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Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)
Autoren: Lillian Crott Berthung , Randi Crott
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da
anzurufen. Aber sie will nicht sofort so viel von den Karings fordern.
    Am Samstag nehmen Emma und Carl sie mit ans Meer zu ihrem kleinen
Sommerhaus. Das kleine Häuschen ist einfach und schlicht eingerichtet. Von der
Terrasse blickt man auf das Wasser. »Schau, Lillian, da drüben ist
Deutschland.« Carl weist auf einen Landstrich, der vielleicht nur zwei
Kilometer entfernt ist.
    Lillian hat eine Idee. »Ich bin eine gute Schwimmerin. Meint ihr,
ich kann hinüberschwimmen, wenn es dunkel geworden ist?«
    Carl schüttelt den Kopf. »Mein kleines Mädchen. Wie willst du das
schaffen? Siehst du die Schiffe dort, die immer an der Küste hin und her
fahren? Das sind die Patrouillenboote der dänischen Marine und die passen auf,
dass niemand hin und her schwimmt. Wir müssen eine andere Möglichkeit für dich
finden.«
    Lillian erwähnt jetzt doch die Telefonnummer in Flensburg. »Können
wir versuchen da anzurufen?« Emma ist skeptisch. »Alle Telefongespräche nach
Deutschland werden abgehört, und außerdem bekommt man so gut wie nie eine
Verbindung. Manchmal muss man tagelang warten. Aber wir können es versuchen.
Ich werde morgen ein Gespräch anmelden«, sagt sie.
     
    Am nächsten Tag ist Schützenfest in Padborg. Im Festsaal
ist für die Familie des Metzgers ein eigener Tisch reserviert. Und wieder wird
Lillian als Tochter von Freunden vorgestellt, die hier ihre Ferien verbringt.
    Die Musik spielt auf und ein junger dänischer Leutnant kommt an den
Tisch und fordert Lillian zum Tanz auf. Lillian sieht Emma fragend an. Emma
nickt.
    »Sie haben ja Musik im Blut, mein Fräulein«, sagt er, als sie sich
beim Walzer drehen. »Habt ihr das alle da oben bei euch im Norden? Woher ich
weiß, dass Sie Norwegerin sind? Nun, die Neuigkeiten gehen schnell um in
unserer kleinen Stadt.«
    Der Leutnant begleitet sie zurück an den Tisch. Er nimmt einen
Augenblick Platz: »In der vorigen Woche haben wir auch eine Norwegerin
aufgegriffen. Sie wollte durch den Wald über die Grenze nach Deutschland. Wir
haben sie verhaftet und zurück nach Norwegen geschickt. Armes Ding! Sie wird es
gewiss nicht einfach haben, wenn sie zu Hause vor das Gericht muss.«
    In Lillian krampft sich alles zusammen. »Ich begreife wirklich
nicht, was ein norwegisches Mädchen ausgerechnet in Deutschland will, in diesem
zerstörten Land«, hört sie ihre eigene Stimme sagen.
    »Habe ich das nicht erwähnt?«, fragt der junge Leutnant. »Sie soll
da einen Freund gehabt haben, einen Hitlersoldaten.« Der Leutnant steht auf.
Dann fragt er, ob er noch einen Tanz heute Abend mit ihr haben kann.
    Lillian schüttelt den Kopf.
     
    Um 2 Uhr nachts wird Lillian von Emma geweckt. »Das
Gespräch aus Flensburg ist da«. Sie reicht Lillian den Hörer. »Sei vorsichtig –
es wird abgehört.«
    »Ja?«, fragt Lillian auf Deutsch. Am anderen Ende der Leitung meldet
sich eine Frau Matz.
    »Hallo, Frau Matz? Hier ist Lillian, können Sie mich hören? Ich bin
in Padborg im Urlaub. Ich soll Sie grüßen von meinen Eltern in Norwegen.«
    Frau Matz antwortet langsam und deutlich. »Danke. Uns geht es gut.
Aber um uns herum gibt es Schwierigkeiten. Ich hoffe auf bessere Zeiten, sodass
wir uns wiedersehen können.«
    Lillian fallen vor Aufregung kaum die deutschen Worte ein. »Und ich
würde mich freuen, Frau Matz, wenn Sie einmal zur Vogtstraße 23 gingen und dem
Herrn Schlohfeld viele Grüße von seinen norwegischen Freunden bestellen
könnten.«
    Dann bricht die Verbindung ab. Lillians Hand zittert, als sie Emma
den Hörer reicht.
    »Jetzt können wir nur warten, Lillian«, sagt Emma und legt den Hörer
zurück auf die Gabel.
     
    Einige Tage später sitzt Lillian im Wohnzimmer der Karings
und liest die Zeitung. Plötzlich klingelt nebenan das Telefon. Lillian hört
Emma sagen: »Ja, sie wird kommen. Ja, natürlich – sofort.« Augenblicklich ist
Emma in der Küche. »Lillian, das war Schlohfeld. Er ist jetzt in Padborg. Du
musst sofort zu ihm gehen. Er will dir einen Zettel geben. Darauf steht genau,
was du machen sollst. Warte – ich komme mit, du kennst dich da am Bahnhof ja
gar nicht aus.«
    Das Bahngelände von Padborg ist Grenzgebiet – es ist umzäunt und
darf von niemandem ohne Befugnis betreten werden. Der Weg zum Bahnhof geht
durch eine Unterführung. Dann muss man eine Treppe hoch und gut hundert Meter
an einem Zaun entlang, hinter dem die Gleise verlaufen, bis man zum
Bahnhofsgebäude kommt. Hinter dem Zaun sehen Emma und Lillian drei Eisenbahner,
die auf
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