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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
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anrufen.«
    »Das sind schon sechzehn!«
    »Und meine Avon-Kosmetikerin, den Automobilclub, den Gasableser, den Kaminkehrer, die Jungpfadfinder...«
    »Das sind dann dreiunddreißig.«
    »Der Tierarzt muss selbstverständlich auch Bescheid wissen und die Kassiererin vom Supermarkt, mein Fußpfleger und die Jungen von der Tankstelle, ferner der Pastor und ...«
    »Ungefähr wie vielen Menschen insgesamt wirst du sagen, dass wir die Stadt verlassen?«
    »Ungefähr sechshundertunddreiundachtzig.«
    »Warum setzt du nicht gleich eine Anzeige in die New York Times?«
    »Gut, dass du mich daran erinnerst. Grace meint, wenn man während seiner Abwesenheit angerufen werden will, setzt man am besten eine Anzeige in die Zeitung, dass man einen gut erhaltenen Toaster verkauft oder so was. Man kann natürlich auch ein Dutzend Versicherungsvertreter glauben machen, man brauchte eine neue Haftpflichtpolice. Wenn man Einbrecher aus einem leer stehenden Haus verscheuchen will, gibt es nichts Besseres als ein klingelndes Telefon.«
    »Ich finde, du nimmst die ganze Geschichte viel zu tragisch«, meinte mein Mann. »Diese komplizierten Maßnahmen, nur damit das Haus bewohnt wirkt, sind doch Wahnwitz. Wenn du noch mehr Leute dazu bringst, hier ein- und auszugehen, werden wir hier bleiben und Parkplätze anweisen müssen.«
    Wir ließen das Thema fallen. Bis gestern. Da kam mein Mann in die Küche, als ich gerade Abendessen kochte.
    »Heute habe ich im Parkhaus, in dem ich immer den Wagen einstelle, jemanden kennen gelernt«, sagte er. »Er ist vor zwei Tagen aus Chicago hierher gezogen. Als ich mich vorstellte, sagte er: ›Ach, Sie sind der, der ab fünfzehnten nächsten Monats für zehn Tage nach Vermont reist.‹«
    Mir blieb der Mund offen stehen.
    »Woher wusste er denn das?«, fragte ich.
    »Der Neffe seiner Frau musste wegen eines Hühnerauges zum Fußpfleger, und der war neulich auf einer Grillparty bei dem Mann, der immer unseren Zähler abliest.«
    »Welchen Zähler? Gas, Strom oder Wasser?«, fragte ich misstrauisch.
    »Das ist ja egal«, fuhr er fort. »Viel interessanter war, was er über seinen letzten Urlaub erzählte. Er sagt, sie seien kaum ein paar Stunden weggewesen, da sei schon eingebrochen worden. Das ganze Haus sauber ausgeräumt.«
    »Was habe ich dir gesagt?«, triumphierte ich. »Lass mich mal raten: Sie hatten vergessen, das Radio laufen zu lassen, damit die Einbrecher durch die Geräusche abgelenkt werden. Sie hatten sich keine Katze gemietet, die im Fenster sitzt. Sie hatten während ihrer Abwesenheit zu keiner Party eingeladen und keine Fahrräder in der Einfahrt liegen lassen?«
    »Doch, das haben sie alles getan«, sagte mein Mann sanft.
    »Und was haben sie vergessen?«, fragte ich neugierig.
    »Die Haustür abzuschließen.«

Die Kur
    Seit den Feiertagen sieht Mutter ein bisschen elend aus. Es ist nichts Besonderes, sie schleppt sich nur seufzend von einem Sessel zum anderen.
    Als ich ihren Arzt auf einer Party traf, erwähnte ich Mutters Zustand, und er schlug eine Serie F.M. vor.
    »Was bitte sind F.M.?«, fragte ich.
    »Flohmärkte«, sagte er und biss in eine Käsestange. »Leiern Sie am Griff einer alten Eismaschine und sagen ihr ›Für einen Dollar geb ich sie her‹. Zeigen Sie ihr eine Porzellandose mit einem Sprung im Deckel, die Sie für einen Vierteldollar opfern wollen, und sehen Sie zu, wie sie reagiert.«
    »Und davon soll sie gesund werden?«
    »Ich habe schon Frauen gesehen, Todeskandidatinnen, die fünf Kilometer zu Fuß marschiert sind, um einen Kalender vom vorigen Jahr zu ersteigern. Oder eine Schachtel geschmolzener Kerzenstummel. So was wirkt wie eine Spritze.«
    Als ich Mutter das nächste Mal traf, erwähnte ich beiläufig, ich besäße Manschettenknöpfe mit einem Skorpion darauf, einen Liegestuhl, der sich nicht öffnen ließ, einen Trinkbecher mit dem Porträt der Beatles, einen Schmuckkasten, der »La Paloma« spielte, und vier milchfleckige Kinderlätzchen.
    Mutters abwesendes Gesicht belebte sich langsam. Ihre hängenden Schultern strafften sich, ihre schlaffen Hände ballten sich zu Fäusten. Sie stand auf und verkündete: »Das klingt ja wie der Anfang eines Flohmarkts.«
    Von diesem Augenblick an war sie nur noch ein verschwommener Fleck in der Landschaft. Sie fuhr den Wagen aus der Garage, um die Schätze unterbringen zu können. Sie spannte Wäscheleinen für auszustellende Stücke. Sie schleppte Klapptische vors Haus, klebte Plakate an, gab Anzeigen auf,
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