strand. Ein Feuer flackert, schemenhaft kann ich die Umrisse eines Mannes mit einer Gitarre erkennen. Er intoniert: „Imagine all the people! Living all in Peace!“ 
    Da ist er bei mir an der falschen Adresse! Ich mag zwar Windräder aufstellen helfen, doch gewiss nicht aus Weltverbesserungssucht, sondern weil das ein Bombengeschäft ist! Ich bin kein dauerdiskutierender Gutmenschen-Schlaffi! Sicherlich sind die Dinger nicht so bedenklich wie Atomkraftwerke, über ihre ökologische Verträglichkeit mag man hingegen streiten, da sie leider dazu tendieren, ganze Heerscharen von Zugvögeln in Scheibchen zu hacken. Auch ihre Effizienz mag nicht jedem einleuchten, da es leider ewig dauert, bis sie die Energie produziert haben, die zu ihrer Herstellung und Installation aufgebracht werden musste. Einige schaffen das sogar, bevor sie den Geist aufgeben. Das ist den meisten Traumtänzern nicht klar, befürchte ich. Die denken anscheinend, die Dinger fielen fertig geschweißt und montiert vom Himmel.
    Ich kneife die Augen zusammen. Jetzt singt er auch noch: „Hail Atlantis!“
    Das reicht!
    Mira ist schon gegangen, auch für sie ist irgendwann Schichtende. Ich brauche auch nicht ernsthaft jemanden, der mich rund um die Uhr betüddelt, ich bin schließlich nicht drei! Ich mache auf dem Absatz kehrt, poltere die Stufen ins Erdgeschoss hinab, passiere die Terrasse und renne auf bloßen Füßen über den weichen Sand hinüber zu dem Übeltäter. Ich bin gerade ziemlich auf hundertachtzig. Ich will hier in Ruhe meine Wunden lecken, und als kleines Sahnehäubchen ungestört schlummern, verdammt!
    Da sitzt er, selbstzufrieden an seiner verstimmten Klampfe zupfend. „Love is everything!“, jubiliert er, als ich in das Licht seines vermutlich mit von meinem Grundstück geklauten Holz genährten Feuers trete. Ihm fällt vor Schreck beinahe sein Folterinstrument aus den Fingern. Recht so!
    Er fängt sich rasch und lächelt mich dann sonnig an. „Wer bist’n du?“, fragt er mich auf Deutsch.
    „Ich bin Monsieur Etienne Duprais“, erwidere ich. So gut ist mein Deutsch immerhin. Ich konnte es zu Schulzeiten mal fließend, habe aber viel vergessen. Cedrics Hochzeit mit seinem Bilderbuchgermanen hat für eine unfreiwillige Auffrischung gesorgt. „Ich wohne da drüben!“, wechsle ich ins Englische in der Hoffnung, dass dieser Hottentotten mich versteht. Mit Französisch versuche ich es gar nicht erst. „Und Ihr Gegröle nervt!“ Bei solchen Figuren spare ich mir die Floskeln, damit sie gleich verstehen, was angesagt ist und wer hier das Sagen hat.
    „Aha“, erwidert er unbeeindruckt. „Gehen Sie deswegen flitzen?“ Er spricht Englisch, immerhin. Ich starre ihn verwundert an, dann fahre ich zusammen. Ich will ganz kurz sterben, doch ein Duprais bewahrt immer Haltung! Ich bin in meinem Dusel und meiner Wut einfach losgerannt, ohne mir einen Bademantel
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