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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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deine Nähe, deine Wärme spüren, doch du hast mich immer wieder abgewiesen. Und an dem Tag, an dem du dich gewandelt hattest, da hast du meine wahre Liebe zu dir erkannt, hast sie in meinen Augen gesehen. Ich wollte immer nur dich, Carys, doch du wolltest immer nur Emrys!“
    Ich schluckte. „Was ist mit Isobel?“
    Nathaniel zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen. „Isobel… sie hat mich gebissen…“ Er klang angewidert und sah mich hilfesuchend an. „Sie hat mich gebissen und mich unterworfen. Ich gehöre ihr, solange du mich nicht beißt.“
    Ich sah die Verzweiflung und die Ehrlichkeit in seinen Augen und verfluchte mich innerlich für all die Fallen, die mir das Leben stellte und in die ich immer wieder hineintappte. „Du liebst Isobel gar nicht?“ hörte ich mich selbst.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, niemals! Hast du das etwa geglaubt? – Ja, sicher, das hast du. Wie konntest du auch nicht?“
      „Also werde ich nicht sterben, wenn ich dich beiße und mich von dir beißen lasse?“ hakte ich noch einmal nach.
      „Wir müssen vor dem Zirkel den Treueeid aussprechen und uns beißen, sowie Dougal und Ceridwen es gemacht haben. Dann hast du die Macht über mich.“
      „Und du über mich“, bemerkte ich leise.
    Nathaniel nickte. „Und Pat wird Emrys an deiner statt töten.“
    Ich ließ mein ganzes Leben Revue passieren, durchleuchtete jeden Aspekt. Was war für Rosewood Hall die beste Lösung? – Auf diese Frage lief es letztendlich hinaus.
    Wenn Emrys starb, blieb alles beim Alten – nur ich hätte mich verändert und würde unter Nathaniels Einfluss stehen.
    Wenn ich starb, löste es eine Kettenreaktion aus – einen Krieg von kurzer Dauer. Gwydion würde König werden und alles zum Guten für Rosewood Hall und das Dorf Rosewood wenden. Emrys würde leben. Und ich würde es durch die Schattenwelt schaffen und zu ihm zurückkehren. Ich würde einen stolzen, freien Zirkel erleben, voller Licht und Gutherzigkeit.
      „Ich will leben“, entgegnete ich meinem Ehemann und sah ihn mit großen Augen an.
    Dieser lächelte glücklich. „Du glaubst gar nicht, wie froh ich über deine Worte bin!“
      „Nach all dem hier“, hauchte ich nahe seinem Mund, „werde ich Isobel töten!“
    Nathaniel riss mich in seine Arme und drückte mich fest, schmiegte sich in die Umarmung, als wolle er mich nie wieder loslassen. „Ich liebe dich, Carys Olwyn Hartscombe!“
      „Ich liebe dich auch, Nate!“ gestand ich und musste nicht überlegen, ob ich log. Ich sprach die Wahrheit. Ich liebte Nathaniel. Und als ich nun erkannte, dass Isobel und Patricia die Drahtzieher der Intrigen waren und Nathaniel nur eine weitere Marionette, da tat er mir leid.
    Ich liebte ihn, aber ich würde ihn nicht retten können. Sein Ehrgeiz, sein Streben nach Macht hatte ihm alles genommen – so wie Tamarisk es prophezeit hatte.

Ich war starr und aus eigener Kraft bewegungsunfähig, als Ceridwen mir die schwarze samtene Robe über die nackten Schultern legte.
    Nannette griff mein Kinn und sah mich eindringlich an. „Mein liebes Kind, wir alle sind sehr stolz auf dich und vertrauen ganz auf die Macht, die in dir steckt!“
      „Meinst du nicht, wir haben ihr zu viel von dem Zeug gegeben?“ fragte nun meine beste Freundin besorgt.
    Meine Großmutter schüttelte den Kopf. „So läuft sie nicht Gefahr, sich doch noch einzumischen. An ihren Händen darf kein Tropfen Blut haften, wenn wir sicher gehen wollen, dass sie in die Schattenwelt gelangt. Aus der Hölle kommt man ohne Opfergabe niemals mehr raus – auch nicht mit Magie.“
    Ceridwen schluchzte auf und streichelte meine Wange. „Ich hab dich so lieb, Carys!“
    Ich konnte sie nur anblicken. Meine Zunge war gelähmt, ebenso wie der Rest meines Körpers.
    Gabriel und Hamish betraten nun mein Zimmer. Letzterer nahm die Hände meiner Großmutter und drückte sie liebevoll, während Gabriel nah vor mir stand.
    Glühend sah er mich an, hob seine Hand und streichelte meine Wange ganz zart. „Ich habe mein Leben für dich verpfändet, Carys Olwyn. Ich bin dein Vasall bis in meinen Tod! Hamish und ich werden dich hinunter in den Ritualraum bringen und dich dort deinem Ehemann übergeben.“ Er beugte sich zu mir und küsste sanft meine Stirn, dann sah er mich voller Bewunderung an. „Komm unversehrt zu uns zurück und sei unser Lachen, unser Licht in der Dunkelheit!“
      Das werde ich, Gabe! Ich komme zu dir und den anderen zurück!
    Gabriel presste die Lippen
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