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Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)
Autoren: Lillian Crott Berthung , Randi Crott
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Gartentor. Dahinter liegt ein lang gestrecktes Haus,
aus dessen Fenstern warmes Licht fällt. Lillian schellt.
    Eine junge Frau erscheint und schaut sie fragend an. Lillian nennt
ihren Namen. »Entschuldigen Sie, dass ich noch so spät störe. Ich möchte gerne
mit Herrn Assmussen sprechen.«
    »Das ist mein Schwiegervater. Aber der ist nicht zu Hause und wird
erst in der Nacht wieder hier sein. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich kann leider über mein Anliegen nur mit Herrn Assmussen
sprechen«, sagt Lillian. Für einen Augenblick herrscht Stille. Dann bittet die
Frau Lillian hinein und stellt sich ihr als Hanne vor. »Ich höre, dass Sie aus
Norwegen sind«, sagt Hanne. »Es ist so selten, dass Ausländer hierherkommen.
Wir sind ja Grenzgebiet und militärische Sperrzone. Niemand verbringt hier
seine Ferien.« Und dann erzählt sie, wie viele Soldaten jetzt die Grenze
bewachen.
    »Trotzdem kommen manchmal hungrige Deutsche, um etwas zu essen zu
besorgen. Aber sobald sie entdeckt werden, schickt man sie zurück.«
    Lillian weiß nicht recht, was sie dazu sagen soll. »Es gibt sehr
strenge Kontrollen. Überall wurden Stacheldrahtsperren aufgestellt, und überall
sind Wachhunde im Einsatz. Diese Deutschen! Die Gestapo hat zu viel Schlimmes
in Dänemark gemacht. Wie in Norwegen ja auch!«
    Lillian nickt. Hanne redet weiter.
    »Wir haben ein Transportgeschäft, und alle vierzehn Tage fährt mein
Schwiegervater mit seinem Lastwagen hinüber nach Deutschland, um Lebensmittel
an das Rote Kreuz zu liefern. Es muss ganz schrecklich in Deutschland sein.
Überall nur Ruinen, viele Menschen verhungern. Mein Schwiegervater sagt, dass
es bestimmt hundert Jahre dauern wird, bis alles wieder aufgebaut ist.« Hanne
füllt Kaffee in die Tassen und zündet eine Kerze an. Alles, was sie erzählt,
deckt sich mit dem, was Lillian in den norwegischen Zeitungen gelesen hat.
    »Sie können übrigens gerne hier übernachten. Es wird noch dauern,
bis er zurückkommt, und Sie sind sicher sehr müde.« Lillian ist gerührt von dem
Angebot. So viel Güte hatte sie nicht erwartet.
    In ihrem Gästebett liegt sie lange wach. Wird dieser Assmussen ihr
helfen können? Er fährt regelmäßig nach Deutschland! Vielleicht hatte Helmut
eine Verabredung mit ihm getroffen. Aber trotzdem, wie soll sie es über eine
Grenze schaffen, die so scharf bewacht wird? Lillian versucht sich zu
beruhigen. »Bisher ist alles gut gegangen, ich darf nicht verzweifeln. Auf
jeden Fall war es richtig, erst einmal zu Assmussen zu gehen und nicht zu
diesem Metzger in Padborg«, sagt sie sich und schiebt Helmuts Foto unter ihr
Kissen.
    Am nächsten Morgen sitzt Herr Assmussen bereits am Küchentisch, als
sie nach unten kommt. Er sieht müde und erschöpft aus und scheint gar nicht
geschlafen zu haben. »Meine Schwiegertochter hat von Ihnen erzählt. Jetzt bin
ich sehr neugierig, um was es sich handelt. Ich habe nämlich keine Bekannten in
Norwegen. Ich kenne überhaupt niemanden in Norwegen.«
    Lillian bittet ihn, die Tür zu schließen.
    »Herr Assmussen, ich bin mit einem Deutschen verlobt, und ich
versuche, zu ihm zu gelangen. Wir haben uns seit zwei Jahren nicht gesehen, und
ich darf erst einreisen, wenn es einen Friedensvertrag mit Deutschland gibt.
Das kann Jahre dauern.« Assmussen scheint nicht zu wissen, was sie von ihm
will.
    »Nun hat mein Verlobter vielleicht doch einen Weg gefunden. In einem
Brief erwähnt er Ihren Namen. Er schrieb, dass Sie mir vielleicht helfen
können.«
    Der Mann am Küchentisch schüttelt bedauernd den Kopf.
    »Armes Mädchen. Wie um alles in der Welt soll ich Ihnen helfen? Ja,
ich fahre wohl alle vierzehn Tage zum Roten Kreuz nach Deutschland. Aber ich
kann Sie unmöglich auf dem Lastwagen mitnehmen. Ich werde jedes Mal an der
Grenze strengstens kontrolliert. Einen Menschen mitzunehmen ist ganz und gar
ausgeschlossen. Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, wenn ich könnte.«
    Lillian bemüht sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. »In
demselben Brief, in dem Ihr Name erwähnt ist, ist noch von einem Carl Karing
die Rede. Kennen Sie ihn vielleicht?«
    »Natürlich. Karing hat eine Metzgerei in Padborg. Kann durchaus
sein, dass er einen Weg weiß. Sie können den Bus von hier um 11 Uhr nehmen.
Sein Geschäft liegt genau gegenüber der Bushaltestelle in Padborg.«
     
    In Padborg bleibt Lillian einen Augenblick vor dem
Geschäft stehen. Carl
Karing Slagteri . Im Laden steht ein großer kräftiger Mann in
einer weißen Jacke und hackt
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