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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway
Autoren: Ernest Hemingway
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finden, aber ich konnte nichts finden, nicht mal einen Schwammhaken. Ich ruderte zurück, und das Wasser wurde immer klarer, und man konnte auf der weißen Sandbank alles sehen, was raustrieb. Ich sah mich nach Haien um, aber es waren keine da. Einen Hai hätte man schon von weitem gesehen. Das Wasser war so klar und der Sand weiß. Am Skiff befand sich ein Ankerring, und ich schnitt ihn ab und ließ mich über Bord und mit ihm runter. Er trug mich runter zu dem Bullauge und es ging runter, tiefer und tiefer, und ich glitt an der geschwungenen Bordwand lang. Ich mußte den Ring loslassen. Ich hörte ihn einmal aufschlagen, und es kam mir wie ein Jahr vor, bis ich wieder rauf an die Oberfläche des Wassers kam. Das Skiff war mit der Strömung abgetrieben, und ich schwamm zu ihm rüber, während meine Nase ins Wasser blutete, während ich schwamm, und ich war heilfroh, daß keine Haie da waren, aber müde war ich.
    Mein Kopf war wie auseinandergeplatzt, und ich lag im Skiff und ruhte mich aus, und dann ruderte ich zurück. Es war spät am Nachmittag. Ich tauchte noch mal mit dem Schraubenschlüssel, aber es kam nichts dabei raus. Der Schraubenschlüssel war zu leicht. Es hatte keinen Sinn zu tauchen, wenn man nicht einen schweren Hammer hatte oder irgendwas, was schwer genug war, um was auszurichten. Dann befestigte ich den Schraubenschlüssel noch einmal an dem Bootshaken, und ich beobachtete durch das Wasserglas, und ich schlug auf die Glasscheibe ein und hämmerte drauflos, bis der Schraubenschlüssel abging, und ich sah es klar und deutlich durchs Glas, wie er am Schiff entlang glitt und dann von ihm weg und runter auf den Treibsand und in ihn rein. Nun konnte ich gar nichts mehr machen. Der Schraubenschlüssel war weg, und den Ankerring war ich los, also ruderte ich zu meinem Boot zurück. Ich war zu müde, um das Schiff raufzuziehen, und die Sonne stand ziemlich tief. Die Vögel zogen alle ab und verließen das Schiff, und ich nahm Kurs auf Southwest Key mit dem Skiff im Schlepp, und die Vögel flogen vor mir her und hinter mir her. Ich war reichlich müde.
    In jener Nacht begann es wieder zu stürmen, und es stürmte eine Woche lang. Man konnte nicht zu ihm raus. Sie kamen aus der Stadt und erzählten mir, daß es dem Kerl, dem ich den Muskel hatte durchschneiden müssen, gut ging, bis auf den Arm, und ich ging in die Stadt zurück, und ich mußte 500 Dollar Kaution stellen. Es ging schließlich gut ab, weil ein paar von ihnen, Freunde von mir, schworen, daß er mit einer Axt hinter mir her gewesen war, aber bis wir wieder zu dem Dampfer rauskamen, hatten die Griechen ihn aufgesprengt und ausgeräumt. Das Safe kriegten sie mit Dynamit auf. Keiner hat je erfahren, wieviel sie kriegten. Er hatte Gold geladen, und sie kriegten es alles. Sie plünderten ihn bis aufs letzte. Ich hatte ihn gefunden, und ich bekam noch keinen Penny aus ihm raus.
    Es war schon eine beschissene Angelegenheit. Man sagt, das Schiff sei gerade vor dem Hafen von Havanna gewesen, als der Orkan losbrach, und es konnte nicht hinein, oder die Eigner wollten nicht, daß der Kapitän das Risiko lief, wieder zurückzukommen; man sagt, er habe es versuchen wollen; also mußten sie mit dem Sturm mit, und in der Dunkelheit jagten sie vor ihm her und versuchten zwischen Rebecca und Tortugas durch den Golf zu kommen, als sie auf den Treibsand liefen. Vielleicht wurde ihnen das Steuerruder weggerissen. Vielleicht steuerten sie nicht einmal. Aber wie dem auch war, sie konnten nicht gewußt haben, daß es Treibsand war, und als sie aufliefen, muß der Kapitän Order gegeben haben, die Ballasttanks zu öffnen, damit sie festliegen würden. Aber es war Treibsand, in den sie geraten waren, und als sie die Tanks aufmachten, sackte der Dampfer ab mit dem Heck zuerst und legte sich dann auf die Seite. Es waren vierhundertfünfzig Passagiere und die Mannschaft an Bord, und sie müssen alle an Bord gewesen sein, als ich ihn fand. Die müssen die Tanks aufgemacht haben, sobald er auflief, und in der Minute, in der er sich auf den Treibsand niederließ, zog es ihn runter. Dann müssen die Kessel geplatzt sein, und das war’s wohl, woher all die Stücke kamen, die umhertrieben. Es war aber komisch, daß keine Haie da waren. Nicht ein Fisch war da. Ich hätte sie auf dem hellen weißen Sand sehen können.
    Jetzt jedoch gab es massenhaft Fische, schwarze Seebarsche, von der größten Sorte. Der größte Teil des Dampfers ist jetzt unterm Sand, aber sie leben in ihm
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