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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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Geräusche von sich. Sie lacht hoheitsvoll. Das Essen im Flugzeug ist auch in der ersten Klasse ziemlich ungenießbar. Eingeschweißter Rehrücken schmeckt auch nicht viel besser als eingeschweißtes Hühnchen, vermute ich. Hier hingegen stehen in Keramikschälchen verschiedene Häppchen bereit, wie ich sie liebe: schwarze Oliven, Muscheln in Zitronensoße, gegrillte Rinderfiletstreifen und dazu frisch gebackenes Brot. Daneben wartet eine eisgekühlte Flasche mit meinem Lieblingswhiskey auf mich. Champagner verabscheue ich. Sie kennt mich wirklich gut. Inmitten des Tisches prangt ein beigefarbenes Keramikgefäß mit einer exotischen Blume darin, einer elfenbeinfarbenen Orchidee, glaube ich. Ich habe keine Ahnung, ob sie hier heimisch ist oder eben nur eine importierte Zierpflanze. Ihr schwerer Duft setzt einen weiteren Akzent in das olfaktorische Konzert der Vegetation. Ich habe das Gefühl, dass sie mich hämisch anstarrt. Sie ist es zwar, die in einem Topf feststeckt, trotzdem scheint sie Dinge zu besitzen, die mir völlig über sind. Ein Prickeln der nicht unbedingt angenehmen Art hängt in meiner Nase fest. Ihr Geruch ist viel zu echt.
    Ich will mich seufzend in einen Korbstuhl gleiten lassen, da stutze ich plötzlich. „Was ist das denn?“, frage ich verwirrt und deute über den Strand.
    Mira zieht schuldbewusst die Schultern zusammen. „Das“, murmelt sie ganz gegen ihre Gewohnheit, „ist ein kleines Problem.“
    Ich mustere das Ding, das meine Aussicht verschandelt. Es sieht aus wie eine ziemlich unprofessionell zusammengeschusterte Hütte. Das Dach besteht wirklich und wahrhaftig aus Palmenwedeln. „Robinson Crusoe?“, tippe ich nicht ganz ernstgemeint.
    „Fast“, gibt sie zerknirscht zu, dann platzt sie heraus: „Das ist so ein arbeitsscheuer Hippie! Ich habe getan, was ich konnte, aber die Strände sind öffentliches Gelände. Er behauptet, nur zu „campieren“, was er des Rechts wegen auch darf. Es sieht eher so aus, als wolle er sich hier häuslich niederlassen!“
    Ein wahrscheinlich dem Jet Lag geschuldetes Kichern steigt in mir auf. „Ein Hippie? So einer mit Flower Power-Ambitionen?“, gluckse ich. „Die gibt’s noch? Sind die inzwischen nicht alle längst im Altersheim?“
    „Der da nicht!“, erwidert sie düster und starrt wütend auf das Mal der Schande. „Leider! Der macht noch ziemlich lange!“
    „Warum hast du nicht Bescheid gesagt? Meine Eltern hätten doch sofort Unterstützung geschickt“, frage ich sie verwundert.
    Sie druckst herum. „Naja, wahrscheinlich verschwindet der sowieso bald von selbst“, behauptet sie, und weckt mit dieser abrupten Kursänderung mein Misstrauen. Sie ist doch sonst nicht so weich? Irgendetwas kann hier nicht stimmen, da bin ich mir plötzlich ziemlich sicher.
    „Ich schaue morgen mal, was ich tun kann“, biete ich verbindlich an. Was auch immer da los sein mag, so wichtig ist es auch wieder nicht, dass ich deswegen jetzt über den halben Strand rennen und mich mit irgendeinem Irren anlegen möchte. Ich bin nicht gerade konfliktscheu, ich will nur gerade meine Ruhe – und meine Erfrischungen. Dem sehe ich durchaus freudig entgegen, ganz im Gegensatz zu so einem weltfremden, vermutlich arg renitenten Spinner in seiner Aussteiger-Bruchbude! In Sachen Renitenz reicht mir die vor sich hin muffende Blume neben mir gerade komplett. Im Augenblick ist dort drüben auch keine Menschenseele zu sehen. Vielleicht ist der Kerl wirklich schon wieder auf und davon und hat uns lediglich seinen Dreck vermacht.
    Ich lehne mich zurück, während Mira sich im Hausinneren zu schaffen macht, genieße meine Köstlichkeiten, nippe an meinem Drink und schaue einfach in eine andere Richtung. Vor mir liegen nur der Strand und dahinter das endlose Meer, das sanft gegen die Küste brandet. Ich senke die Lider halb herab und lasse den Anblick auf mich wirken, während ich hin und wieder in eines der Schälchen lange. Es ist ruhig hier, wundervoll still, ganz anders als in Paris.
    Ich gehe früh schlafen, bin ziemlich zerschlagen vom Flug und meinen Grübeleien. Das ist in Hinblick auf die Zeitverschiebung zwar nicht gerade weise, doch ich habe ja auch nicht ernsthaft etwas vor, für das ich am nächsten Tag frisch sein müsste. In einem Anfall von Masochismus klemme ich mir den Topf mit der Orchidee unter den Arm und trage ihn mit mir hinauf, stelle ihn auf den Nachttisch. So ist wenigstens etwas Wahrhaftiges in Reichweite, selbst wenn es mich nervt. Im Schlafzimmer
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